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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Risiko eingeht.«
    »Wo liegt das Risiko?« fragte Tony. »Er bringt seine Opfer im Schutz der Dunkelheit hin, und danach hört und sieht keiner mehr was von ihnen. Sogar die Leichen verschwinden völlig spurlos. Aber Jacko Vance leistet freiwilligen Pflegedienst in einem Krankenhaus in Newcastle. Ich wette, die haben da eine Verbrennungsanlage. Und er legt doch großen Wert darauf, sich das Image des umgänglichen Kumpels zu geben, der gut bei einfachen Leuten ankommt. Würde ihm ähnlich sehen, wenn er sich regelmäßig im Kesselraum blicken läßt und ein Schwätzchen mit den Jungs da unten hält. Und wenn er von Zeit zu Zeit bei der Schmutzarbeit an der Verbrennungsanlage mit zupackt … Wem würde es da auffallen, wenn er ein paar Plastikbeutel mehr ins Feuer wirft? Zum Beispiel die, in denen er Leichenteile mitgebracht hat?«
    Das beklommene Schweigen hatte etwas Unheimliches.Tony fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppel. »Ich hätte schon früher darauf kommen müssen. Er ist ein Perfektionist. Er will absolut sicher sein, daß keine Spuren übrigbleiben.«
    »Dann laßt uns hinfahren!« Simon schob den Kaffeebecher beiseite und griff nach seiner Jacke.
    »Nein«, sagte Tony entschieden, »das ist nicht der richtige Augenblick, den wilden Mann zu spielen, Simon. Wir können nicht einfach dort reinstürmen und hoffen, daß wir etwas finden, was unser Vorgehen nachträglich rechtfertigt. Vance’ Anwälte würden uns in der Luft zerreißen. Wir brauchen eine Strategie.«
    »Sie haben leicht reden, Sie stehen nicht auf der Fahndungsliste«, erinnerte ihn Leon. »Aber Simon muß Klarheit haben.«
    »Beruhigt euch«, sagte Chris. »Es kann auf keinen Fall schaden, wenn wir uns da oben in Northumberland ein bißchen umhören und den Leuten Fotos von Donna Doyle unter die Nase halten. Bei dem enggestrickten Terminkalender kann Vance sie nicht abgeholt haben, sie muß selbst gekommen sein, entweder mit der Bahn oder mit dem Bus. Wir fragen überall nach, im Ort, am Busterminal und an der Bahnstation. Falls es eine kleine Bedarfshaltestelle in der Nähe von Vance’ Schlupfwinkel gibt, hat sie möglicherweise jemand dort aussteigen sehen.«
    Simon war schon auf den Beinen. »Worauf warten wir noch? Wir brauchen mit dem Wagen zweieinhalb Stunden bis da rauf. Suchen wir uns ein billiges Hotel dort oben und fangen morgen früh an. Leon, bist du dabei?«
    Leon drückte die Zigarette aus. »Okay. Solange ich nicht bei dir mitfahren muß. Chris, was fahren Sie für ’n Auto?«
    »Die Musik, die ich höre, wird Ihnen nicht gefallen. Ich bin dafür, daß jeder sein eigenes Auto nimmt. Einverstanden, Tony?«
    »Aber ihr bleibt mir von dem Cottage weg. Kann ich mich darauf verlassen, Chris?«
    »Können Sie!«
    »Gilt das auch für euch, Leon und Simon? Akzeptiert ihr, daß Chris das Kommando hat?«
    Leon zog ein finsteres Gesicht, aber er nickte. Simon schloß sich an. »Ich hätt’s ja ohnehin nicht gehabt.«
    »Und was haben Sie vor, Tony?« fragte Chris.
    »Ich fahre nach Hause und arbeite auf der Basis dessen, was wir haben, ein Täterprofil aus. Fahrt ruhig hoch und hört euch um. Wenn Carol und Kay mit guten Fotos zurückkommen, schlage ich vor, daß wir morgen früh als erstes bei der West Yorkshire Police anrücken und sie überreden, eine förmliche Untersuchung einzuleiten. Also – ihr haltet still, bis wir miteinander telefoniert haben, versprochen?«
    Chris nickte. »Versprochen, Tony. Shaz hat mir zuviel bedeutet, als daß ich das Risiko eingehen würde, alles zu vermasseln.«
     
    Es gab mal eine Zeit, so etwa bis ’89, da hab ich mich mit CP /M und DOS aus dem Effeff ausgekannt, dachte Carol wehmütig. Aber dann war sie zur Polizei gegangen, hatte die Nase in Vorschriften gesteckt oder Vernehmungstaktiken geübt und keine Zeit mehr gehabt, auf dem laufenden zu bleiben. Mit dem Erfolg, daß sie jetzt nur verblüfft zugucken konnte, wie ihr Bruder Michael und sein Freund Donny auf dem Keyboard herumhackten und irgendwas von Vision 20/20, Videodrivern, Localbuses und Smart Caches vor sich hin murmelten – für Carol alles böhmische Dörfer.
    Donny sei der Beste im ganzen Norden, wenn’s um eingescannte Fotos und Standbilder ging, hatte Michael ihr gesagt. Und zufällig arbeitete er in demselben Gebäude, in dem die Büros von Michaels Softwarefirma lagen. Außerdem war er ein Computernarr und hatte sich von Michael nur mit Mühe zu einer Pause überreden lassen, damit sie wenigstens zwischendurch ein

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