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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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glaub ich aufs Wort, Sir.«
    »Ach, da fällt mir ein … Ihr Dienstausweis?« Vance rührte sich nicht, er wollte, daß sie aufstehen, zu ihm herüberkommen und ihm ihr Ledermäppchen hinhalten mußte. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Ich meine, da könnte sich ja Gott weiß wer als Polizist ausgeben.« Er nahm sich viel Zeit, den Dienstausweis zu prüfen. »Sie haben noch einen anderen, nicht wahr?«
    »Ich verstehe nicht ganz? Das ist der reguläre Dienstausweis der Metropolitan Police.« Sie ließ sich nicht anmerken, daß irgendwo in ihr eine Alarmglocke anschlug.
    Vance’ Lippen wurden zu einem schmalen Strich, sein Lächeln verzerrte sich. Zeit, ihr zu zeigen, wer hier die Karten mischte. »Aber Sie sind doch gar nicht mehr bei der Met, DC Bowman, oder? Sie sehen, auch ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Sie doch sicherlich auch, oder?«
    »Ich bin nach wie vor Officer der Metropolitan Police«, sagte sie mit fester Stimme. »Falls Ihnen jemand etwas anderes erzählt hat, befindet er sich im Irrtum, Sir.«
    Plötzlich hatte er Ähnlichkeit mit einem Raubvogel, der seine Beute ausgemacht hat. »Aber Sie sind seit einigen Wochen zu einer Spezialeinheit abkommandiert. Warum zeigen Sie mir nicht den neuen Dienstausweis, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe, und wir endlich zur Sache kommen können.« Nicht überziehen, ermahnte er sich. Laß sie nicht zu deutlich merken, daß du viel schlauer bist als sie. Er lächelte sein gewinnendes Lächeln. »Ich will Ihnen keine unnötigen Schwierigkeiten machen, aber in meiner Position kann man nicht vorsichtig genug sein.«
    Shaz’ Gesicht war zur Maske erstarrt. »Ihre Vermutung trifft in der Tat zu.« Sie zückte den Ausweis der NOP Task Force. Vance wollte danach greifen, aber sie hielt den Ausweis so, daß er ihn zwar prüfen, aber nicht in die Hand nehmen konnte.
    »Aha. So einen hab ich noch nie gesehen.« Er bemühte sich um einen unbefangenen Tonfall, obwohl ihm das Wort ›Profiling‹ wie ein Menetekel ins Auge stach. »Ist das die Profilergruppe, über die die Zeitungen jetzt ständig schreiben? Wissen Sie, wenn die Ausbildungsphase beendet ist, sollte mal jemand aus Ihrer Gruppe in der Sendung meiner Frau erzählen, was Sie tun, um die Bürger vor Verbrechen zu schützen. Das müßte natürlich ein erfahrener Officer sein.« So, jetzt wußte sie, daß er wußte, daß sie eine blutige Anfängerin war.
    »Das müssen andere entscheiden.« Shaz kehrte zu ihrem Lehnstuhl zurück. »Können wir jetzt zum Thema kommen?«
    »Natürlich.« Er machte keine Anstalten, sich zu setzen. Sein ausgestreckter linker Arm schien anzudeuten, daß er ganz zu ihrer Verfügung stehe. »Vielleicht können wir damit beginnen, daß Sie mir sagen, worum es eigentlich geht.«
    »Es geht um Fälle vermißt gemeldeter Mädchen im Teenageralter. Speziell um sieben Fälle, bei denen wir auffallende Ähnlichkeiten festgestellt haben. Darum haben wir die Ermittlungen wieder aufgenommen.« Shaz nahm einen Aktenordner aus ihrer Umhängetasche und schlug ihn auf. »Die sieben Fälle haben sich im Zeitraum von sechs Jahren ereignet. Es kann natürlich sein, daß wir die Ermittlungen weiter ausdehnen müssen.«
    Vance runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht recht, wie ich Ihnen dabei … Mädchen im Teenageralter, sagten Sie?«
    Shaz nickte. »Vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Auf Details kann ich nicht näher eingehen, aber wir haben Grund zu der Annahme, daß ein Zusammenhang zwischen den Fällen besteht.«
    Vance’ Verblüffung wirkte täuschend echt. »Wollen Sie damit sagen, die Kids sind nicht einfach weggelaufen, weil sie Ärger zu Hause oder in der Schule hatten?«
    »Es gibt Anhaltspunkte dafür, daß ihr Verschwinden von dritter Hand geplant wurde.« Sie wählte mit Bedacht eine vorsichtige Formulierung, sah Vance dabei in die Augen und registrierte befriedigt, daß er sich unter ihrem zwingenden Blick offensichtlich unbehaglich fühlte. Er bemühte sich, gelassen zu erscheinen, aber seine Augen wichen ihrem Blick immer wieder aus.
    »Reden Sie von Kidnapping?«
    Shaz hob die Augenbrauen. »Ich sehe mich nicht in der Lage, darüber weitere Informationen zu geben.« Ihr Lächeln fiel denkbar knapp und kühl aus.
    »Gut, aber der Zweck Ihres Besuches ist mir immer noch nicht ganz klar. Was habe ich mit diesen vermißt gemeldeten Teenagern zu tun?« Der gereizte Unterton fiel ihm um so leichter, als er merkte, daß seine Nerven nun tatsächlich zu flattern anfingen.
    Shaz

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