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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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kommt und sie sich ansieht?“
    Cera nickte, wusste aber, dass dazu keine Veranlassung bestand. Sie würde es „vergessen“ und an ihrem schlechten Gewissen kna b bern, damit Mrs Keyman eine Nacht lang Ruhe hatte.
    „ Sei nicht enttäuscht, Cera. Du kannst ja morgen mit ihr spr e chen.“
    „ Das werde ich. Danke, Mr Keyman.“
    Sie wandte sich um und trottete zurück, in Richtung Foyer. Doch dorthin durfte sie nun nicht gehen, das sagte ihr eine intuitive Sti m me. Er war dort.
    Verwirrt und verunsichert schlich sie zu dem einzigen Ort, an dem sie sich jetzt noch sicher fühlen konnte, um in Ruhe nachzudenken: zur Damentoilette.
    Es beruhigte sie beinah e , dort die schemenhafte Kontur des Ve r blichenen Louis zu entdecken, der hin und wieder durchs Theater spukte und sich nach den Vorstellungen immer diskret in einer e i gens für ihn abgesperrten Toilette versteckte, um keine Gäste zu e r schrecken. Es tat Cera wohl, in ihm ein durchscheinendes, aber z u mindest vertrautes Gesicht zu erkennen, und wie es seine Art war, bemerkte er sofort, dass sie beunruhigt war.
    „ Kennen Sie das Gefühl, Louis, jemand wäre in Ihrer Nähe und würde Sie bedrohen, ohne dass Sie die Person sehen können?“, fra g te sie.
    „ Bedaure, Miss Cera, das kenne ich nicht. Allerdings verursache ich es von Zeit zu Zeit, das lässt sich leider nie ganz verhindern, egal, wie viel Mühe ich mir gebe.“
    Cera musste lächeln. Der gute Louis. Es gelang ihm immer, sie aufzumuntern. „Ich fürchte nur, in meinem Fall handelt es sich nicht um einen Verblichenen, sondern um eine viel … grobstofflichere Gefahr.“
    „ Miss Cera, das klingt schrecklich.“ Vor Entrüstung schimmerte sein elegantes Jackett in viel deutlicherem Grün als gewöhnlich. Er fuhr sich mit der Hand über den Rüschenkragen, der erahnen ließ, dass Louis‘ Tod eine Weile her sein musste, immerhin waren R ü schen bei Männern seit vielen Jahren aus der Mode. „Wäre es eine Hilfe für Sie, wenn ich mich ein wenig im Theater umschaue?“
    „ Das würde mich sehr beruhigen, Louis. Aber seien Sie vorsichtig. Ich möchte nicht, dass Mr oder Mrs Keyman Sie erwischen und im schlimmsten Fall hinauswerfen.“
    „ Dazu müssten sie schon einen Exorzisten herbestellen“, ließ der Verblichene ritterlich verlauten und entschwand elegant gleitend aus der Damentoilette.
    Cera schloss sich vorsichtshalber ein, setzte sich auf einen mit al t rosafarbenem Plüsch überzogenen WC-Deckel und stützte die El l bogen auf die Knie. Mit in die Handflächen abgelegtem Gesicht überdachte sie, was sie nun tun könnte.
    Vielleicht hätte sie Mrs Keyman doch von dem Überfall im Park erzählen sollen. Dann hätte diese ihr sicherlich zugestanden, jederzeit zu ihr zu kommen. Trotz Migräne. Sie überlegte, gegen den Willen des Direktors zum Büro zu laufen. Mrs Keyman würde es verstehen und ihr nicht böse sein. Mr Keyman dagegen … Er war ein ruhiger, besonnener Mann, solange seine Laune gut war. Doch handelte man gegen seine Anweisungen, wurde er zum Choleriker. Er würde es über sich bringen, Cera das morgendliche Aufziehen ihres Uhrwerks vorzuenthalten. Und spätestens dann war sie jedem Angreifer hilflos ausgeliefert.
    Nein, sich jetzt gegen sein Wort aufzulehnen, war keine Option. Sie musste sich fügen, trotz der Angst vor … ach, wenn sie es doch nur wüsste, vor wem genau sie sich so fürchtete.
    Jemand öffnete die Tür. Cera stellte das Atmen ein und hob die Füße an, um von außen nicht gesehen zu werden. Eine Person b e nutzte eine der vier Toiletten, spülte und ging, ohne sich die Hände zu waschen, wieder hinaus. Cera entspannte sich wieder und grübelte weiter.
    Wer war der Mann, der sie töten wollte? Kein bekanntes Gesicht, so viel stand fest. Beim Angriff im Park hätte sie ihn wiedererkannt, wenn sie ihn zuvor schon einmal gesehen hätte. Inzwischen schloss sie sogar aus, dass beide Angreifer dieselbe Person waren, auch wenn ihr der Gedanke missfiel. Es hatte Unterschiede zwischen ihnen g e geben; Unterschiede, die sie in der Dunkelheit und in den kurzen Momenten voller Schrecken nicht hatte greifen, sondern nur erahnen können. Aber sie waren da. Es mussten zwei Männer sein, die ihr nachjagten. Zwei. Das war ein deutlich böserer Gedanke, als einem einzelnen Feind gegenüberzustehen, und das fand sie schon schlimm genug.
    Zwei Männer. Einer mit einer synthetischen Hand, einer schlecht gearbeiteten, ungeschickten synthetischen Hand. Und einer, der ein

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