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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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wollen nur irgendwie unterwegs sein. Schlendern vor sich hin. Und in mir jagt der Puls.
    »Ich glaube, ich könnte gut einen Käfer zeichnen«, biete ich an.
    »Klar, so eine Knutschkugel«, grinst Benny.
    Blödmann. Was sollen diese Kacksprüche?
    Max verzieht das Gesicht. Was er da bislang an die Wand gemalt hat, hat Kindergartenniveau. Im besten Fall.
    »Wir können vielleicht einfach Poster von geilen Karren drüberhängen«, schlägt er vor. Ich muss laut lachen.
    »Dann sieht das hier aus wie der Gruppenraum des Auto-Motor-Sport-Fanclubs. Ich hätte da noch einen Setzkasten für alte Matchbox-Autos. Die würden sich auch gut machen.«
    »Du hast einen Setzkasten mit Matchbox-Autos?« Lea starrt mich entgeistert an.
    O nein. Wie peinlich. Ich schnappe mir einen schwarzen Edding.
    »jetzt mal ich!«
    Nach zwei Stunden haben wir es kollektiv geschafft. Auf jeder Wand ist ein Auto zu sehen. Nicht schön. Aber besonders.

    Ich brauche am Abend fast eine Stunde unter der Dusche, um die ganze Farbe von mir abzuwaschen. Das Rubbeln auf dem linken Arm tut weh. Irgendwie fällt mir jetzt erst auf, dass selbst die jüngste Narbe schon ziemlich alt ist. Wobei alt relativ ist.
     
    Bei der nächsten Probe erwartet mich ein alter Autoscooter-Wagen in unserem Raum. An der Antenne hängt sogar noch ein Fuchsschwanz.
    »Ist das jetzt hier eine Kirmes?«, frage ich erstaunt. Mich nervt dieses ganze Drumrum langsam an.
    »Geiles Teil, was?«, fragt Max zurück. Offenbar ist er für dieses Gerät verantwortlich.
    »Mein Onkel hat mal für ein paar Jahre auf der Kirmes gearbeitet, das Ding stand noch in seinem Keller. Für viermal Autowaschen hat er es mir überlassen und sogar hergefahren«, erklärt er.
    Eigentlich finde ich den Wagen auch geil. Aber irgendwie wurmt es mich, wie entspannt Lea drinsitzt. Und wie prahlerisch Max guckt.
    »Wir sollten das Auto mit zu jedem Gig nehmen, als unser Markenzeichen«, schlägt Benny vor.
    »Das dürfte das kleinste Problem sein. Wir haben bislang nämlich nur einen Gig und der ist genau eine Etage über uns«, werfe ich ein.
    »Du bist eine Spaßbremse«, mischt Lea sich ein.
    »Das Doofe ist nur, dass wir dann zu jedem Auftritt ein paar Roadies mitbringen müssen. Das Auto ist superschwer«, räumt Max ein. Wir versuchen zu viert, das lädierte Auto hochzuheben, und geben auf.

    »Wie hat dein Onkel das bitte schön hier hinbekommen?«, will ich wissen.
    »Mit so einer Sackkarre über den Hof hinten. Der hat ziemlich dicke Arme.«
    Mehr will ich gar nicht wissen. Wenn ich meinen Eltern was von einem Kirmes-Onkel mit dicken Armen erzähle, flippen die eh aus. Wahrscheinlich hat der Onkel überall Anker und so was tätowiert.
    Nach ein paar Songs muss ich zugeben, dass sich der Wagen echt gut macht. Bei einem Lied sitzt Lea am Anfang drin und steht erst zum Refrain auf. Das wirkt total cool.
    »Ein bisschen wie bei ˃Pulp Fiction˂. Da tanzen Travolta und diese Frau auch auf so einer Bühne mit Autos«, meint Max. Ich sage nicht, dass ich den Film noch nie sehen durfte, sondern wechsel das Thema.
    »Ich finde das Teil ja auch cool. Absolut. Das ändert aber nichts daran, dass wir einfach zu wenig Songs haben. Bei unserm Repertoire können wir gleich mit der Zugabe anfangen. Dann reicht es vielleicht.«
    Ich bin echt eine Spaßbremse. Die gute Laune ist unter der Tür hinausgekrochen, amüsiert sich offenbar anderswo.
     
     
    »Und wenn wir doch bekannte Songs nachspielen?«, meint Lea leise. Noch bevor ich aufstöhnen kann, ergänzt sie: »Aber auf unsere Art.«
    »Also laut und schief?«, sagt Tom mit einem Grinsen.
    »Nein, in einem ganz anderen Stil, einem neuen Rhythmuss.«
     
     
    Lea erzählt von einer Band, die super bekannte Titel
nachspielt, aber völlig neu. Punksongs als Schmuseballaden. Klassik als Metal und so.
    »Und wir spielen jetzt Udo Jürgens als Death-Metal, oder was?«, will Max wissen.
    Lea kontert sofort. »Nee, aber einen Song wie ˃Über den Wolkem˂ kennen alle und als Ska-Version ist das bestimmt nicht übel.«
    Benny fängt gleich an. Er spielt sich fast die Fingerkuppen ab. Das hat echt was. Lea steigt im Refrain sofort an. Die beiden rasen durch den Song. Scheinen sich gegenseitig aufzupeitschen. Max steht der Mund offen. Das sieht ein bisschen dämlich aus, aber ich kann ihn verstehen. Ich fühl mich ja genauso.
     
    Für uns tut sich eine ganz neue Welt auf. Unsere eigenen Songs stehen natürlich im Mittelpunkt. Aber wir finden immer neue Lieder, die man

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