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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Leute. Stellen Sie sich vor, Sie sind jung und ehrgeizig. Was tun Sie?«
    »Dann muß ich versuchen, sämtliche Aktivposten einzusetzen«, sagte Carol. »Und ein paar Beziehungen spielen lassen.«
    Tony nickte ihr aufmunternd zu. »Und was heißt das?«
    »Viel Lauferei, mit den richtigen Leuten reden. Das Bäumchen schütteln, bis ich sehe, was runterfällt.«
    »Ein wenig genauer«, verlangte Tony.
    »Nun, ich war seinerzeit mit einer Journalistin befreundet. Der hätte ich eine Story untergejubelt, die sich für den Mörder anders lesen mußte als für Hinz und Kunz. Nur, Shaz hatte anscheinend keine solchen Beziehungen. Oder sie hat sie nicht genutzt. Aber eines hätte ich an ihrer Stelle mit Sicherheit versucht: in Kontakt mit dem Verdächtigen zu kommen.«
    Tony lehnte sich zurück und trank einen Schluck Bier. »Gut, daß Sie’s sind, die das sagt. Ich hab jedesmal Hemmungen, bei einer Ermittlung so eine Vermutung zu äußern, weil ich ahne, daß die Officer mich auslachen und mir sagen, daß niemand von ihnen so unbedacht sein Leben und seine Karriere aufs Spiel setzen würde.«
    »Sie glauben, sie ist in Kontakt mit Jacko Vance getreten?«
    Tony nickte.
    »Und Sie glauben, das, was sie ihm gesagt hat …«
    »Oder jemandem aus seiner Umgebung«, unterbrach er sie. »Es muß ja nicht Vance selber gewesen sein. Aber ich glaube in der Tat, daß sie zu jemandem etwas gesagt hat, was dem Mörder angst gemacht hat.«
    »Und der hat dann keine Zeit verloren.«
    »Nein. Und er hatte den Nerv, sie in ihrem eigenen Wohnzimmer zu ermorden. Mit dem Risiko, daß sie schreit oder daß ein Möbelstück umfällt oder sonst was passiert, was in einem Mehrparteienhaus Aufmerksamkeit erregen muß.«
    Carol nahm einen Schluck von ihrem Drink. »Und er mußte sich irgendeinen Trick einfallen lassen, um in ihre Wohnung zu kommen.«
    Tony sah sie überrascht an. »Warum erwähnen Sie das?«
    »Weil sie sich mit einem, den sie für einen Serienmörder gehalten hat, nie in ihrer Wohnung verabredet hätte. Nicht mal in jugendlichem Übermut. Niemand lädt den Fuchs in den Hühnerstall ein. Und wenn er später, nachdem sie mit ihm geredet hatte, bei ihr aufgetaucht wäre, hätte sie ihn nicht reingelassen, sondern Alarm geschlagen. Nein, sie muß, als sie in ihre Wohnung gekommen ist, bereits seine Gefangene gewesen sein.«
    Diese spontanen, logisch begründeten Einfälle hatten die Arbeit mit ihr schon damals in Bradfield so angenehm gemacht, erinnerte sich Tony. »Natürlich – Sie haben recht. Danke.« Jetzt wußte er, wo er anfangen mußte. Er trank sein Bier aus. »Kriege ich noch eines? Wir müssen noch über Ihr kleines Problem reden.«
    Carol zog die Beine unter sich hervor, reckte sich mit Nelson um die Wette und fragte, schon auf dem Weg in die Küche, um sein Bier zu holen: »Ich hätte gedacht, Sie wollen lieber weiter über Shaz reden.«
    »Das heb ich mir für das Gespräch mit Ihren Kollegen am Montag morgen auf. Wenn Sie bis zur Teezeit nichts von mir gehört haben, sollten Sie mal checken, ob die Jungs mich einigermaßen fair behandeln.«
    Als Carol ihm wieder gegenübersaß, nahm Tony zwei Bogen Papier aus der Brieftasche. »Jeder von meinen Leuten hat im Laufe der letzten Woche in der Sache mit den Brandstiftungen ein Täterprofil ausgearbeitet. Am Freitag haben sie auf der Grundlage der Einzelergebnisse eine gemeinsame Analyse erstellt. Hier habe ich eine Kopie davon, ich zeige sie Ihnen später.«
    »Großartig. Ich wollte vorläufig nichts davon erwähnen, aber ich habe selbst an einem Täterprofil gearbeitet. Da bin ich natürlich gespannt, wieweit die Ergebnisse übereinstimmen.«
    Nun fiel es Tony erst recht schwer, ihre Erwartungen zu enttäuschen. »Carol, ich muß Ihnen sagen, ich vermute, daß wir alle unsere Zeit verschwendet haben.«
    Unwillkürlich reckte sie das Kinn vor. »Und das heißt?«
    »Das heißt, daß Ihre Brände sich keiner bekannten Kategorie zuordnen lassen.«
    »Wollen Sie damit sagen, es handelt sich nicht um Brandstiftungen?«
    Bevor er antworten konnte, brachte ein heftiges Klopfen die große, nachtdunkle Scheibe hinter ihnen zum Klirren. Tony drehte sich um, konnte aber nichts erkennen. »Erwarten Sie Besuch?«
    Carol schüttelte den Kopf, ging zur Fensterfront und öffnete die Tür zur Terrasse. Tony war mitgekommen, konnte aber nur eine Gestalt im Dunkeln ausmachen. Ein Mann, kräftig und groß.
    »Jim«, rief Carol überrascht aus. »Was treibt Sie denn her?«
    »Ich hab Sie

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