Schlussblende
raus.«
»Vom offiziellen Dienstweg hältst du wohl nicht viel, Kleines?«
Shaz hüstelte verlegen. »Strenggenommen ist es keine offizielle Befragung.«
»Hört sich ziemlich flau an. Sag mal, hat das etwas mit meiner Mammutkopieraktion zu tun, für die schätzungsweise ein halbes Dutzend Bäume sterben mußte?«
»In gewisser Weise. Ich hab dir doch von dieser Übungsaufgabe erzählt. Ich glaube, bei den Opfern zeichnet sich eine echte Gruppe ab. Da treibt sich ein Serienmörder rum, der’s auf Teenager abgesehen hat. Und irgendwie hängt Jacko Vance mit drin.«
»Jacko Vance? Der
Besuch-von-Vance
-Vance? Was soll der denn mit einem Serienmörder zu tun haben?«
»Das will ich ja gerade rausfinden. Aber es ist, wie gesagt, nur eine Übungsaufgabe. Darum tu ich mich ein wenig schwer mit offizieller Unterstützung.«
»Momentchen mal. Was meinst du damit, daß Vance da mit drinhängt? Wie hängt er drin?« Chris hörte sich beunruhigt an. Also wurde es Zeit, das Ganze ein Stück herunterzuspielen.
»Ach, da steckt nichts Dramatisches dahinter. Es ist nur so, daß die Mädchen in der Gruppe, von der ich gesprochen habe, jedesmal einige Tage nach Vance’ Auftritt in ihrem Heimatort verschwunden sind. Vermutlich ein Zufall, aber es könnte ja sein, daß es was mit jemandem aus seinem Team zu tun hat. Oder mit einem seiner Fans.«
»Hab ich dich richtig verstanden? Du willst Jacko Vance fragen, ob ihm bei seinen Auftritten irgendwelche Typen aufgefallen sind, die mit irrem Blick hinter jungen Mädchen herhecheln? Aber du willst das inoffiziell tun?«
»Ja, so ungefähr könnte man’s ausdrücken.«
»Bowman, du bist total verrückt.«
»Ich dachte, gerade das macht meinen Charme aus?«
»Verdammt noch mal, Baby, wenn du Jacko Vance dabei auf die Füße trittst, sitzt du so tief in der Scheiße, daß du nie wieder rauskommst.«
»Sag mir einfach, ob du mir helfen willst oder nicht.«
Langes Schweigen. Shaz wartete, ihre Nerven vibrierten. Dann fragte Chris: »Wenn ich’s nicht tue, wendest du dich an jemand anderen, stimmt’s?«
»Muß ich wohl. Wenn ich recht habe, gibt’s da einen Mörder, der reihenweise Teenager umbringt. Und da kann ich nicht einfach weggucken.«
»Ich mach mir mehr Sorgen darüber, was passiert, wenn du unrecht hast. Was hältst du davon, wenn ich mitkomme? Dann sieht das Ganze ein bißchen offizieller aus.«
Ein verführerischer Vorschlag. Trotzdem sagte Shaz: »Lieber nicht. Wenn ich mir schon die Finger verbrenne, will ich nicht auch noch dich mit reinziehen. Aber du könntest was anderes für mich tun.«
Chris stöhnte. »Nicht, wenn’s wieder was mit dem Archiv einer Bibliothek zu tun hat.«
»Du könntest mir ein bißchen Rückendeckung geben. Leute wie Vance sind mißtrauisch. Er will vielleicht eine Telefonnummer haben, bei der er zurückrufen kann. Bei uns geht das nicht, wir sitzen den ganzen Tag im Seminarraum. Und bei dir wär’s wenigstens die Nummer einer Polizeidienststelle.«
Chris seufzte. »Du hast mich rumgekriegt. Ich ruf gleich zurück.«
Und tatsächlich, es dauerte nicht mal fünf Minuten, bis das Telefon klingelte. »Hast du was zu schreiben?« fragte Chris.
»Ja.«
»Also …« Chris gab ihr die nicht im Telefonbuch eingetragene Geheimnummer durch, die sie dem Sergeant vom Dienst entlockt hatte. »Von mir hast du sie nicht, klar?«
»Klar. Danke, Chris. Ich halt dich auf dem laufenden. Bye.«
Das Telefon läutete ein paarmal, dann teilte eine Automatenstimme Shaz mit: »Der Anruf wird umgeleitet.« Ein paar leise, klickende Geräusche und schließlich klingelte es wieder, der jaulenden Tonfolge nach ein Mobiltelefon. »Hallo?«
Shaz erkannte die Stimme sofort. Ein komisches Gefühl, diese Stimme, die sie sonst nur im Fernsehen hörte, auf einmal in der Leitung zu haben. »Miss Morgan?« fragte sie zögernd.
»Ja, wer ist denn da?«
»Detective Constable Sharon Bowman von der Metropolitan Police. Kann ich bitte Ihren Mann sprechen.«
»Tut mir leid, er ist außer Haus. Ich übrigens auch. Sie haben die falsche Leitung erwischt. Das ist meine Privatnummer.«
Shaz lief rot an. »Dann bitte ich um Entschuldigung, daß ich Sie gestört habe.«
»Macht ja nichts. Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Officer?«
»Wahrscheinlich nicht. Es sei denn, Sie könnten mir die Nummer geben, unter der ich Mr. Vance erreiche.«
Micky Morgan zögerte. »Das möchte ich lieber nicht tun. Aber ich richte ihm gern etwas aus, wenn Ihnen das
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