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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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einverstanden?«
    Carol schenkte sich Wein nach. »Bis hierhin kann ich Ihnen nicht widersprechen.«
    »Aber es kann doch sein, daß es trotzdem ein Profi ist, der jedesmal aus einem anderen Motiv angeheuert wird«, wandte Pendlebury ein.
    »Dann bleiben immer noch zu viele Ungereimtheiten«, sagte Carol. »Wir haben zunächst auch auf einen angeheuerten Profi getippt – nicht ein einziger brauchbarer Anhaltspunkt. Aber, Tony, wieso soll es nicht ein emotional geschädigter Täter sein, der seinen Kick sucht?«
    Tony zögerte. »Ich könnte mich irren.«
    »O ja«, sagte Carol grinsend, »in den Akten Ihrer Fälle wimmelt es von Irrtümern.«
    Tony grinste zurück. »Danke für die Blumen. Nun, ich sag Ihnen, warum ich nicht an einen geistesgestörten Täter glaube. In den allermeisten Fällen gab es nahezu keine forensisch auswertbaren Spuren, nur der Brandherd konnte identifiziert werden, und es gab Anzeichen dafür, daß irgendein Brandbeschleuniger und so etwas wie eine Zündvorrichtung verwendet wurden. Kein gewaltsames Eindringen. Wären es nicht so viele Feuer in relativ kurzer Zeit gewesen, hätte jeder eine zufällige Häufung von Fahrlässigkeit vermutet.«
    Er griff zu den beiden Bogen, die er mitgebracht hatte. »Wir haben es also mit jemandem zu tun, der gut vorbereitet und sehr umsichtig zu Werke geht. Etwas, was man bei typischen Feuerteufeln nie antrifft. Unser Mann bringt sein Handwerkszeug mit, er verwendet aber auch an Ort und Stelle vorhandenes Material.«
    Sein Blick traf sich mit dem von Carol. Er spürte ihre Skepsis. »Weiter ist zu bedenken, daß die meisten Feuerteufel sexuell motiviert sind. Wenn Sie irgendwo Feuer legen, masturbieren sie oft dabei, oder sie urinieren oder entleeren den Darm. Auch dafür gibt es keine Anzeichen. Es wurde auch kein pornographisches Material gefunden. Wenn er sich nicht am Brandort einen runtergeholt hat, hat er’s möglicherweise an der Stelle getan, von der aus er den Brand beobachten konnte. Aber bis jetzt hat sich kein Zeuge gefunden, der so etwas gesehen hat. Oder etwas, was den Verdacht begründen kann, daß er’s getan hat. Also wiederum negativ.«
    »Wie ist es mit den Zeitabständen?« fragte Carol. »Die werden immer kürzer. Ist das nicht ein typisches Merkmal für Serientäter?«
    »Ja«, warf Pendlebury ein, »das liest man in jedem Buch über Serienmörder.«
    »Aber bei Brandstiftungen stimmt das nicht. Schon gar nicht, wenn einer spektakuläre Brände legt, wie in unserm Fall«, sagte Tony. »Die Zeitabstände sind willkürlich – Wochen, Monate oder sogar Jahre. Aber bei einem Wiederholungstäter ist ein gewisser Rhythmus zu beobachten. Insofern stimmt es, daß zunehmende Häufigkeit ein Indiz für einen Serientäter ist. Ich sage ja auch nicht, daß wir es mit mehreren Tätern zu tun haben. Es ist vermutlich immer wieder derselbe. Ich glaube nur nicht, daß es ein geistesgestörter Täter ist, der seinen Kick sucht.«
    »Also zusammenfassend?« fragte Carol.
    »Der Bursche, der die Brände legt, tut das aus hundsgewöhnlichen kriminellen Motiven. Er ist kein Psychopath.«
    Pendlebury schnaufte. »Und was sind das für hundsgewöhnliche kriminelle Motive.«
    »Genau das wissen wir noch nicht.«
    »Ist ja auch unwichtig, wie?« knurrte der Chief.
    »In gewisser Weise, ja«, sagte Carol. »Wenn es kein Psychopath ist, also nicht jemand, der mit hoher Intelligenz und nach einer für uns schwer nachvollziehbaren Logik handelt, müßte es um so leichter sein, hinter sein Motiv zu kommen. Und wenn wir erst mal so weit sind, ist der Rest Polizeiroutine.«
    Pendlebury sah verärgert aus. »Also, ich kann mir kein anderes Motiv als die Suche nach einem Kick vorstellen.«
    »Oh, ich weiß nicht«, erwiderte Tony schmunzelnd.
    »Laß uns auch mitspielen, Sherlock«, forderte Carol ihn auf.
    »Nun, es gibt Sicherheitsdienste, die auf mehr Aufträge für nächtliche Objektbewachung angewiesen sind, und Firmen, die einen Absatzrückgang bei ihren Sprinkler- und Feuermeldeanlagen beklagen. Oder …« Tony sah den Chief nachdenklich an.
    »Oder was?«
    »Jim, beschäftigen Sie so was wie Teilzeitkräfte?«
    Pendlebury sah ihn entsetzt an. Dann entdeckte er Tonys verhuschtes Lächeln und deutete es völlig falsch. »Sie wollen mich hochnehmen, wie?« Er drohte ihm scherzhaft mit dem Finger.
    »Nur mal aus Neugierde: Haben Sie so was?«
    »Ja, haben wir«, sagte Pendlebury mit beginnendem Mißtrauen.
    »Könnte ich morgen eine Liste mit den Namen

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