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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nein«, stöhnte Chris, »nicht schon wieder die M1.«
    »Übernehmen Sie’s?«
    »Ich übernehm’s«, seufzte sie. »Wie sieht der Plan aus?«
    »Er hat mich zusammen mit Ihnen wegfahren sehen, also glaubt er, daß die Luft rein ist. Ich fahre hoch nach Northumberland, und Sie versuchen, sich an ihn dranzuhängen, wenn er aufbricht. Wir können über Telefon in Verbindung bleiben.«
    »Gott sei Dank ist es dunkel. Und mit etwas Glück merkt er nicht, daß er dauernd dieselben Scheinwerfer hinter sich hat.« Sie stieg aus und beugte sich in Tonys Wagen. »Ich kann’s nicht fassen, daß ich mich darauf einlasse. Den ganzen Weg von Northumberland nach London, bloß um wieder kehrtzumachen und zurückzufahren. Wir müssen irre sein.«
    »Nein, nur darauf aus, einen Irren zu schnappen.«
    Sie ging zu ihrem Wagen, sah zu, wie Tony wendete und zurück zur Straße fuhr. Es war bereits sieben. Fünf, sechs Stunden bis hoch nach Northumberland. Hoffentlich ging dann der Tanz nicht erst richtig los. Sie wußte nicht, ob sie nach der langen Fahrt noch fit genug war.
    Sie stellte den Sender ein, der um die Zeit die Golden Oldies brachte, und summte bei den Hits aus den Sechzigern mit. Lange hielt die Idylle nicht an, das Tor der Zufahrt zu Vance’ Haus schwang auf, die lange silberne Nase des Mercedes schob sich auf die Straße. »Ach du lieber Himmel«, sagte sie, ließ den Motor an und rollte ein paar Meter vor.
    Holland Park Avenue, dann Richtung Zubringer zur A40. Schon während sie durch Acton und Ealing fuhren, beschlich Chris ein ungutes Gefühl. Das war nicht der schnellste Weg nach Northumberland, ganz im Gegenteil. Chris konnte sich nicht vorstellen, daß er vorhatte, so weit nach Westen zu fahren, um über die M25 die nach Norden führende M1 zu erreichen.
    Sie blieb so dicht dran, daß sie seine Rücklichter nicht aus den Augen verlor, und achtete darauf, daß sich nie mehr als ein Fahrzeug zwischen sie schob. Schließlich tauchten die Hinweisschilder der Abzweigung zur M25 vor ihnen auf. Aber Vance blieb auf der schnellen rechten Spur und machte keine Anstalten, die Geschwindigkeit zu drosseln.
    Verdammt, er bog nicht ab! Sie mußte das Gaspedal durchtreten, um dranzubleiben. Er fuhr etwas über der zugelassenen Geschwindigkeit, genau in dem Grenzbereich, in dem man noch gute Chancen hat, nicht gestoppt zu werden. Sie griff nach ihrem Mobiltelefon und drückte die Kurzwahltaste mit Tonys eingespeicherter Nummer.
    »Tony? Hier ist Chris. Hören Sie, ich bin auf der M40, Richtung Westen, dicht hinter ihm. Wo immer er hinwill, Northumberland ist bestimmt nicht sein Ziel.«
     
    Seit der Entdeckung des Schraubstocks standen sie noch mehr unter Zeitdruck; jetzt kam es auf jede Viertelstunde an. Kay ahnte, wie befremdlich die plötzliche Hektik auf Mrs. Elliott wirken mußte. Sie versuchte, die Zugehfrau durch ein wenig Geplauder abzulenken. »Die Umgestaltung der alten Kapelle ist wirklich wunderschön gelungen«, sagte sie begeistert.
    Das war Musik in Doreen Elliotts Ohren. Sie führte Kay zur Kochnische und fuhr liebevoll mit der Hand über das glatte Holz der Einbaumöbel. »Unser Derek hat die Küche gemacht. Mr. Vance war nichts zu teuer. Alles vom Feinsten und Modernsten.« Sie deutete auf die Klapptüren unter der Arbeitsplatte. »Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Gefrierschrank – alles schön ordentlich hinter Holz verkleidet.«
    »Ich hätte gedacht, daß er seine Frau öfter mit herbringt«, klopfte Kay auf den Busch.
    Das Thema behagte Doreen Elliott weniger, sie runzelte die Stirn. »Na ja, er hat uns erzählt, es sollte ein Wochenendhaus für sie werden, aber dann ist sie nie mitgekommen. Sie hätt’s mehr mit der Stadt, sagt er, das Landleben läge ihr nicht so. Und ’s ist ja wahr, wenn man sie im Fernsehen sieht, weiß man, daß sie nicht zu Leuten wie uns paßt. Er ist da ganz anders.«
    »Was, sie war nie hier?« Kay tat, als wäre das ganz neu für sie. Und als sich Mrs. Elliotts Stirn noch mehr kräuselte, fügte sie rasch hinzu: »Uns interessiert nur, wer sonst noch einen Schlüssel hat. Aus Sicherheitsgründen.«
    »Hab sie nie zu Gesicht bekommen.« Aber dann grinste Doreen Elliott plötzlich verschmitzt. »Damit will ich nicht sagen, daß nie eine Frau hier war. Aber das muß jeder mit sich selber ausmachen.«
    Kay fragte mit harmlosem Augenaufschlag: »Haben Sie ihn mal mit einer anderen Frau hier gesehen?«
    »Direkt gesehen nicht. Aber ich sorge hier alle vierzehn Tage fürs

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