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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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sofort! Hier können jeden Moment die ersten Gäste für die Vorstellung auftauchen. Ich möchte nicht, dass irgendwer diese Person“, damit meinte sie offenbar Nathaniel Charles, „zu Gesicht bekommt.“
    Gehorsam wie streng gerügte Schüler folgten sie einer leise, aber darum nicht weniger schrill schimpfenden Mrs Keyman in deren Büro. Nicht einmal von Nathaniels vorlauter Art schien ein Rest ü b rig, er trottete mit gesenktem Kopf hinter Valender her und wirkte, als würde er alles geben, wenn nur Mrs Keymans Gemecker enden würde.
    „ Es ist eine Schande!“, rief diese, nachdem sie die Tür zugeschl a gen hatte und sie vor ungewollten Zuschauern sicher waren. „Vale n der, ich bin so enttäuscht von Ihnen. Ich hatte Ihnen von meiner Abneigung Mr Charles gegenüber erzählt – und Sie laden ihn ung e fragt in mein Haus ein?“
    „ Es war meine Idee“, murmelte Cera. Sie fühlte sich unwohl, als sei sie mit Krokodilen in eine enge Grotte gesperrt.
    „ Unser beider“, ergänzte Valender entschlossen. „Weil es eine kleine Chance ist, Miss Yasemine zu finden.“
    Mrs Keyman schnaubte, als wäre ihr das egal, und etwas in Cera drohte plötzlich zu erfrieren. Wie konnte ihre Mentorin sich derart aufregen und gefühlskalt geben. Wollte sie denn gar nicht, dass Yasemine gefunden wurde?
    „ Dieser Mann ist ein Scharlatan!“, schimpfte sie. „Vermutlich hat er selbst mit ihrem Verschwinden zu tun. Geben Sie es zu – Charles! Sie haben immer versucht, mir eine Puppe abzukaufen.“
    „ Für Mrs Macalli s tor“, erklärte Nathaniel tonlos. „Sie wollte sie e r forschen. Doch inzwischen ist ihr das an anderer Stelle gelungen, sie braucht Ihre Puppen nicht mehr. Sie hat nun eigene.“
    „ Davon habe ich gehört.“ Erneut schnaubte die Direktorin und wandte sich dann wieder allein an Valender. „Was ist überhaupt mit diesem Menschen los? Sein Gesicht … seine Augen … er sieht krank aus. Hat er Drogen genommen?“
    Nathaniel grinste nur dümmlich und Valenders Hals verfärbte sich rot, ob aus Scham, Wut oder Frust ließ er niemanden sehen. Ni e mand hatte den Mumm, Mrs Keyman zu gestehen, dass Nathaniel Charles in ihrem Theater Magie gewirkt hatte. Sie hätte ohne mit der Wimper zu zucken die Polizei gerufen.
    „ Darf ich mich einen Moment … hinlegen“, bat Nathaniel mit schwerer, tropfender Stimme und deutete auf die Sofas, die an der gegenüberliegenden Wand des Büros zum Verweilen einluden. „Glaub … mir’s ‘n bisch’n schlecht.“
    „ O gütige Muttergottes, bewahre!“ Mrs Keyman fächerte sich mit der Hand Luft zu. „Wagen Sie es bloß nicht, sich auf meinem fra n zösischen Kanapee zu übergeben.“
    Nathaniel taumelte bereits zu den besagten Möbeln. „Keine Angst. Nur kurz ausruhen, dann …“ Er blieb vor dem Gemälde stehen, das über den Sofas an der Wand hing. „Heiliger Bimbam. Wer bist denn du, und wo hast du meinen schwarzen Zossen her?“
    Mrs Keyman schloss die Lider und legte affektiert die Spitzen von Zeige- und Mittelfingern an die Brauen.
    „ Kopfschmerzen?“, fragte Cera mitfühlend. Dass es ihr schlecht ging, hatte sie nicht gewollt, es tat ihr leid. Sie hätte doch besser mit ihrer Chefin über die Idee gesprochen. Gleichzeitig wusste sie, dass Mrs Keyman das nie zugelassen hätte. Sie mochte magische Puppen mögen – aber Menschen, die Magie wirkten, waren ihr verhasst.
    Mrs Keyman seufzte. „Es geht gleich wieder. Es ist bloß die En t täuschung. Diese abgrundtiefe Enttäuschung. Sie raubt mir meine Kraft. Ach, aber ich bin den Kummer gewöhnt, sorgt euch nicht – nicht zu stark, es wird mich nicht umbringen.“
    „ Lyss, es lag wirklich nicht in unserer Absicht …“, sagte Valender, aber Mrs Keyman ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
    „ Ich weiß, ich weiß, meine Hübschen. Ach, aber ausgerechnet Nathaniel Charles.“ Sie senkte die Stimme, sodass der Genannte nicht hören konnte, was sie sagte. Es hätte ihn vermutlich ohnehin nicht mehr interessiert. Er betatschte gerade das Bild, das vermutlich einen gewichtigen Urahn der Keymans zeigte, und murmelte leise Worte vor sich hin. Cera war erschüttert. Der arme Mann war vol l kommen neben der Spur.
    „ Wisst ihr denn nicht, was man sich über ihn erzählt?“, flüsterte Lyssandra Keyman. „Er hat mit Leichenraub und Grabschändungen zu tun gehabt.“
    Cera entfuhr ein leiser Laut. Die Artikel über die aufgebrochenen Gräber! Urplötzlich kam ihr die Gewissheit, dass sie nichts über di e sen

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