Schlussblende
anfangen und mit Miss Thorne und Mr. Vance später reden.« Er überflog das Notizbuch auf seinem Schoß. »Wie man mir sagt, haben Sie am Vortag ihres Todes mit DC Bowman gesprochen. Worum ging es da?«
»Also, wir haben zwei Telefonanschlüsse, einen für Jacko und einen für mich. Beide stehen nicht im Telefonbuch, sie sind nur einem kleinen Personenkreis bekannt. Ich schalte mein Telefon, wenn ich außer Haus bin, immer aufs Handy, und auf dem hat mich am Freitag morgen Miss Bowmans Anruf erreicht. Ungefähr um halb neun, ich erwartete den Anruf einer Mitarbeiterin, die sich für mich um Recherchen für meine Sendung kümmert.« Micky merkte, daß sich das alles ein wenig ungeordnet anhörte, was gewöhnlich ein Zeichen für Nervosität ist.
»Aber es war nicht diese Mitarbeiterin?« hakte Wharton nach.
»Nein, es war eine mir fremde Stimme. Sie sagte, sie sei Detective Constable Sharon Bowman und wolle einen Gesprächstermin mit Jacko vereinbaren. Ich sagte ihr, daß sie auf der falschen Leitung anriefe, und sie hat sich entschuldigt und gefragt, ob sie wohl eine Nachricht für ihn hinterlassen könne. Nun, normalerweise spiele ich nicht die Sekretärin für Jacko, aber da sie von der Polizei war und ich nicht wußte, worum es ging, hab ich mich breitschlagen lassen, mir ein paar Notizen gemacht und ihr versprochen, die Nachricht an Jacko weiterzuleiten.«
»Sehr freundlich von Ihnen, Miss Morgan«, warf Wharton ein. »Und worum ging es bei der Nachricht?«
»Sie sagte, es sei eine reine Routineangelegenheit. Sie wolle ihm im Zusammenhang mit einem Fall, den sie bearbeite, einige Fragen stellen. Weil sie dienstlich sehr eingespannt sei, am liebsten am Samstag, hinsichtlich der Zeit und des Orts könne sie sich ganz nach ihm richten. Sie hat mir dann noch eine Nummer genannt, unter der Jacko zurückrufen könne.«
»Haben Sie die Nummer noch?« fragte Wharton.
Micky schob ihm ein Notizblatt hin. »Wir fangen jeden Morgen ein neues Blatt an. Notieren alles, was im Laufe des Tages anfällt – Anrufe, Ideen für die Sendung, Dinge, die etwas mit dem Haus zu tun haben, mit Handwerkern und so – eben alles.«
Wharton las: »Det. Con. Sharon Bowman. Jacko. Gesprächstermin für Samstag? Zeit und Ort durchgeben an 307-4676, Sgt. Devine.« Das bestätigte, was sie bereits von Chris Devine erfahren hatten, aber Wharton wollte ganz sichergehen. »Diese Telefonnummer – ist das in London?«
Micky nickte. »Ja. 0171, dieselbe Ortswahl wie unsere. Mußte ja auch so sein, wenn sie bei der Met war, oder?«
»Nun, sie war zu einer Dienststelle in Leeds abkommandiert«, sagte Wharton. »Sie haben also die Nachricht an Ihren Mann weitergeleitet, und das war’s dann?«
»Ich hab ihm die Nachricht auf seiner Voice Mail hinterlassen. Er hat später erwähnt, daß er einen Termin am Samstag vormittag mit ihr vereinbart hätte. Auf mich mußte er keine Rücksicht nehmen, weil ich ohnehin mit Betsy einen Wochenendausflug mit dem Shuttle machen wollte. Wir hatten zwei Gratisflüge. Einer der Vorteile, die mein Beruf so mit sich bringt.« Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln, und Wharton grübelte ein paar Sekunden griesgrämig an der Frage herum, weshalb die Frauen in seinem Leben es nie schafften, ihn so wunderschön anzulächeln.
Bevor er die nächste Frage stellen konnte, hörte er Schritte in der Diele. Sein erster Eindruck von Jacko Vance war der eines von einem maßgeschneiderten Anzug gebändigten Energiebündels. Er kam zur Tür herein, deutete mit der linken Hand einen Gruß an, und schon war man von ihm beeindruckt.
»Inspector Wharton, nehme ich an?« sagte er, übersah geflissentlich, daß der Inspector sich halb aus dem Sessel hochdrückte, und fügte mit einer Bescheidenheit, deren Unehrlichkeit nur Micky erkannte, hinzu: »Ich bin Jacko Vance. Eine schreckliche Geschichte, das.« Er bedachte den Constable mit einem freundlichen Kopfnicken, ließ sich neben seiner Frau auf dem Sofa nieder, tätschelte ihr das Knie und erkundigte sich in dem bekümmerten Ton, den er sich beim Umgang mit unheilbar Kranken angewöhnt hatte: »Alles in Ordnung, Micky?«
Sie nickte. »Wir sprachen gerade über DC Bowmans Anruf.«
»Aha. Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe. Der Verkehr im Westend ist nur durch direktes Eingreifen des Himmel zu retten … Tja, Inspector, um gleich zur Sache zu kommen: Ich habe damals die Nummer angerufen, die DC Bowman meiner Frau genannt hatte, mit einem Sergeant
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