Schlussblende
gesprochen … an den Namen kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern … und ihr gesagt, daß DC Bowman mich gern am Samstag zwischen halb zehn und zwölf zu Hause aufsuchen könne.«
»Sehr großzügig, wenn man bedenkt, was für ein vielbeschäftigter Mann Sie sind«, sagte Wharton.
Vance hob die Augenbrauen. »Ich bin den Behörden immer gern behilflich, wenn ich kann. Und an diesem Samstag war’s für mich nicht mal eine Störung. Ich wollte sowieso nur privaten Postkram aufarbeiten, dann in mein Cottage in Northumberland fahren und mich früh aufs Ohr legen. Für Sonntag war nämlich ein Halbmarathon vorgesehen. In Sumberland, zugunsten wohltätiger Zwecke, Sie verstehen.« Er lehnte sich zufrieden zurück. Der Constable machte sich, wie Vance bemerkt hatte, eifrig Notizen, so daß nunmehr aktenkundig war, daß er mit dieser unappetitlichen Bowman-Geschichte nichts zu tun haben konnte.
»Wann ist DC Bowman hier angekommen?« fragte Wharton.
Vance sah Micky hilfesuchend an. »Oh, wann war das? Du wolltest gerade gehen, nicht wahr?«
»Das ist richtig«, bestätigte sie. »Das muß ungefähr um halb zehn gewesen sein. Betsy könnte Ihnen das wahrscheinlich genauer sagen, sie ist die einzige in diesem Haus, die auf Uhrzeiten achtet. Wir waren auf dem Sprung, und Jacko hat oben noch telefoniert. Ich habe sie reingebeten, ihr gezeigt, wo sie auf ihn warten konnte, und dann waren wir weg.«
»Sie hat höchstens zwei, drei Minuten warten müssen«, schloß Jacko sich an. Nahtlos wie in einer perfekten Fernsehshow, ging ihm durch den Kopf. »Sie hat sich wegen der Störung am Wochenende entschuldigt, aber ich hab ihr gesagt, daß wir in dem Job kein richtiges Wochenende kennen. Wir nehmen uns, wenn sich gerade mal eine Lücke ergibt, ein paar Stunden frei, aber das ist selten genug.« Er legte Micky den Arm um die Schultern. »Nicht wahr, Liebling?«
»Du sagst es«, seufzte sie.
Wharton hüstelte verlegen. »Würden Sie mir sagen, worüber DC Bowman mit Ihnen sprechen wollte?«
»Was?« fragte Micky. »Das wissen Sie nicht? Da nimmt ein Police Officer den weiten Weg von Yorkshire nach London auf sich und weiß nicht mal, worum es geht?«
Wharton rutschte unruhig im Sessel hin und her und fixierte einen Punkt zwischen den beiden breiten Fenstern. »Nun, DC Bowman war, wie schon gesagt, zu einer neuen Dienststelle abkommandiert. Sie konnte, um es ganz offen zu sagen, überhaupt keinen Ermittlungsauftrag haben. Wir glauben zu wissen, woran sie gearbeitet hat, aber es wäre uns eine hilfreiche Bestätigung, wenn Sie kurz schildern könnten, was Sie an jenem Samstag vormittag mit ihr erörtert haben, Mr. Vance.«
»Kein Problem«, sagte Vance. » DC Bowman sagte mir, sie bearbeite eine Reihe von Fällen, bei denen es um – wie hat sie sich ausgedrückt? – vermißt gemeldete Mädchen im Teenageralter ging. Sie vermutete, daß sie von ein und derselben Person von zu Hause weggelockt wurden. Zufällig hat es sich so ergeben, daß einige dieser Mädchen kurz vor ihrem Verschwinden bei einem meiner öffentlichen Auftritte waren, und das hat sie zu der Frage geführt, ob es womöglich einen Irren gäbe, der’s auf meine Fans abgesehen hat. Sie hat mir Fotos der Mädchen gezeigt, für den Fall, daß ich beobachtet hätte, wie sie sich mit irgend jemandem unterhalten haben.«
»Jemandem aus Ihrem Begleitteam, meinen Sie?« fragte Wharton, froh darüber, daß ihm der Ausdruck rechtzeitig eingefallen war.
Vance lachte in sattem Bariton. »Tut mir leid, Inspector, so was wie ein Begleitteam habe ich gar nicht. Ich werde von einer kleinen Gruppe ortsansässiger Helfer unterstützt. Wissen Sie, es geht bei meinen öffentlichen Auftritten darum, Geld für karitative Zwecke zu sammeln, da müssen wir die Personalkosten so niedrig wie möglich halten. Das hab ich auch DC Bowman erklärt. Es gibt einen kleinen Kern von etwa einem Dutzend Fans, die mir nahezu überallhin nachreisen – etwas verschrobene Leute, aber nach meiner Einschätzung absolut harmlos.«
»Man braucht solche Leute«, bestätigte Micky, »ohne sie wäre man verloren. Ein wenig verschroben, wie Jacko schon sagt, die Männer in Anoraks und die Frauen in Polyesterhosen und Acrylpullovern und mit unmöglichem Haarschnitt. Nicht gerade die Typen, mit denen ein Teenager davonlaufen würde.«
»Genauso hab ich es DC Bowman geschildert«, griff Jacko die Darstellung seiner Frau auf. Wirklich gekonnt, wie wir uns die Bälle zuspielen, dachte
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