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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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wüssten«, sagte ich in beiden Fällen.
    Den Knaller aber besorgte ich mir im Musikladen in der
Bergheimer Straße: ein Fagottmundstück. Es war nicht mal so teuer. Nur der
junge Verkäufer machte mich kirre mit seinen Fragen.
    »Was für eines wollen Sie denn? Eher hart, eher weich? Ein
Konzert- oder ein Probenmundstück? Für einen Profi oder einen Amateur?«
    »Profi natürlich, was glauben Sie? Der Rest ist egal.«
    »Wie, egal?«
    »Geben Sie mir einfach ein Profimundstück. Irgendeins.«
    »Aber gerade Profis brauchen verschiedene. Je nach Situation,
verstehen Sie?«
    »Irgendeins. Es ist eher zum Angucken als zum Spielen
gedacht.«
    »Wie bitte? Nur zum Angucken?«
    Ich nickte erschöpft. Endlich kapierte er, was ich wollte. Er
ging ins Lager, um mit hochrotem Kopf und dem gewünschten Mundstück
zurückzukommen.
    »Wir führen nur noch ein Standardmodell«, sagte er kleinlaut.
»Tut mir leid. Das wusste ich nicht.«
    »Ist es ein Konzert- oder ein Probenmodell?«, fragte ich
bissig, klopfte ihm aber im nächsten Moment versöhnlich auf die Schulter. Er
hatte es ja gut gemeint, der Junge.
    Wie schade, dass ich nicht mehr in Diensten der alten
Wonnegut stand. Ihr hätte ich Blumen, Pralinen und Mundstück gerne in Rechnung
gestellt. Vielleicht würde ich Cordula dafür blechen lassen.
    Kurz vor Mittag traf ich
im Theater ein. Ich benutzte den Hintereingang, grüßte den Pförtner wie einen
alten Kumpel und trat den Weg durch das unterirdische Labyrinth an. Als die
Musiker den Probenraum verließen, stand ich mit meinem großen Strauß neben der
Tür, Augenzwinkern und spöttische Bemerkungen erntend.
    »Der ist jetzt aber nicht für mich«, sagte die Frau mit dem
Prügel.
    »Für wen sonst?« Ich reichte ihr den Strauß und griff nach
ihrem Instrumentenkoffer. »Nehmen Sie lieber die Pralinen, bevor die Streicher
auf den Geschmack kommen.«
    »Mir hat noch nie jemand Rosen geschenkt«, sagte ein Hornist
im Vorbeigehen. »Nicht mal bei Jugend musiziert .«
    »Und das hier«, erklärte ich, »ist eine Art Anzahlung auf die
kaputten Mundstücke. Wenn Sie mir Ihren Instrumentenbauer nennen, besorge ich
Ihnen neue. Hart oder weich, Probe oder Konzert, egal.«
    Sie lachte. Eine Frau mit Humor, das hatte ich gleich
gesehen. Auch dass sie verheiratet war, hatte ich mir gedacht. Ihr Ehemann rief
auf ihrem Handy an; sie sagte ihm, dass es ein paar Minuten später werden
würde. Ja, die Kleinen würde sie trotzdem abholen.
    Und dann waren wir endlich allein. Sie hatte uns in eine kleine,
fensterlose Übebox gelotst, halb zugestellt mit Kisten und Koffern. An der Wand
ein hoher Spiegel, daneben ein Rollkleiderständer mit klappernden Bügeln.
    »Sagen Sie nicht, dass Sie mich bloß wegen der Mundstücke
sprechen wollten.«
    »Nein.« Ich reichte ihr meine Karte. »Wissen Sie, ich brauche
dringend jemanden, der mich berät. Und weil ich mich bei Ihnen schon so
grandios eingeführt hatte, dachte ich, hier kann ich nicht noch mehr falsch
machen.«
    »Es geht um die drei Morde.«
    »Vor allem um den ersten. Und Sie können mir von allen
vielleicht am besten weiterhelfen.«
    »Nicht ohne Pralinen«, sagte sie und riss das Papier von der
Schachtel. »Und Sie essen auch ein paar.«
    Wir schafften fast die gesamte Packung.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

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    Vielleicht war es doch zerlaufener Camembert. Ein
Selbstporträt des Künstlers als warmer Käse. Jedenfalls gefiel mir Nagels
Kleckserei, nachdem sie wieder ordentlich an ihrem Platz hing, immer besser.
Gegen sie konnte Cordula Glaßbrenners überteuertes Blumenaquarell einpacken.
Dort erkannte man zwar gleich, was der Maler darstellen wollte, aber seit wann
hatte Kunst realistisch zu sein? Realistisch bin ich selbst, da brauche ich
keine Blumen an Wand. Außerdem verbarg sich meines Wissens hinter Cordulas Bild
kein Safe.
    »Was machen Sie denn da?«, hörte ich Nagels Stimme.
Verdattert stand er auf der Schwelle zu seinem Wohnzimmer.
    »Das hier wollte ich Ihnen zurückgeben«, sagte ich und
reichte ihm den Haustürschlüssel aus Barth-Hufelangs Sekretariat. »Tut mir
leid, dass ich nicht geläutet habe. Es war zu verlockend.«
    Auch Covet gesellte sich zu uns. »Ich habe dich gar nicht
reinkommen gehört«, sagte er, ein Glas Rotwein in der Hand.
    »Das war Absicht. Wenn Sie nichts dagegen haben«, wandte ich
mich an Nagel, »das heißt, wenn Sie mich jetzt nicht rausschmeißen,

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