Schlussblende
drückte die Stopptaste, nahm das Band aus dem Recorder und warf es Tony zu. »Ich laufe nicht so herum«, sagte er verächtlich. »Ich würde mich schämen, wenn ich mich als Behinderter derart billig verkleiden würde. Da müssen Sie schon mit was Besserem kommen.«
Tony warf ihm eine Kopie seines Täterprofils zu. Vance fing sie geschickt mit der linken Hand auf und schlug die erste Seite auf. Einen Moment lang straffte sich die Haut um seinen Mund und seine Augen. Tony merkte ihm an, daß er sich nur mit äußerster Willenskraft eine scharfe Reaktion verkneifen konnte.
»Es ist alles drin«, sagte er. »Einschließlich einer Auswahl Ihrer Opfer. Fotos, auf denen Sie zusammen mit ihnen zu sehen sind. Die erstaunliche Ähnlichkeit mit Jillie. Barbara Fenwicks Verstümmelung. Das alles spricht gegen Sie.«weißtext
Vance sah ihn an und schüttelte mitleidig den Kopf. »Sie haben nicht den Hauch einer Chance. Läppische Indizienbeweise und verfälschtes Fotomaterial. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Leute sich im Laufe eines Jahres mit mir zusammen fotografieren lassen? Das Erstaunliche ist, daß keiner von ihnen umgebracht wurde. Sie vergeuden Ihre Zeit, Dr. Hill. Genau wie DC Bowman vor Ihnen.«
»Sie werden sich da nicht rausreden können, Vance. Keine Jury nimmt Ihnen ab, daß das alles nur Zufälle sind.«
»Es gibt keine Jury, in der nicht ein halbes Dutzend meiner Fans sitzt. Die glauben mir, wenn ich ihnen sage, daß das Ganze eine Hexenjagd ist. Wenn Sie nicht auf der Stelle mit den haltlosen Anschuldigungen aufhören, hetze ich Ihnen nicht nur meine Anwälte auf den Hals, sondern ich wende mich auch an die Presse und erzähle denen was von dem traurigen kleinen Mann im Dienste des Innenministeriums, der sich leidenschaftlich in meine Frau verliebt hat. Er macht sich natürlich falsche Hoffnungen, wie das immer ist, wenn traurige kleine Männer sich in Fernsehstars verlieben. Darum versucht er, mir ein paar frei erfundene Serienmorde anzuhängen. Dann wollen wir doch mal sehen, wer am Ende wie ein Narr dasteht, Dr. Hill.« Vance klemmte sich den schmalen Ordner unter die Prothese und zerriß ihn.
»Sie haben Shaz Bowman ermordet«, sagte Tony, »und noch viele andere junge Mädchen. Aber selbst wenn es nur um Shaz Bowman ginge, kommen Sie nicht ungeschoren davon. Wir kriegen Sie.«
»Das sehe ich anders. Wenn es in diesem Ordner irgend etwas gäbe, was man einen Beweis nennen könnte, wären hochrangige Officer hierhergekommen, nicht Sie. Das sind alles nur Auswüchse Ihrer Fantasie, Dr. Hill. Sie brauchen ärztliche Hilfe.«
Ehe Tony etwas erwidern konnte, fing ein grünes Lämpchen neben der Tür zu blinken an. Vance ging hin und nahm ein Wechselsprechgerät aus der Halterung. »Wer ist da?« Er lauschte einige Sekunden. »Bemühen Sie sich nicht, Detective, Dr. Hill will gerade gehen.« Er schob das Gerät in die Halterung zurück und musterte Tony. »Na, wollen Sie gehen? Oder muß ich erst Officer rufen, die die Dinge vernünftiger sehen als Sergeant Devine?«
Tony stand auf. »Ich lasse bei dieser Sache nicht locker.«
Vance lachte lauthals. »Und meine Freunde im Innenministerium haben geglaubt, Sie hätten eine glänzende Karriere vor sich. Hören Sie auf meinen Rat, Dr. Hill. Vergessen Sie Shaz Bowman. Nehmen Sie Urlaub, Sie sind ganz offensichtlich überarbeitet.« Aber seine Augen lachten nicht mit, sogar er mit all seiner Erfahrung, sich vor Kameras zu verstellen, konnte seine Besorgnis nicht verbergen.
Tony zog ein niedergeschlagenes Gesicht, aber innerlich war ihm eher zum Jubeln zumute. Er war nicht am Ziel, aber er hatte viel erreicht. Und so war er mit sich und dem Ergebnis durchaus zufrieden, als er die Haustür hinter sich zuzog.
Die kleine Kapelle beeindruckte Kay durch ihre Schlichtheit und die architektonische Harmonie. Sie hatte durch den Umbau nichts von ihrer Leichtigkeit und räumlichen Weite verloren. Das Mobiliar war schnörkellos und rustikal, die einzigen Farbtupfen waren die Webteppiche auf dem Steinfußboden. Kochnische, Eß- und Wohnecke bildeten eine Einheit. Ganz hinten führte eine Treppe zur Schlafgalerie, darunter stand eine Werkbank mit verschiedenen Werkzeugen.
Neben Kay stand Doreen Elliott, eine Frau in den Fünfzigern, fest und unerschütterlich, der man die Entschlossenheit ansah, wie der Hadrianswall allen Stürmen des Lebens zu trotzen. »Sie scheinen nicht sehr beschäftigt zu sein, daß Sie sich um so einen windigen Einbruchsverdacht
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