Schlussblende
Dr. Hill, er ist sauber.«
»Jacko Vance erzählt Ihnen, er hätte Shaz Bowman beim Weggehen freundlich nachgewinkt, und damit ist die Sache für Sie erledigt? So einfach ist das?«
»Es gibt keinen Grund, etwas anderes anzunehmen.«
»Der letzte, der sie lebend gesehen hat?« fragte Tony. »Hakt man da gewöhnlich nicht etwas genauer nach?«
»Sie haben sich, soweit wir wissen, nicht gekannt, Vance genießt einen untadeligen Ruf, und die Bowman hat das Haus, zwölf Stunden bevor das Verbrechen begangen wurde, verlassen«, sagte Wharton mit eisiger Schärfe. »Außerdem handelte es sich um die Begegnung zwischen einem einarmigen Behinderten und einer jungen, kräftigen, gut durchtrainierten Polizistin.«
»Fand das Gespräch zwischen Vance und Shaz Bowman in Anwesenheit eines Zeugen statt, oder waren die beiden allein?«
»Vance’ Frau hat die Bowman hereingebeten, dann ist sie weggefahren. Bowman und Vance waren also allein. Aber das bedeutet nicht automatisch, daß er lügt. Ich bin lange genug in dem Geschäft, und ich merke, wenn mir einer was vorlügt. Sie nehmen den falschen Mann aufs Korn, Dr. Hill. Ich nehm’s Ihnen nicht übel, daß Sie versucht haben, uns von Ihren Leuten abzulenken. Trotzdem, wir halten uns an die, die die Bowman gut gekannt haben.«
»Danke für die Information«, sagte Tony und legte auf. Jedes weitere Wort wäre vertane Zeit gewesen. Er fand es immer wieder verblüffend, wie blind Menschen sein konnten. Nicht, daß Wharton ein ausgemachter Trottel gewesen wäre, er war einfach trotz seiner vielen Jahre im Polizeidienst in der Vorstellung befangen, daß jemand wie Jacko Vance keine Gewaltverbrechen beging.
Im Grunde hatte er mit Whartons Einstellung rechnen müssen. Die Polizei konnte ihm nicht recht geben, nur um Shaz Bowman zu rächen. Aber er war mehr als vorher davon überzeugt, daß Jacko Vance der Mörder war. Die Theorie von einem aus Vance’ Umfeld konnte er vergessen. Wenn außer Vance niemand bei dem Gespräch mit Shaz dabeigewesen war, konnte sich, nachdem sie sein Haus verlassen hatte, nur Vance an ihre Fersen geheftet haben.
Er griff wieder zum Telefon und tastete eine Nummer ein, die er im Branchenverzeichnis gefunden hatte. Als sich die Vermittlung meldete, bat er: »Stellen Sie mich bitte zum Produktionsbüro von
Morgan am Mittag
durch.«
John Brandons Finger spielten mit dem Henkel des Kaffeebechers. »Schön finde ich das nicht, Carol«, gestand er und hob, als Carol etwas erwidern wollte, abwehrend die Hand. »Sie auch nicht, das kann ich mir denken. Es ist nicht gerade naheliegend, sich bei solchen Ermittlungen ausgerechnet auf Feuerwehrleute zu fixieren. Ich kann nur hoffen, daß wir hier keinen fürchterlichen Fehler begehen.«
»Tony Hill hatte schon einmal recht«, sagte Carol. »Und seine Schlußfolgerung ist einleuchtender als alle anderen, die wir erwogen haben.«
Brandon zog eine Miene wie ein an der Welt verzweifelter Bestattungsunternehmer. »Es ist so ein bedrückender Gedanke, daß jemand mutwillig Leben aufs Spiel setzt, wenn er sie eigentlich retten soll, und das für lächerlich wenig Geld.« Er trank einen Schluck Kaffee. Gewöhnlich bot er Carol auch einen an, daß er’s heute vergessen hatte, bewies, wie tief der Schock über ihre Einschätzung der Lage saß. »Also gut. Halten Sie mich bitte auf dem laufenden. Und ehe es zu einer Festnahme kommt, möchte ich unterrichtet werden.«
»Selbstverständlich. Und … da wäre noch etwas anderes.«
»Kommt jetzt die gute oder die schlechte Nachricht?«
»Ich glaube, die schlechte haben wir abgehakt, Sir. Je nachdem, was Sie von der anderen Sache halten.« Ihr Lächeln wirkte nicht sehr fröhlich.
Chief Constable Brandon seufzte. »Dann lassen Sie mal hören.«
»Es betrifft wiederum Tony Hill. Ich nehme an, über den Mord in seiner Profilergruppe sind Sie unterrichtet.«
»Eine schreckliche Sache. Einen Officer aus dem eigenen Team zu verlieren ist das Schlimmste, was ihm widerfahren konnte.« Dann stutzte er. »Aber was hat das, abgesehen von der persönlichen Betroffenheit, mit uns zu tun?«
»Offiziell gar nichts.«
»Und inoffiziell?«
»Tony hat Schwierigkeiten mit West Yorkshire. Offenbar halten sie ihn und seine Lehrgangsteilnehmer für die Hauptverdächtigen. Ohne triftigen Grund. Tony glaubt, daß sie andere Spuren willkürlich vernachlässigen, und will nun, da die offiziell Zuständigen Scheuklappen vor den Augen haben, von sich aus Ermittlungen
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