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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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den ganzen Nachmittag telefonisch nicht erreichen können, und da hab ich mir von Sergeant Taylor den Weg zu Ihnen beschreiben lassen und mir gedacht, rückst ihr einfach zu Hause auf die Pelle.« Als Carol ihm Platz machte und er hereinkommen wollte, entdeckte er Tony. »Oh, Entschuldigung, ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben.«
    »Macht nichts.« Carol winkte ihn herein. »Ihr Timing hätte nicht besser sein können. Das ist Dr. Tony Hill vom Innenministerium. Tony leitet die NOP Task Force in Leeds. Wir haben gerade über die Brandstiftungen gesprochen. Tony, das ist Jim Pendlebury, der Feuerwehrchief von Seaford.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Tony, war sich dessen aber nicht mehr so sicher, als Pendlebury ihm in der Manier eines professionellen Knochenbrechers die Hand schüttelte. Dann vergrub er beide Hände in den Hosentaschen und brachte sie mit zwei Flaschen australischem Shiraz wieder zum Vorschein. »Mein Housewarming-Präsent. Löst die Zunge. Sie werden sehen, wie beschwingt wir gleich über unseren Feuerteufel reden.«
    Carol holte Gläser und einen Korkenzieher und schenkte Pendlebury und sich Wein ein. Tony hatte ihr schon bedeutet, daß er beim Bier bleiben wollte.
    »Na, Doc, was haben Ihre Baby-Watsons für uns rausgefunden?« Pendlebury fläzte sich in den Sessel und streckte seine langen Beine so weit aus, daß Nelson empört neben Carol Zuflucht suchte.
    »Wenn Sie mich fragen: nichts, was Carol nicht selber rausfinden könnte. Ich fürchte, es ist nichts Brauchbares dabei.«
    Pendlebury lachte laut. »Ach, seit wann geben Profiler zu, daß sie außer gequirlter Scheiße nichts zu bieten haben? Carol, haben Sie das Tonband laufen?«
    Tony – daran gewöhnt, angepflaumt zu werden – reagierte mit nachsichtigem Lächeln. »Würden Sie einen Schraubenzieher benutzen, wenn Sie einen Zaunpfahl einrammen wollen?«
    Pendlebury legte den Kopf schief. »Heißt das, Profiling ist bei der Sache so was wie das falsche Werkzeug?«
    »Genau das will ich damit sagen. Profiling ist das geeignete Werkzeug bei bestimmten Verbrechen, bei denen das Motiv zumindest im Ansatz im psychopathischen Bereich zu suchen ist.«
    »In schlichtem Englisch.« Pendleburys Miene verriet eine Mischung aus Neugier und Skepsis.
    »Wollen Sie meinen Standardvortrag hören? Die siebenunddreißigste Fassung? In voller Länge?«
    »Bitte lieber die Kurzfassung für Feuerwehrleute.«
    Tony fuhr sich mit der Hand durchs volle dunkle Haar, eine Reflexbewegung, nach der er jedesmal aussah wie die Karikatur eines leicht zerstreuten Wissenschaftlers. »Okay. Die meisten Verbrechen werden in unserem Land aus Gewinnsucht, in blinder Wut oder unter Drogen- oder Alkoholeinfluß begangen. Oder alles das kommt zusammen. Mit dem Verbrechen soll ein bestimmtes Ziel erreicht werden: an Geld oder Drogen ranzukommen, Rache zu nehmen, dafür zu sorgen, daß einen irgend jemand nicht mehr nervt. Einige Verbrechen haben ihre Wurzeln aber auch in psychologischen Zwängen. Irgend etwas treibt den Verbrecher – es handelt sich meist um einen Mann – zu Handlungen, die einen Schlußpunkt setzen. Das kriminelle Handeln an sich kann so geringfügig sein wie … sagen wir, Damenslips von der Wäscheleine zu klauen. Es kann sich aber auch um sehr ernste Verbrechen handeln. Serienbrandstiftung ist so ein ernstes Verbrechen. Ich glaube lediglich nicht, daß wir es hier mit einem Feuerteufel zu tun haben, der die Brände legte, weil er seinen Kick sucht. Ein angeheuerter Handlanger ist es auch nicht. Der Bursche, mit dem wir’s zu tun haben, ist von anderer Couleur. Er hat eher was von einem Hybriden.«
    Pendlebury sah ihn groß an. »Würden Sie uns jetzt auch noch verraten, was Sie damit meinen?«
    »Mit Vergnügen.« Tony lehnte sich zurück und ließ sein Glas zwischen den Fingern kreisen. »Lassen Sie uns zuerst die Theorie vom angeheuerten Brandstifter ausschließen. In einigen wenigen Fällen könnte es sich um Racheakte am Besitzer des Gebäudes gehandelt haben, aber die allermeisten Brände wurden offensichtlich nach dem Zufallsprinzip gelegt. Es ist kein finanzielles Motiv zu erkennen, es ging nicht um bestimmte Branchen, nicht mal um dieselbe Versicherungsgesellschaft. Abgesehen davon, daß alle Brände nachts und – bis auf den letzten – in menschenleeren Gebäuden gelegt wurden, gibt es keine auffallenden Übereinstimmungen. Also auch keinen Grund zu der Annahme, daß ein angeheuerter Profi dahintersteckt. Soweit

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