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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gekommen. Damals war ihm absolute Vertraulichkeit zugesichert worden, woran sich bisher seinem Eindruck nach alle Beteiligten gehalten hatten. Nun, nach Shaz Bowmans Tod, schien das auf einmal nicht mehr zu gelten. Woher Wharton sein Wissen auch haben mochte, Tony konnte nur hoffen, daß seine Impotenz nicht zum allgemeinen Kantinengespräch wurde. »Meine Beziehung zu Shaz war rein beruflich«, sagte er. »Im übrigen hat mein Privatleben nichts mit dieser Untersuchung zu tun.«
    »Das zu entscheiden, überlassen Sie gefälligst uns«, fauchte McCormick ihn böse an.
    »Rein beruflich, sagen Sie«, hakte Wharton nach. »Uns liegen aber Aussagen vor, denen zufolge Sie DC Bowman mehr Zeit gewidmet haben als den anderen Officers. Sie sollen bereits morgens vor Dienstbeginn mit ihr zusammengesessen haben. Dem Vernehmen nach ist sie auch nach den Seminaren häufig zu einem Gespräch unter vier Augen dageblieben. Das deutet eher auf eine sehr enge Beziehung hin.«
    »Zwischen ihr und mir gab es nichts. Ich komme morgens immer etwas früher, und Shaz hatte ein paar Probleme mit dem Softwareprogramm, deshalb hat sie sich vor Dienstbeginn an den Computer gesetzt. Es stimmt, daß sie hin und wieder nach einem Seminar dageblieben ist, aber auch da ging es um dienstliche Dinge. Bei den Ermittlungen zu diesem Mordfall wird Ihnen sicher klarwerden, daß Shaz’ einzige Leidenschaft ihr Job war.«
    Ein paar Sekunden Schweigen, dann fragte McCormick: »Wo waren Sie am Samstag?«
    Tony schüttelte verblüfft den Kopf. »Damit verschwenden Sie nur Zeit. Sie sollten unsere Möglichkeiten nutzen, um den Mörder zu finden, statt einen von uns zu verdächtigen. Wir sollten darüber reden, was uns der Mörder mit der symbolischen Zeichnung der drei weisen Affen sagen wollte, und warum er allen forensischen Spuren nach die Tote nicht sexuell mißbraucht hat.«
    McCormicks Augen verengten sich. »Von wem wollen Sie das mit den forensischen Spuren wissen?«
    Tony stöhnte gequält. »Ich
weiß
es nicht. Aber ich habe den Tatort und die Leiche gesehen. Nach meinen Erfahrungen mit psychopathischen Mördern konnte ich das Szenario leicht deuten.«
    »Das kann jeder, wenn er genau hinsieht«, fuhr ihm McCormick über den Mund. »Aber wie man am Tatort sämtliche Spuren auslöscht, ohne daß die Manipulation auf Anhieb deutlich wird, das weiß nur jemand, der wiederholt Gelegenheit hatte, die Arbeit der Mordkommission aus nächster Nähe zu verfolgen.«
    Tony, begierig auf jede Information, die er bekommen konnte, beschloß, einfach mal auf den Busch zu klopfen. »Das heißt also, daß es keine forensischen Beweise gibt?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, trumpfte McCormick auf. »Sharon Bowmans Mörder glaubt vielleicht, er hätte keine Spuren hinterlassen. Aber er irrt sich.«
    Tony überlegte fieberhaft. Fingerabdrücke? Oder die von einer Schuhsohle? Aber das hätte einem Mörder, der mit soviel Umsicht zu Werke gegangen war, nicht ähnlich gesehen. Also vermutlich eher Kleidungsfasern oder Haare. Ein Haar wäre, sobald der Verdacht sich auf eine bestimmte Person konzentrierte, das überzeugendste Beweismittel gewesen. Obwohl auch Fasern erfahrenen Forensikern wertvolle Aufschlüsse geben konnten.
    »Gut«, sagte er. McCormick starrte ihn finster an.
    Wharton schlug einen Aktenordner auf, entnahm ihm ein Blatt Papier und schob es Tony hin. »Für das Protokoll: Ich zeige Dr. Hill eine Ablichtung aus ihren Tagebucheintragungen für die Woche vor ihrem Tod. Für den Tag, an dem sie ermordet wurde, gibt es zwei Eintragungen. JV  – neun dreißig. Und den Buchstaben T. Gestützt darauf, halte ich Ihnen vor, Dr. Hill, daß Sie an diesem Samstag mit Shaz Bowman verabredet waren und daß Sie sich tatsächlich mit ihr getroffen haben.«
    Tony fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Carol hatte mit ihrer Vermutung also recht gehabt. » JV  – neun dreißig« konnte nur heißen, daß sie Vance am Samstag vormittag mit den Rückschlüssen aus ihrer Analyse konfrontiert hatte. Aber ein Triumphgefühl wollte sich nicht einstellen. »Inspector, eine solche Verabredung habe ich nicht getroffen. Was ich an besagtem Samstag tatsächlich getan habe, ist für diese Untersuchung völlig irrelevant.«
    McCormick beugte sich vor. »Da bin ich nicht so sicher.« Gerade die leise, sanfte Stimme klang bedrohlich. »T für Tony. Es könnte sein, daß sie sich nach Dienstschluß, außerhalb der Diensträume mit Ihnen getroffen hat, und ihr Freund hat das

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