Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
Kraft über alle Unterschiede in unserer Herkunft, Bildung und sozialen Situation zugesprochen werden kann.
Die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und die Förderung des Verständnisses zwischen
Menschen unterschiedlicher Kulturen gehören zu den zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Deshalb sucht die Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung hier unablässig nach Projektideen, mit dem Ziel, möglichst viele Institutionen, Vereine, Verbände, Stiftungen und individuelle Initiativen und ihre Verantwortungsträger zu entsprechendem Handeln zu motivieren. Entscheidendes Kriterium dabei ist, dass die Kinder und Jugendlichen in jeder Phase des Projekts aktiv an dessen Realisierung beteiligt werden und den Projekten im Sinne der gesellschaftlichen Integration eine echte Vorbildfunktion zukommt.
Auch in der regionalen Kultur- und Nachwuchsarbeit bleibt viel zu tun. Mir liegt dabei der 2007 gegründete Knabenchor Gütersloh besonders am Herzen. Inzwischen singen hier mehr als sechzig Jungen im Alter von sechs bis dreizehn Jahren mit. Je nach Alter findet ein- bis zweimal wöchentlich eine Chorprobe statt, darüber hinaus erhalten die Kinder Kleingruppen- oder Einzelunterricht. In Chorwochenenden und Chorfreizeiten wird nicht nur das Erarbeitete vertieft, sondern auch die bestehende Gemeinschaft gezielt gefördert. Erste Reisen ins europäische Ausland, eine Reihe von öffentlichen Konzerten und sogar TV-Auftritten zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Wer später als Künstler Erfolg haben will, fängt oft in frühester Jugend an. Doch nicht nur die Förderung der musikalischen Grundausbildung, sondern auch die Begleitung und künstlerische Förderung bereits entdeckter Talente gehört zu den wichtigen MaÃnahmen, um das einmal entdeckte kulturelle Potenzial zu schützen und weiterzuentwickeln. Die Erfahrungen unseres Wettbewerbs »Neue Stimmen« haben mir gezeigt, wie wichtig diese Aufgabe ist, wenn wir unsere kostbaren jungen Talente im harten
Konkurrenzkampf um bedeutende Engagements nicht gleich wieder verlieren wollen. Nicht wenige junge Stars lassen ihrer Stimme zu wenig Zeit zum Reifen, werden mit anspruchsvollen Partien zu früh verheizt und bleiben nach wenigen Jahren mit einem ruinierten Organ zurück.
Dem wollte ich entgegensteuern, weshalb die Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung seit 2007 an der Finanzierung des Internationalen Opernstudios an der Staatsoper Unter den Linden beteiligt ist. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Daniel Barenboim bereitet das Opernstudio besonders vielversprechende Nachwuchssänger auf eine Laufbahn am Musiktheater vor.
Im Mittelpunkt unserer Förderung der Gesangstalente steht die Reifung ihrer künstlerischen und persönlichen Entwicklung. Neben dem Einsatz in kleinen und mittleren Partien an Produktionen der Staatsoper und dem gezielten Rollenstudium beinhaltet die Studioarbeit Gesangsworkshops, Einzelunterricht mit namhaften Sängern und Dirigenten, Dialog- und Rezitativarbeit, Körper- und Bewegungstraining, Schauspiel- und szenischen Unterricht sowie ein regelmäÃiges Feedback zum Stand der Entwicklung. Das Opernstudio gibt den Nachwuchssängern die Chance, reguläre Ensemblearbeit in einem geschützten Raum kennenzulernen. Hier können sie ihre musikalische und künstlerische Persönlichkeit behutsam entwickeln und ausprobieren.
Für mich hat sich mit der Gründung meiner Kultur- und Musikstiftung ein persönlicher Traum erfüllt. Daniel Barenboim schreibt in seiner Autobiografie, dass wir mithilfe der Musik »etwas über uns selbst, unsere Gesellschaft, die Politik â kurz gesagt etwas über uns als Menschen erfahren können«. 56 Dem kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen.
EINE FRAGE DES GLAUBENS. RELIGIOSITÃT UND GEISTIGE ORIENTIERUNG IN EINER GLOBALISIERTEN WELT
Meine Kindheit war stark vom katholischen Glauben geprägt. Jeden Morgen mussten meine Geschwister und ich noch vor der Schule an der Sieben-Uhr-Andacht in unserer Kirche teilnehmen. Wie oft habe ich da bitterlich gefroren und mir den Schlaf aus den Augen gerieben. An Weihnachten mussten wir sogar schon um fünf Uhr früh im Gottesdienst sein.
Die täglichen Andachten waren meine Sache nicht, ebenso wenig wie das in unserem Hause selbstverständliche Tischgebet. Wir Geschwister mussten es abwechselnd vorsprechen. Wenn ich an der Reihe war, machte ich
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