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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wenige Minuten in Anspruch nahm, aber dann kam’s: »Und am Schluß hat er mir den Tip mit einem pensionierten Zeitungsmann gegeben, Mike McGowan. Ein wandelndes Sportlexikon. Hat ein Archiv, da würde die Britische Nationalbibliothek vor Neid erblassen. Allein für das Material über Vance habe ich die halbe Nacht gebraucht. Und dann hab ich das hier gefunden.«
    Er zog einen zerknitterten Zeitungsausschnitt mit einem Bericht der
Manchester Evening News
über den Mord an Barbara Fenwick und fünf Kopien zum Verteilen aus der Innentasche des Jacketts. Die entscheidende Stelle hatte er gelb markiert. »Barbara war nicht ein Mädchen, das von einer Party zur anderen hetzt. Sie vergnügte sich abends eher so wie letzten Samstag, als sie, wie ihre Freundinnen und Freunde sagen, eine Disco besuchte, um den Auftritt des durch sein karitatives Engagement bekannten Exsportlers Jacko Vance mitzuerleben.« Leon sah die anderen der Reihe nach an. »Und das war gerade mal vierzehn Wochen nach dem Unfall. So schnell hatte er sich erholt und ist in seine Rolle als Wohltäter der Menschheit geschlüpft.«
    »Gibt es Beweise, daß sich Vance und das Mädchen an diesem Abend kennengelernt haben?«
    »Vance hat ihr ein signiertes Foto geschenkt.« Leon verteilte Kopien der Notizen, die er sich von den wichtigsten Punkten der polizeilichen Anhörungen gemacht hatte. »Sie haben mich die Akten nicht fotokopieren lassen, darum mußte ich mir so helfen. Ich schätze, sie war sein erstes Opfer.«
    »Und ich schätze, Sie haben recht«, schnaufte Tony. »Das ist gut, Leon, das ist wirklich klasse. Mein Gott, die Wandergruppe ist ja damals fast über ihn gestolpert.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf Leons Kopie. »Steht hier. Als sie an der Hügelkuppe angekommen waren, ist ihnen auf der Fahrspur ein geländegängiger Wagen entgegengekommen, vermutlich ein Land Rover. Jacko bekam es mit der Angst zu tun. Darum hat er sich später einen anderen Ort für seine Morde gesucht. Wir vermuten, in Northumberland. Er hat dort ein Cottage.« Er rieb sich übers Gesicht. »Nur, der Fall ist zwölf Jahre alt. Wo werden die Unterlagen der Beweiserhebung aufbewahrt?«
    Leon zuckte die Schultern. »Weiß keiner so genau. Sie haben vor fünf Jahren alles forensische Material von ungelösten Fällen in ein neues Archiv ausgelagert, und dabei ist das, was wir brauchen, entweder verlorengegangen oder falsch zugeordnet worden.«
    »Die Officer, die damals ermittelt haben – mit denen müssen wir reden«, sagte Tony. »Aber ehe wir das besprechen, werde ich euch lieber erst erzählen, was ich ausgegraben habe. Ein mageres Ergebnis, verglichen mit dem, was ihr drei hier präsentiert habt. Aber ein paar Indizienbeweise sind dabei herausgekommen.« Er klappte seinen Aktenordner auf und nahm ein paar Fotos heraus. »Wie ihr wißt, habe ich Vance’ fanatische Fans abgeklappert. Teilweise haben die Gespräche mit ihnen mich an das erinnert, was ich in forensischen Kliniken erlebt habe. Um’s streng wissenschaftlich auszudrücken: die haben alle eine Schraube locker. Immerhin, nachdem ich mir geduldig ihre Lobhudeleien über Jacko angehört hatte, sind wir nun im Besitz einiger Fotos, die bei Veranstaltungen gemacht wurden, bei denen auch unsere mutmaßlichen Opfer anwesend waren. Vier davon zeigen Vance unmittelbar neben einem der vermißten Mädchen.« Er griff nach einer Scheibe Brot.
    »Mit Kays Schnappschuß fünf«, erinnerte ihn Carol.
    »Aber das wird trotzdem nicht für die Einleitung einer offiziellen Ermittlung genügen, vermute ich?« fragte Tony ohne viel Hoffnung, während er sich ein paar Käseecken abschnitt.
    Carol verzog das Gesicht. »Das Problem ist, daß das nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fällt. Die Mädchen aus Shaz’ Siebenergruppe stammen alle nicht aus East Yorkshire. Aber selbst wenn’s so wäre, ich weiß nicht, ob das für Ermittlungen reichen würde. Wir haben lediglich Indizienbeweise. Schwerwiegende, das gebe ich zu, aber für eine Vorladung ist das zuwenig. Von einem Durchsuchungsbefehl ganz zu schweigen.«
    »Was wir brauchen, ist ein Zeuge, der Vance mit Shaz gesehen hat, nachdem sie angeblich sein Haus verlassen hat«, grübelte Tony. »Im Idealfall in Leeds.«
    »Am besten einen Bischof der Kirche von England«, sagte Carol sarkastisch. »Vergessen Sie nicht, daß dieser Zeuge gegen einen hochangesehenen Mann aussagen muß.«
    Tony rutschte das Messer aus, mit dem er an einem Stück Käse herumschnitt, die Klinge

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