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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Scott die Wiederaufnahme des Falles so offensichtlich begrüßte, beschloß Tony, mit offenen Karten zu spielen. »Dies ist eine etwas unorthodoxe Ermittlung. Sie haben vermutlich Presseberichte über den Mord in meiner Gruppe gelesen?«
    Scott nickte. »Ja, habe ich. Mein aufrichtiges Beileid.«
    »Was nicht in den Zeitungen stand, ist, daß Shaz Bowman eine Theorie entwickelt hatte, der zufolge das Verschwinden zahlreicher Teenager auf das Konto eines Serienmörders geht, der sein Unwesen schon seit langem treibt, bisher aber noch nie verdächtigt wurde. Das Ganze sollte ursprünglich nur eine Seminarübung sein, aber Shaz hatte eine bestimmte Vermutung, und die hat ihr keine Ruhe gelassen. Meine Lehrgangsteilnehmer und ich glauben, daß sie deshalb ermordet wurde. Bedauerlicherweise ist man bei der West Yorkshire Police nicht unserer Meinung. Und das hat etwas mit der Person zu tun, die unserer Überzeugung nach Shaz Bowman getötet hat.« Er suchte Carols Blick, ein wenig Unterstützung von offizieller Seite konnte jetzt nicht schaden.
    Carol sprach es unverblümt aus. »Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, daß es sich um Jacko Vance handelt.«
    Scotts Augenbrauen hoben sich, er stieß einen leisen Pfiff aus. »Kein Wunder, daß die West-Yorkshire-Kollegen nichts davon hören wollen. Und was hat das mit Barbara Fenwick zu tun?«
    Carol unterrichtete ihn in groben Zügen über ihre bisherigen Ermittlungen und den Zeitungsausschnitt, durch den sie auf den Fall in Buxton aufmerksam geworden waren.
    Tony sagte: »Und nun setzen wir unsere Hoffnung darauf, daß es Dinge gibt, die überhaupt nicht in den Akten auftauchen. Ich weiß, wie das bei Ermittlungen ist. Sie haben eine dumpfe Ahnung, aber so was taucht in keinem Memo auf, über so was reden Sie höchstens mit Ihrem engsten Mitarbeiter. Uns würde interessieren, ob es den Officern, die den Fall bearbeitet haben, ähnlich gegangen ist.«
    Scott nahm einen tiefen Schluck aus seiner Bierdose. »Natür-lich hatten sie solche dumpfen Ahnungen. Nur, wir sind jedesmal ins Leere gelaufen. Wir haben den einen oder anderen Verdächtigen zur Vernehmung vorgeladen, aber bei allen stellte sich heraus, daß sie es den Umständen nach nicht gewesen sein konnten. Es war, als sei der Mörder aus dem Nichts gekommen und nach der Tat wieder dorthin verschwunden. Es mußte jemand von außerhalb gewesen sein, irgend jemand, dem das Mädchen zufällig begegnet ist, als es wieder mal die Schule geschwänzt hat. Und irgendwie würde das ja auch zu Ihrer Theorie passen, nicht wahr?«
    »Im weitesten Sinne, ja«, sagte Tony. »Nur, wir glauben, daß die Begegnung mit Barbara Fenwick kein Zufall, sondern von langer Hand geplant war.«
    »Wie sieht’s denn mit forensischen Beweisen aus?« fragte Carol. »Viel scheint’s da nicht zu geben?«
    »Stimmt, und das hat uns sehr zu schaffen gemacht. Ich hatte keine Erfahrung mit Mördern, die ihre Spuren so sorgfältig verwischen. Sexualtäter fallen meistens so gierig über ihre Opfer her, daß es jede Menge Spuren gibt, oft kann man an ihrer Kleidung sogar noch Blut und Erde finden. Aber in diesem Fall hatten wir so gut wie nichts, was uns einen Anhalt geben konnte. Bis auf den zerschmetterten Arm. Schriftlich wollte die Pathologin sich nicht festlegen, aber mündlich hat sie die Auffassung geäußert, der Arm sei mit irgendeinem Werkzeug zerquetscht worden.«
    Tony fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Erinnerungen wurden in ihm wach. »Oh«, sagte er leise.
    Und plötzlich schlug sich Scott mit der flachen Hand an die Stirn. »Natürlich! Vance hatte einen Arm verloren, nicht wahr? Ist für die Olympiade nominiert und verliert den Arm. Warum ist mir das damals nicht eingefallen? Ach Gott, was bin ich für ein Idiot!«
    »Sie hatten seinerzeit keinen Grund, so etwas in Erwägung zu ziehen«, sagte Tony, fragte sich aber im stillen, wie viele Leben wohl im Laufe der Jahre gerettet worden wären, wenn die Polizei schon früher mit Psychologen zusammengearbeitet hätte.
    »Ist die Pathologin noch tätig?« fragte Carol.
    »Ja, als Professorin in einer Londoner Universitätsklinik. Ich muß sogar irgendwo ihre Karte haben.« Er stand auf und ging ins Nebenzimmer.
    »Hören Sie, Carol«, sagte Tony, »damit wir schneller vorankommen, sollten wir Chris Devine bitten, die Pathologin für uns aufzuspüren. Sie weiß, wie man Adressen ausfindig macht, und sie hat mir ausdrücklich ihre Hilfe angeboten.«
    Carol nickte. »Gute Idee. Um ehrlich zu

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