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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kleidung«, sagte Wharton. »Wir glauben …«
    »Details der forensischen Ermittlungen sind im Moment nicht unser Thema«, unterbrach ihn McCormick energisch. »Dieses Samstagsessen war eine feste Gewohnheit bei Ihnen. Waren Sie nicht beunruhigt, als Shaz nicht aufgetaucht ist?«
    Leon blies den Rauch in McCormicks Richtung. »Nein, beunruhigt waren wir nicht. Kay meinte, Shaz hätte vielleicht was Besseres gefunden. Und ich hab mir gedacht, daß sie sich bestimmt wieder in ihrem Computerprogramm vergraben hat.«
    »Sie war so was wie die Musterschülerin, wie?« Wharton versuchte es wieder mit einem anbiedernden Lächeln.
    »Nein. Sie war einfach nur ein Arbeitspferd. Sollten Sie nicht lieber versuchen, den Saukerl zu kriegen, der Shaz getötet hat? In unserer Task Force finden Sie ihn bestimmt nicht. Wir haben uns zu der Gruppe gemeldet, um solche Schweinereien aufzuklären, nicht, um sie selber zu begehen.«
    Wharton nickte. »Darum führen wir dieses Gespräch mit Ihnen, Leon. Wir brauchen Ihre Hilfe. Sie sind ein erfahrener Detective, aber Sie müssen außerdem gesunde Instinkte haben, sonst wären Sie nicht für diese Gruppe ausgewählt worden. Erzählen Sie uns, was Ihre Instinkte Ihnen sagen. Zum Beispiel, was Sie von Dr. Hill halten. Wissen Sie eigentlich, daß er dagegen war, Sie in die Task Force aufzunehmen?«
     
    Tony starrte auf den graublauen Bildschirm. McCormick und Wharton hatten ihm zwar verboten, die Diensträume zu betreten, aber entweder verstanden sie nichts von vernetzten Computersystemen, oder sie wußten nicht, wie sie ihm den Zugang zu den Daten verwehren sollten. Jeder siebenjährige Knirps hätte ihnen erklären können, daß die PC s in den Büros mit einem zentralen Datenspeicher verbunden waren und daß jeder aus dem Team sich mit Hilfe seines persönlichen Passworts in das Programm einklicken konnte. In der Profilergruppe hatte Tony aus Sicherheitsgründen angeordnet, es wöchentlich zu wechseln. Was die Officer nicht wußten, war, daß er eine Liste der verwendeten Zugangscodes besaß, sich also jederzeit in die Arbeitsprogramme der Lehrgangsteilnehmer einklicken konnte. Computer sind blind, sie erkennen nicht, wer welche Daten abfragt, für sie zählt nur, ob das Passwort stimmt.
    Also hatte er, als er wieder zu Hause war, zunächst auf seinem Computer alle Arbeitsergebnisse aufgerufen, die Shaz abgeliefert hatte, und sich dann, sobald er in ihrem Programm war, unter seinem Namen ab- und unter Shaz’ Namen angemeldet.
    Nur leider war er zwei Stunden und etliche Kaffeetassen später kein Stück weitergekommen. Er hatte es mit sämtlichen Codes versucht, die ihm einfielen. SHAZ , SHARON , BOWMAN , ROBIN , HOOD , WILLIAM , TELL , ARCHER  … Mit Opern und Seifenopern, mit den Vornamen ihrer Eltern, mit Städten und Straßen, in denen sie gewohnt hatte, mit JACKO , VANCE und sogar mit MICKY und MORGAN . WILLKOMMEN IM PROGRAMM DER NOP TASK FORCE . BITTE GEBEN SIE IHR PASSWORT EIN : flimmerte auf dem Bildschirm. Der Cursor blinkte beharrlich, das Programm war also nicht zusammengebrochen. Aber das war auch alles, was er mit Sicherheit wußte.
    Er stand auf, lief ruhelos im Zimmer auf und ab, gab schließlich mit einem gemurmelten »jetzt reicht’s« auf, schnappte sich sein Jackett und redete sich ein, ein Spaziergang bis zum nächsten Kiosk werde ihm zu einem klaren Kopf verhelfen. »Mach dir nicht selber was vor«, murmelte er leise in sich hinein, als er die Haustür hinter sich zudrückte, »du willst bloß wissen, was die Idioten bei der letzten Pressekonferenz erzählt haben.«
    Als er vom Gehweg vor dem Haus auf die Straße einbog, fiel ihm die dunkle Limousine auf, die an der Bürgersteigkante wartete. Zwei Männer saßen darin, der eine hatte es verdächtig eilig, vom Beifahrersitz ins Freie zu rutschen, der andere startete – ebenfalls auffallend hastig – den Motor. Offenbar eine reichlich stümperhafte Observation. Himmel noch mal, hatten die nichts Wichtigeres zu tun, als ihre Leute auf ihn anzusetzen?
    Er blieb an der Straßenecke vor dem Bric’n-Brac-Schaufenster eines Trödlerladens stehen. Das Angebot war dürftig, aber eines mußte man dem Besitzer lassen: Er achtete auf spiegelblank geputzte Schaufensterscheiben. So konnte Tony, ohne sich umdrehen zu müssen, genau verfolgen, was sich hinter ihm tat. Der Mann, der so eilig ausgestiegen war, tat so, als studiere er auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Busfahrpläne, was ihn eindeutig als Ortsfremden

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