Schlussblende
dort, sozusagen zwischen dem von Carol zugewiesenen Raucherterritorium und dem rauchfreien Wohnzimmer, eine zu paffen. »Ist mir soweit klar«, sagte er. »Aber was sind denn nun unsere Aufgaben?«
»Wir müssen seine Exverlobte unter die Lupe nehmen, diese Jillie Woodrow. Und derjenige, der Jillie befragt, sollte sich am besten auch um die Recherchen zu Vance’ früher Jugend kümmern – Familie, Nachbarn, Freunde, Lehrer und örtliche Bobbies, inklusive derer, die inzwischen im Ruhestand sind. Simon, würden Sie das übernehmen?«
Simon sah ihn unsicher an. »Was soll ich da genau machen?«
Tony tauschte einen Blick mit Carol. »Finden Sie einfach soviel wie möglich über Vance raus«, sagte Carol. »Wenn Sie einen Vorwand brauchen, erzählen Sie den Leuten, Vance hätte anonyme Drohungen erhalten, und wir nähmen an, daß das irgendwie bis in seine Jugendzeit zurückginge. Jillie dürfen Sie damit natürlich nicht kommen. Da könnten Sie andeuten, daß es um Anschuldigungen geht, die von einer Prostituierten erhoben wurden. Und um sie aus der Reserve zu locken, lassen Sie durchblicken, daß Sie das Ganze für üble Verleumdung halten.«
»Okay. Und wo finde ich das Herzchen, wenn ich nicht das gesamte Melderegister durchblättern will.«
»Darauf komme ich gleich«, sagte Tony. »Leon, Sie möchte ich auf die Zeit kurz vor und nach Vance’ Unfall, bis in die Anfänge seiner Fernsehkarriere ansetzen. Versuchen Sie, seinen alten Trainer aufzutreiben, und Leute, die Vance aus seiner Zeit als Rundfunkreporter kennen, Athleten, die zur selben Zeit in der britischen Nationalmannschaft waren – und so weiter. Alles klar?«
Leon nickte verbissen. »Drücken Sie sich die Daumen, daß mir der Kerl dabei nicht persönlich über den Weg läuft. Sonst tut’s Ihnen womöglich leid, daß Sie mir den Auftrag gegeben haben.«
»Kay, Sie klappern die Eltern der Mädchen aus Shaz’ Siebenergruppe ab. Fragen Sie sie aus, als wären sie vorher nie befragt worden. Alles, was Shaz unter MISPER .001 gespeichert hat. Und alles, was Sie bei der Gelegenheit über Jacko Vance erfahren können.«
»Die örtlichen Behörden werden überglücklich sein, daß sich endlich mal jemand um ihre ungelösten Fälle kümmert«, warf Carol sarkastisch ein. »Wenn Sie Glück haben, hören die Ihnen sogar ein paar Sekunden zu.«
»Halb so wild«, sagte Tony ungerührt. »Zumal Ihnen DCI Jordan den Weg ebnet. Sie spricht vorher mit den Dienststellenleitern der zuständigen Polizeistationen und besorgt auch sämtliche anderen Informationen, die wir brauchen. Beispielsweise, wo Jillie Woodrow sich derzeit aufhält.«
Carol starrte ihn mit offenem Mund an. Was Kay, Leon und Simon mit dem hämischen Vergnügen verfolgten, mit dem Kinder gewöhnlich Ohren und Augen aufsperren, wenn sich zwischen Erwachsenen ein Streit anbahnt. »Na großartig«, sagte Carol schließlich, »da ich sonst kaum was zu tun habe, werd ich das mit Vergnügen übernehmen. Darf ich fragen, was Sie machen, Tony, während wir uns den Buckel krumm schuften?«
Tony griff nach einem Sandwich, prüfte den Belag, schien zufrieden zu sein und sagte mit einem scheinbar von jeglicher Häme freien Lächeln: »Ich schüttle inzwischen das Bäumchen.«
Detective Inspector Colin Wharton erinnerte Micky irgendwie an einen der schrägen Vögel aus den Krimis, mit denen die Fernsehsender das Loch zwischen Spätnachrichten und Sendeschluß füllten. Irgendwann mochte er auf seine knorrige Art ein ansehnlicher Bursche gewesen sein, doch nun hatte der Alkohol seine Züge aufgeschwemmt, und die schweren Tränensäcke unter den blauen Augen kamen sicher auch nicht von ungefähr. Wahrscheinlich zum zweiten Mal verheiratet, dachte sie, wieder mit denselben Problemen wie beim ersten Mal, nur, jetzt kamen noch ständige Streitereien mit den zu Teenagern herangewachsenen Kindern aus erster Ehe und das eine oder andere körperliche Wehwehchen dazu. Micky schenkte ihm ihr gewinnendes, an etlichen hundert Studiogästen erprobtes Lächeln. Wharton fuhr, wie nicht anders erwartet, voll darauf ab. Sein Assistent, Detective Constable Sidekick, schien ohnehin nur noch das letzte Quentchen Mut zu fehlen, bevor er seinem Herzen einen Stoß gab und sie um ein Autogramm bat.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Jacko muß jeden Moment dasein. Steckt vermutlich im Stau. Genau wie Betsy, meine persönliche Assistentin.«
»Nun«, meinte Wharton, »wenn Sie einverstanden sind, könnten wir schon
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