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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Fahndungsliste steht, läßt seinen Frust leicht an denen aus, die es am wenigsten verdienen, weil sie die einzigen sind, die zu einem halten. Tony fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er durchdrehte.
    »Ich habe meinem Bruder gesagt, er soll das Band so bearbeiten, daß man das Gesicht deutlich erkennt«, sagte Carol zu Kay. »Er weiß, daß Sie sich’s ansehen werden.«
    Kay schluckte. »Kommen Sie nicht mit? Ich meine … ich kenne ihn ja nicht, und er tut das doch aus Gefälligkeit. Wenn das Ergebnis nicht so ausfällt, wie wir’s brauchen … Wie soll ich ihm dann beibringen, daß er uns zuliebe an einem Samstag abend noch mal ein paar Stunden dranhängen muß? Dazu könnten Sie ihn doch viel leichter überreden, Carol.«
    »Da hat sie recht«, mischte sich Chris vom Rauchertisch aus ein, den sie sich zusammen mit Leon zum Refugium erkoren hatte. »Sogar Computerfreaks werden sauer, wenn man zu dreist an ihrem Wochenende herumknabbert. Wäre wohl doch besser, wenn Sie mitfahren, Carol.«
    Carol rührte ihren dünnen Kaffee um. »Leuchtet mir alles ein, aber ich muß heute nacht in meinem Dienstbereich sein. Ich könnte höchstens …« Sie sah auf die Uhr. »Also, wenn wir sofort losfahren … um neun wären wir da … und dann könnte ich spätestens um eins wieder in Seaford sein. Ja, okay, vorher tut sich dort sowieso nichts.« Sie griff nach Mantel und Tasche und nickte Kay zu. »Kommen Sie, wir fahren.«
    »Und was tun
wir
?« Leon zündete sich an der Kippe seiner Zigarette die nächste an und sah Tony aggressiv an. »Ich hab mir den ganzen Tag diese beschissenen Videobänder angesehen. Jetzt will ich endlich mal was Vernünftiges tun.«
    Kein Zweifel, die Nerven lagen bloß. Tony hoffte, daß wenigstens Chris ihm in dieser Situation eine Hilfe war. »Aber durch die Mühe mit den Videos sind wir ein gutes Stück weitergekommen, Leon«, sagte er ruhig. »Darauf müssen wir jetzt aufbauen. Auch die Information, die Chris von der Pathologin mitgebracht hat, bringt uns ein großes Stück voran. Nur, solange wir die Einzelbausteine nicht zu einem Täterprofil zusammenfügen, können wir wenig damit anfangen.«
    »Obwohl wir ein Mordopfer mit einem zerschmetterten rechten Arm haben?« fragte Simon ungläubig. »Das ist doch ’n Volltreffer. Was, zum Teufel, brauchen wir denn da noch?«
    »Die Anwälte, die sich ein stinkreicher Kerl wie Jacko leisten kann, lachen uns vor Gericht aus«, sagte Tony. »Vorausgesetzt, wir kommen überhaupt so weit.«
    »Der zerschmetterte Arm ist kein schlechter Indizienbeweis«, warf Chris ein. »Aber uns fehlt der Beweis, daß er das in anderen Mordfällen genauso gemacht hat. Bisher haben wir nicht mal eine andere Leiche gefunden. Aber wir gehen doch davon aus, daß er sich, kurz bevor Shaz ihm auf die Pelle gerückt ist, ein anderes Mädchen gegriffen hat, oder? Wenn das so ist, besteht eine gewisse Chance, daß er sie noch nicht umgebracht hat. Also müssen wir sie finden, ihm nachweisen, daß er sie entführt hat, und dann haben wir ihn. Oder seh ich da irgendwas falsch?«
    »Nein«, sagte Tony. »Nur, wir wissen leider nicht, wo er die Mädchen gefangenhält, bevor er sie umbringt.«
    »Stimmt, das wissen wir nicht. Das heißt …«
    Atemlose Stille, man hätte eine Stecknadel fallen hören.
    »Weiter«, drängte Tony.
    »Na ja«, sagte Chris, »die meisten Mädchen, die ich seinerzeit in der Lesbenszene kennengelernt habe, sind heute in führenden Positionen. Eine davon ist zufällig Partnerin in der Medienagentur, die Jacko Vance betreut.« Sie zog ein Fax aus der Innentasche ihres Jacketts. »Jackos Termine während der letzten sechs Wochen. Wenn er kein Superman ist oder seine Frau bei der schmutzigen Geschichte mitmischt, gibt es bei diesem dichtgedrängten Terminplan nur eine einzige Gegend, in der er das Mädchen gefangenhalten kann.« Chris lehnte sich zurück und beobachtete, wie die anderen die Neuigkeit zu verdauen versuchten.
    Tony fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich weiß, daß er dort oben ein Cottage hat. Aber wir haben es da mit einem ziemlich großen Gebiet zu tun. Wie können wir die Ecke, auf die wir uns konzentrieren müssen, mehr eingrenzen?«
    »Es könnte sein eigenes Cottage sein«, meinte Leon.
    »Ja!« Simon sprang sofort darauf an. »Fahren wir hin und sehen uns seinen Schlupfwinkel an!«
    »Ich weiß nicht«, sagte Chris zögernd. »Er war mit allem anderen so vorsichtig, da kann ich mir nicht vorstellen, daß er so ein

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