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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Erfahrungstatsache, daß hinter Heroismus oftmals das Streben nach Ruhm steckt. Ich denke, auf der M 1 war’s genauso. Und damit Sie sehen, daß ich nicht den falschen Baum anbelle, werde ich Ihnen erzählen, was ich heute nachmittag bei einem Gespräch mit Commander Bishop erfahren habe.« Er unterrichtete die anderen kurz über das Treffen zwischen Shaz und Vance.
    Carol deutete auf den Bildschirm. »Ich denke, Sie werden das McCormick und Wharton zeigen müssen.«
    »Dazu habe ich, so wie die mit mir umgesprungen sind, keine große Lust«, sagte Tony abweisend.
    »Ich dachte, Sie wollen, daß die beiden Shaz’ Mörder aus dem Verkehr ziehen?«
    Tony sah sie entschlossen an. »Ich will, daß ihr Mörder aus dem Verkehr gezogen wird. Aber was die beiden angeht, die werden mir vermutlich nicht mal glauben. Sie werden mir unterstellen, daß ich Shaz’ Analyse manipuliert habe. Und wenn sie überhaupt mit Vance reden, höre ich schon förmlich, wie sie ihm um den Bart gehen.« Er verfiel in den breiten Yorkshire-Slang seiner Jugend. »Tut uns leid, Sie zu behelligen, aber wir ha’m da bei dem Mädel, das am Wochenende umgebracht wurde, so ’n komischen Text gefunden, aus dem … na ja, die hatte sich wohl in die fixe Idee verrannt, daß Sie ein Serienmörder sind.«
    Carol protestierte lachend: »So schlimm wird’s wohl nicht.«
    »Jedenfalls werden sie Jacko Vance nicht
verhören
, dafür haben sie viel zuviel Schiß«, sagte Simon. »’n kleiner Vermerk in der Kartei, damit hat sich’s.«
    Tony nickte. »Und Jacko, der gute alte Kumpel, ist ein gerissener Mistkerl. Wenn er herausfindet, daß sie was von Shaz’ Besuch bei ihm wissen, wird er den braven Bürger spielen und von sich aus Kontakt mit der Polizei aufnehmen. Ich denke, ich werde McCormick und Wharton lieber nichts von Shaz’ Checkliste erzählen.«
    Langes Schweigen. Dann fragte Simon: »Und was nun?«
    Tony hatte einen Block aus der Reißverschlußtasche des Laptops genommen und fing an, etwas auf das oberste Blatt zu kritzeln. »Zunächst müssen wir eine Aufgabenteilung vornehmen. Carol, gibt’s hier in der Nähe ein Lokal, das ins Haus liefert?«
    »Hier draußen? Wo denken Sie hin? Aber ich hab alles da, was wir brauchen. Wenn Ihre Officer mir zur Hand gehen, zaubern wir was Leckeres hin, während der Teamchef seine Pläne schmiedet.«
    Als sie eine Viertelstunde später mit Bergen von Sandwiches und einer Schale mit Knabbergebäck zurückkamen, war Tony ebenfalls fertig. Und so setzten sie sich, alle mit einer Bierflasche in der Hand, im Halbkreis um ihn herum und ließen sich erklären, was jeder tun sollte.
    »Ich denke, wir sind uns einig, daß Shaz wegen ihrer Recherchen in den Fällen der verschwundenen Teenager ermordet wurde. Das und Shaz’ Theorie von einem Serienmörder sind also die Annahmen, von denen wir ausgehen.« Tony sah die anderen der Reihe nach fragend an, alle nickten.
    »Das externe Bindeglied ist bei all diesen Fällen Jacko Vance. Shaz hielt ihn für den Mörder, es ist allerdings auch denkbar, daß es jemand aus seinem Umfeld war. Ich übernehme also die Aufgabe, mich um Vance zu kümmern.«
    »Immer das Sahnehäubchen für den Chef«, murmelte Simon.
    »Ein altbewährtes Prinzip«, bestätigte Tony grinsend. »Also, wir haben das von Shaz erstellte Täterprofil, das natürlich nur ein erster Entwurf sein kann, zumal sie sich lediglich auf allgemein zugängliche Quellen stützen konnte, und zwar im wesentlichen auf zwei Biographien. Eine davon hat Vance’ Frau verfaßt, die andere ein Journalist, der sich im Showbusineß exzellent auskennt. Wir müssen noch eine Menge Recherchen anstellen, bevor wir beurteilen können, ob Vance tatsächlich für die Rolle des Serienmörders in Frage kommt. Wobei es sich bei der Theorie vom Serienmörder ebenfalls noch um eine Hypothese handelt. Wir wissen nicht einmal genau, ob die verschwundenen Mädchen tatsächlich ermordet wurden. Das ist eine für uns Profiler ungewohnte Ausgangssituation. Normalerweise ziehen wir aus den näheren Umständen eines Verbrechens Rückschlüsse auf den möglichen Täter. Dieses Mal gehen wir von dem Verdacht aus, daß jemand ein Mörder ist, und suchen nach den Morden, die er möglicherweise begangen hat. Ich bin, ehrlich gesagt, absolut nicht sicher, ob die Rechnung aufgeht. Wir müssen also mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen und dürfen uns nicht zu früh aus der Deckung wagen.«
    Wieder allgemeines Nicken. Leon ging zur Küchentür, um

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