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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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zurück, um erst mal die richtige Hausnummer zu suchen. Unfaßbar, daß es mitten im Herzen von London Privatgrundstücke von dieser Größe gab. Und wie sie von ihren Recherchen wußte, wurde das Anwesen nur von Micky und Jacko bewohnt – abgesehen von Mickys persönlicher Assistentin Betsy Thorne. Stinkt nach Geld, dachte sie beim Anblick der blütenweißen Hausfassade. Von dem durch hohe Hecken abgeschirmten Garten war nicht viel zu sehen. Irgendwie beschlichen sie auf einmal Zweifel. Wie konnte sie jemanden, der ein derartiges Juwel sein eigen nannte, verdächtigen, insgeheim ein Verbrecher zu sein? Schließlich weiß jeder, daß Leute, die so wohnen, keine Mörder sind.
    Sie ärgerte sich über ihr klischeehaftes Denken, machte auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Auto. Der Kerl war ein Krimineller, und wenn sie mit ihm fertig war, wußten es alle. Sie fuhr das kurze Stück nach Holland Park zurück, hielt am Tor der Zufahrt, kurbelte das Fenster herunter, drückte die Sprechtaste und sagte mit fester Stimme: » DC Bowman. Ich bin mit Mr. Vance verabredet.«
    Das Tor schwang auf. Mit dem Gefühl, auf feindliches Territorium vorgedrungen zu sein, fuhr Shaz bis vors Haus, vorbei an der Freitreppe und dem Land Rover, der davor stand, und parkte ihren Wagen neben einem silberfarbenen Mercedes Kabriolett. Als sie den Motor abgestellt hatte, blieb sie noch einen Augenblick sitzen, atmete tief durch und konzentrierte sich auf die Unterredung mit Vance.
    Dann stieg sie aus, rannte die Stufen hinauf und drückte auf die Klingel. Fast im selben Moment schwang die Tür auf. Mickys Gesicht, das ihr so vertraut war wie eines aus der eigenen Familie, lächelte sie an. »Detective Constable Bowman, nicht wahr? Kommen Sie rein. Ich will gerade gehen.« Sie trat einen Schritt beiseite, winkte Shaz herein und deutete auf eine Frau, die um die Vierzig sein mußte, obwohl sich schon ein paar graue Strähnen in ihr Haar mischten. »Das ist Betsy Thorne, meine PA . Wir müssen uns beeilen, wenn wir das Shuttle nach Frankreich kriegen wollen.«
    »Nur ein Kurzurlaub in Le Touquet«, sagte Betsy.
    Micky nickte. »Und mit Meeresfrüchten vollstopfen und unser Glück im Kasino versuchen.« Sie nahm Betsy den Lederkoffer ab. »Jacko erwartet Sie schon. Er telefoniert noch, ist aber gleich fertig. Wenn Sie die erste Tür links nehmen, ist er in ein paar Minuten bei Ihnen.«
    Als Shaz endlich ein »danke« herausbrachte, waren Micky und Betsy schon halb draußen. Sie ging in das Zimmer, auf das Micky gedeutet hatte, und sah vom Fenster aus zu, wie die beiden Frauen in den Land Rover stiegen.
    » DC Bowman?«
    Shaz fuhr herum. Sie hatte gar nicht gehört, daß jemand hereingekommen war. Jacko Vance lächelte ihr zu, aber sein Lächeln kam ihr vor wie das Zähnefletschen eines Panthers kurz vor dem todbringenden Sprung. War das nun ihre erste Begegnung mit einem Serienmörder? Wenn es so war, ahnte Jacko Vance hoffentlich nicht, daß er seiner Nemesis in die Augen blickte.
     
    Ihre Augen waren außergewöhnlich. Dabei hatte sie von hinten völlig durchschnittlich ausgesehen, und in einer Bar hätte er nicht zweimal hingeguckt. Doch in dem Augenblick, in dem sie herumwirbelte, schien der Stahlglanz ihrer blauen Augen sie völlig zu verändern. Was sie auch hergeführt hatte, Jacko las in ihren Augen, daß sie seine Widersacherin war. Wider alle Vernunft spürte er das leise Prickeln einer unerklärlichen Genugtuung.
    »Tut mir leid, daß Sie warten mußten.«
    Der liebenswürdige Tonfall, den sie aus dem Fernsehen kannte. »Ich war etwas zu früh.«
    Vance kam näher und deutete auf das Sofa hinter ihr. »Nehmen Sie Platz, Officer.«
    »Danke«, sagte Shaz. Sie tat so, als habe sie seine Geste nicht gesehen, und setzte sich in den Lehnstuhl. Den hatte Vance vermutlich selber nehmen wollen, weil er da höher gesessen und das Licht im Rücken gehabt hätte. Er starrte sie irritiert an, ging zum Kamin und lehnte sich gegen das obere Sims. Sein abwartender Blick signalisierte, daß sie den ersten Zug tun sollte.
    »Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir einen Termin geben konnten. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind.«
    »Nun, nach Ihrem Gespräch mit meiner Frau blieb mir ja kaum eine andere Wahl. Im übrigen bin ich immer gern bereit, der Polizei zu helfen. Ihr Deputy Commissioner wird Ihnen gern bestätigen, daß ich den Wohltätigkeitsfonds der Polizei nach Kräften unterstütze.«
    Shaz’ blaue Augen starrten Vance unbewegt an. »Das

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