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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Preis. Einerseits
Krawallbrüder, andererseits Yuppies. So schlecht finde ich ihren Ansatz nicht.
Bloß die Performance gestern Abend ging in die Hose.«
    »Warst du dort?«
    »Sogar freiwillig. Ich bin der Einzige, der nicht über die
Morde schreiben will. Mein Kollege fiel mir um den Hals, als ich ihm anbot, den
Termin wahrzunehmen.«
    »Und warum ging der Auftritt in die Hose?«
    »Die fünf waren total verkrampft. Da kam nichts rüber. Laut,
aber unecht.«
    »Nicht authentisch, wie?«
    »Außer mir waren sieben Leute da, darunter die Mutter des
Jüngsten. Die flüchtete in der Pause mit knallrotem Kopf.«
    »Wahrscheinlich fürchtete sie, ihr Sohn könne dummes Zeug
anstellen. Und das zurecht. so es die kunst verlangt, hat blut zu flieszen .«
    »Sprüche«, winkte Covet ab.
    »Ja, Sprüche. Verdammt martialische Sprüche. Hier: der weg
zur aesthetik führt über das authentische. das leben beim schopfe packen. das
verbürgerlichte ausmerzen. der dritte weltkrieg hat bereits begonnen – wir sind
seine ersten freiwilligen .«
    »Wie ich schon sagte: nicht wörtlich nehmen. Das sind Sätze,
die innerhalb eines ganz bestimmten Kontexts stehen. Da geht es um das
Verhältnis von Kunst und Realität, nicht um die Realität selbst. Für
Außenstehende klingt das natürlich brutal.«
    »Und wenn nun einer der fünf kurzzeitig die Orientierung
verliert? Wenn er diese Sätze aus dem Kontext reißt und sie einem Unschuldigen
um die Ohren pfeffert?«
    »Hör auf.«
    »Dann frag mal deinen Hinterkopf.«
    Stille. Covet starrte mich an. »Wie bitte? Willst du damit
sagen …«
    »Aber sicher. Das Nesthäkchen des Quintetts, der Benjamin,
der wars.«
    »War was?«
    »Gestern hat er es mir gestanden. Freiwillig sozusagen. Die
fünf fanden es spannend, einen echten Doppelmörder in Heidelberg zu haben. Voll
authentisch eben. Und weil sie noch ein paar Real-life-Bilder für ihren
Auftritt brauchten, überredeten sie den Kleinen, hier einzusteigen, solange
sich der Hausherr in U-Haft befand. Stand ja alles in der Zeitung.«
    »Und der hat mich niedergeschlagen?«
    »Richtig. Sein Kumpel, der draußen im Auto wartete, warnte
ihn. Gab es gestern Abend keine Videosequenzen aus dem Klingelhüttenweg?«
    »Wenn ich das gewusst hätte«, knirschte Marc. »Ich hätte den
Kerl eigenhändig von der Bühne geholt. Der kann sich auf eine Rezension gefasst
machen!«
    »Wahrscheinlich waren die Jungs deshalb so verkrampft. Sie
haben dich erkannt.«
    »Und was hat das Ganze mit den Morden zu tun?«, fragte Bernd
Nagel.
    »Am Sonntagabend gab es eine kleine Auseinandersetzung
zwischen mir und den fünf Freunden. Sie waren gelangweilt, angefressen und
hatten nichts Besseres zu tun, als mir Ihr Foto zu klauen. Und was passiert? Am
nächsten Tag starrt ihnen der Mensch von dem Foto aus der Zeitung entgegen. Im
Zusammenhang mit einer Mordsache. Ein Zeichen! Daraus müsste doch etwas zu
machen sein. Nachmittags treffen sie sich und beschließen zu handeln. Zwei von
ihnen springen ins Auto, fahren nach Schlierbach und kommen gerade noch
rechtzeitig, um zu sehen, wie Sie von zwei Polizisten abgeführt werden. Pech
gehabt!«
    Nagel starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Gleich darauf trifft Woll ein. Was er von Ihnen will? Keine
Ahnung. Vielleicht sucht er Streit, vielleicht will er mit Ihnen über seine
Ex-Frau reden. Unsere Aktionisten im Auto reden sich in Rausch: Wie blöd, dass
der Mörder abgeholt wurde. Wo doch schon ein neues Opfer vor seiner Tür steht,
ein schönes, authentisches Opfer. Soll man mit leeren Händen zu den Kumpels
zurückkehren? Da brennt bei einem der beiden die Sicherung durch. Er stürzt aus
dem Auto und macht aus dem erfundenen Opfer ein echtes. kunst kommt vor
moral. Woll kriegt eins über den Schädel und wird in den Wald gebracht.«
    »Das ist doch komplett zusammenfantasiert«, stöhnte Marc.
»Oder haben die Jungs das auch gestanden?«
    » so es die kunst verlangt, hat blut zu flieszen «,
sagte ich. »Ist doch fast ein Geständnis. der dritte weltkrieg hat bereits
begonnen. «
    »Slogans sind das eine, Mord etwas ganz anderes.«
    »Und wenn ich dir sage, dass Wolls Mazda immer noch in
Schlierbach steht? Hier vor dem Haus?«
    Covet schwieg.
    »Außerdem, was heißt schon Mord? Überhitzte Fantasien, eine
Kurzschlusshandlung, und schon fährt man mit einem gefesselten, ohnmächtigen
Opfer im Kofferraum hoch in den Wald. Woll wird zum Kunstobjekt, man macht
einen

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