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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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genügt.«
    Muß es ja wohl, dachte Shaz. Gut, daß sie die Vereinbarung mit Chris getroffen hatte. »Ich glaube, Ihr Mann könnte uns gewisse Hintergrundinformationen zu einem Fall geben, den wir bearbeiten. Ich weiß, er ist sehr beschäftigt, aber wenn er morgen ein paar Minuten Zeit für mich hätte, wäre mir sehr geholfen. Wann und wo es ihm genehm ist. Da ich heute im Außendienst bin, soll er bitte unter folgender Nummer zurückrufen …« Shaz diktierte ihr Chris’ Durchwahlnummer. »Unter dieser Nummer meldet sich Sergeant Devine. Sie notiert alles für mich.«
    Micky wiederholte die Nummer. »Richtig so? Und morgen, sagten Sie? Gut, DC Bowman, ich werd’s ihm ausrichten.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden«, erwiderte Shaz förmlich.
    »Keine Ursache. Es ist mir immer ein Vergnügen, der Polizei zu helfen. Wenn Sie meine Sendung mal gesehen haben, wissen Sie das ja.«
    Shaz konnte nicht anders. Wenn sie Micky Morgan schon mal an der Strippe hatte, mußte sie das einfach loswerden: »Eine großartige Sendung. Ich seh sie mir an, sooft ich kann.«
    Das glucksende Lachen war wieder etwas, was sie sofort wiedererkannte. »Wer mir so was Nettes sagt, kann sicher sein, daß ich seine Bitte Jacko so bald wie möglich ausrichte.«
    Ja, das hoffe ich, dachte Shaz, denn nichts war ihr im Augenblick wichtiger.

P auline Doyle starrte auf den leeren Fotorahmen auf ihrem Fernseher. Das Foto hatten die Officer mitgenommen, um Fotokopien davon zu machen. Sie schienen ziemlich besorgt zu sein, hatten eine Menge Fragen gestellt. Wie’s in der Schule lief und ob sie einen Freund hatte und was sie gewöhnlich am Wochenende machte. Pauline ahnte, daß nur die Anwesenheit der beiden Officer sie davor bewahrt hatte, die Nerven zu verlieren, durch die mitternächtlichen Straßen zu rennen und laut Donnas Namen zu rufen. Obwohl der ältere Officer ihr ausdrücklich geraten hatte, möglichst nicht aus dem Haus zu gehen. Damit, falls Donna anrief, jemand da sei. »Alles andere können Sie uns überlassen.«
    Seine Kollegin war morgens noch mal wiedergekommen und hatte sie gebeten, genau zu beschreiben, was Donna mitgenommen hatte. Als sie hörte, daß der kurze schwarze Rock und das weit ausgeschnittene, gestreifte T-Shirt fehlten, Donnas Lieblingsgarderobe, war sie sichtlich erleichtert gewesen, da sie wahrscheinlich dachte, es ginge nur um einen Teenager, der von zu Hause ausgerissen war.
    Aber Donna hatte keinen Grund, wegzulaufen. Ihre Tochter und sie verstanden sich sehr gut. Bei ihnen war’s nicht das übliche gespannte Verhältnis zwischen Mutter und halbflügger Tochter. Bernards Tod hatte sie zusammengeschweißt.
    Aber wie hätte sie das der jungen Polizistin klarmachen sollen? Pauline hatte es gar nicht erst versucht, sondern angefangen, stumm zu beten. Was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Aber die junge Polizistin hörte es nicht, und schaden konnte es ja nicht.

L inks der Straße dämmerte der Morgen heran, was Shaz kaum wahrnahm, so sehr war sie in ihr Gemurmel vertieft. Sie wollte die Zeit nutzen, das Frage-und-Antwort-Spiel zwischen ihr und Vance zu üben. Der Mann war schließlich Profi, da kann man sich gar nicht gut genug vorbereiten. Und außerdem war das Gemurmel Balsam für ihre Nerven.
    Als sie die Abfahrt London West erreichte, fühlte Shaz sich gut gerüstet. Entweder rutschte Vance eine unbedachte Bemerkung heraus (womit sie nicht rechnete, dafür war er zu routiniert), oder er geriet so offensichtlich in Panik, daß das eine eindeutige Bestätigung ihres Verdachts war. Oder er erzählte ihr von einem fanatischen Bewunderer, der bei beinahe allen seiner Auftritte im Publikum saß und den er neulich erst mit einem jungen Mädchen gesehen hatte, das der Beschreibung nach einer der verschwundenen Teenager sein konnte. Dann hatte sie mit ihrer gewagten These unrecht gehabt. Eine Blamage. Aber wenn das Ergebnis war, daß ein Mörder hinter Gittern landete, konnte sie damit leben.
    Chris Devines Andeutung, daß sie sich möglicherweise in Gefahr bringen könnte, beeindruckte sie nicht. Mit vierundzwanzig hat man noch keine Todesahnungen. Nach drei Jahren im Polizeidienst war sie an schwierige Situationen gewöhnt. Außerdem standen Leute, die in Holland Park wohnten, nicht in dem Ruf, Police Officer zu attackieren. Erst recht nicht, wenn die Ehefrau etwas von der geplanten Unterredung wußte.
    Wie üblich zu früh, suchte sie sich eine Parkuhr in Notting Hill und ging zu Fuß nach Holland Park

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