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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Putzen und Staubwischen, und da habe ich ein paarmal in der Geschirrspülmaschine Gläser mit Lippenstiftspuren gefunden. So was geht nicht leicht ab, wissen Sie, da muß man ein bißchen nachspülen. Na ja, und ich hab eben zwei und zwei zusammengezählt und mir gedacht, daß er wohl eine Freundin hat. Aber ich kann meinen Mund halten.«
    Nur wenn dich keiner fragt, dachte Kay sarkastisch. »Kaum zu glauben, daß es seiner Frau in so einem Haus nicht gefällt.«
    »Ein Palast«, sagte Mrs. Elliott und dachte dabei vermutlich an ihr eigenes bescheidenes Cottage. »Ich wette, in ganz Northumberland gibt’s kein zweites Haus mit eigenem Atomschutzbunker.«
    Das Wort schlug bei Kay ein wie eine Bombe.
    »Ein Atomschutzbunker?« fragte Kay mit bebender Stimme. Leon und Simon erstarrten, dann fuhren ihre Köpfe herum.
    Mrs. Elliott dachte wohl, die drei glaubten ihr nicht, und reagierte ein bißchen gekränkt. »Direkt unter Ihren Füßen. Glauben Sie, ich saug mir das aus den Fingern, Mädchen?«
     
    Chris hatte das Telefon kaum weggelegt, als sie sah, daß Vance blinkte. Und tatsächlich, an der nächsten Abfahrt lenkte er den Mercedes von der M40. Chris folgte ihm in gewissem Abstand und schaltete sogar, als sie auf eine schmale Nebenstraße abbogen, die Scheinwerfer aus. Und hinter einer langgezogenen Kurve war ihr auf einmal klar, wohin Vance wollte.
    Flutlicht erhellte den Privatflugplatz, ein Dutzend kleiner Maschinen war neben dem Rollfeld geparkt. Sie sah noch, wie das grelle Licht die beiden Lichtarme von Vance’ Scheinwerfern verschluckte und wie seine Bremslichter hinter einer Maschine aufleuchteten und dann verloschen. Ein Mann sprang aus dem Cockpit und winkte. Vance stieg aus dem Mercedes und begrüßte den Piloten mit einem Klaps auf die Schulter.
    O verdammt, dachte Chris. Schon wieder so eine Situation, in der sie ratlos war. Vance konnte die Maschine gechartert haben, um sich nach Northumberland bringen zu lassen. Aber er konnte auch die Absicht haben, das Land im Schutz der Dunkelheit zu verlassen. Ein kurzer Flug über den Kanal, und schon war er noch vor Morgengrauen im Europa der offenen Grenzen und Gott weiß wo. Sollte sie versuchen, in letzter Sekunde einzugreifen, oder sollte sie ihn fliegen lassen?
    Sie ließ den Blick über das Flugfeld schweifen und entdeckte, halb hinter einem Hangar versteckt, den kleinen Kontrollturm. Sekunden später sprang stotternd der Motor an Vance’ Maschine an, die Propeller begannen sich zu drehen. »Scheiße«, fluchte Chris und legte den Gang ein. Sie jagte über den Rundkurs des Flugplatzes und kam am Kontrollturm an, als die kleine Maschine gerade auf die Startbahn rollte.
    Sie hetzte in das Gebäude, der Mann am Kontrolltisch sah erschrocken hoch. Chris hielt ihm ihren Dienstausweis vor die Nase. »Die Maschine auf dem Rollfeld – hat der Pilot einen Flugplan ausgefüllt?«
    »Ja. Ja, hat er«, stammelte der Mann. »Er will nach Newcastle. Gibt’s Probleme? Ich kann ihn anweisen, den Start abzubrechen. Wir bemühen uns immer, der Polizei behilflich zu …«
    »Nein, es gibt keine Probleme«, versicherte Chris mit grimmiger Miene. »Vergessen Sie, daß ich hier war. Auch kein kleiner Funkspruch, daß jemand Fragen gestellt hat, klar?«
    »Nein. Ich meine, ja. Kein Funkspruch. Alles klar.«
    »Und nur zur Sicherheit«, sagte sie mit dem betörenden Lächeln, mit dem sie Männern gelegentlich Geständnisse entlockte, »ich stehe hier neben Ihnen.« Sie nahm das Mobiltelefon aus der Tasche und tippte Tonys Nummer ein. »Sergeant Devine. Der Gesuchte befindet sich an Bord einer Privatmaschine, Zielflughafen Newcastle. Von jetzt ab müssen Sie sich um ihn kümmern. Ich schlage vor, daß Sie ihn an seinem endgültigen Ziel von Ihren Leuten gebührend empfangen lassen.«
    »Scheiße, ein Flugzeug.« schimpfte Tony. »Ich vermute, Sie können nicht frei reden.«
    »Richtig. Ich stehe hier, damit der Mann im Kontrollturm den Gesuchten nicht über Funk warnen kann.«
    »Fragen Sie ihn, wie lange man bis Newcastle braucht.«
    Tony hörte halbverschlucktes Murmeln, dann war Chris wieder dran. »Er sagt, mit der Aztek, die sie fliegen, müßten sie’s in zweieinhalb bis drei Stunden schaffen. Da haben Sie keine Chance.«
    »Ich versuch’s trotzdem. Und – danke, Chris.«
    Also zwischen zweieinhalb und drei Stunden? Und danach mußte Vance versuchen, ein Taxi oder einen Mietwagen zu finden, was an einem Sonntag abend um zehn vermutlich nicht so einfach war.

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