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Schmerzspuren

Titel: Schmerzspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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lacht.
    »Wenn es euch hilft, dann her mit dem Geist.«
     
    Am Samstag sind wir tatsächlich auf der Inliner-Bahn. Ich stelle mich super dämlich an, das ist echt was anderes als ein Board. Irgendwann rollt Tom an mir vorbei.
    »Das machst du nur, damit Lea dich an die Hand nimmt, oder?«
    Wichser.
    Nach der ungefähr 97. Runde klappt es schon besser. Ich bin ganz froh, als ihr Handy summt und ich mal eine kurze Pause machen kann.
     
    Ich kann stundenlang auf meinem Bett liegen, zusehen, wie die Wolken sich ständig neu verformen, und von der Band träumen. Ich sehe uns auf einer Bühne stehen. Scheinwerfer beleuchten das Publikum. Es ist voll. Es muss kein großer Raum sein. Ein kleinerer Klub wäre gut. Man fühlt, dass es voll ist. Die Luft surrt. Und sobald ich meine Stöcke ganz leicht gegeneinanderschlage, wird es leise. Klack, klack, klack, dann geht’s los. Und plötzlich klatschen alle, weil sie den Song vielleicht schon erkennen. Lea steht ganz klein da, für mich nur schemenhaft zu erkennen. Wie ein Scherenschnitt. Ihre Stimme zerschneidet die dicke Luft. Tom dreht sich kurz zu mir um und grinst sein Ein-Mundwinkel-Lächeln. Ich kann alles genau vor mir sehen. Und hören. Rund 90 Minuten dauert so ein Tagtraum zwischen den Wolken. Er endet, wenn wir fünf nach dem Auftritt ganz allein irgendwo sitzen. Noch eine Cola trinken. Und einfach nichts sagen müssen. Vielleicht
gehen wir noch irgendwo eine Pizza essen. Doch so ein Auftritt macht bestimmt auch für sich schon ein sattes Gefühl. Ich fände ja eigentlich gut, wenn wir uns vor so einem Auftritt in einen Kreis stellen und umarmen würden. So wie Fußballer das immer machen. Aber wenn ich das vorschlage, kommt eh wieder ein dummer Spruch.
    »Kannst Lea doch auch mal so in den Arm nehmen« oder so ein Mist. Gerade Tom schießt andauernd saudumme Pfeile ab. Der rafft es einfach nicht. Vielleicht ist er zu schlicht, um sich vorstellen zu können, dass man nur so mit einem Mädchen befreundet ist. Oder sein will. So was kommt in seinem Kopf offenbar nicht vor. Manchmal frage ich mich, was da drin überhaupt passiert. Aber ich will mit ihm ja keine Denksport-Olympiade gewinnen. Und als Bassist macht er eine gute Figur. Ich glaube, seine ältere Schwester war mit ihm einkaufen und hat ihm erklärt, dass es auch Klamotten ohne alberne Snoopy- oder Donald-Duck-Aufnäher gibt.
     
    Ganz langsam springt der Funke über. Was in mir schon lange lodert, scheint jetzt auch die andern erreicht zu haben. Es knistert, wenn wir proben. Max überlegt allen Ernstes, ob er richtigen Gesangsunterricht nehmen soll.
    »Das hatte Udo Lindenberg auch nie nötig«, sage ich. Hinterher hat Max deswegen keine Zeit mehr für die Proben. Das wär ja noch schöner.
    »Udo Lindenberg kann für keine fünf Pfennig singen. Da hätte kein Unterricht der Welt was ausrichten können.«
     
     
    »Sag ich ja«, grinse ich.

    »Willst du behaupten, ich kann nicht singen?«
    Max tut so, als ob er mich anspringen will.
    »Du hast eine sehr natürliche Begabung, die ich nicht durch Technik verfälschen würde«, hilft mir Benny.
    »Das klingt wie ›nicht schön, aber interessant‹«, schmollt Max.
    »Genau«, unterstreicht Benny.
    Max springt ihn mit Geheul an. Benny fällt um, ich werfe mich von hinten auf Max, der immer noch wie ein Indianer klingt. Bennys Lachanfall geht in einen Hustenanfall über. Ich reiße ihm die Arme hoch, weil meine Mutter immer sagt, dass das bei Husten hilft. Wir kugeln kichernd übereinander. Als Lea und Tom reinkommen, stehen wir schnell wieder auf.
    »Probt ihr schon mal Hotelzimmer verwüsten?«, fragt Lea.
    Das ist der Anfang. Die nächste halbe Stunde spinnen wir rum, welche Starallüren wir uns zulegen könnten.
    Benny plädiert dafür, dass wir blaue Gummibärchen als Verpflegung verlangen sollen.
    »Es gibt keine blauen Gummibärchen«, stöhnt Max.
    »ja, eben. Dann müssen die sich was einfallen lassen. Wir sind schließlich Starts.«
    »Ich würde frisch ausgepressten Melonensaft fordern«, meint Lea.
    »Genau, mit Eisstücken, die frisch vom Südpol kommen«, ergänze ich.
    »Gibt es da überhaupt noch Eis? Hinterher scheitern unsere Wünsche an der Klimakatastrophe«, sagt Tom und lacht.

    »Dann behaupten wir, unser Sänger würde nur Milch trinken, die gerade frisch aus der Kuh kommt«, grinst Lea.
    Max schüttelt sich angewidert. »Iiih, das ist ja noch ekliger als warme Milch mit Haut drauf.«
    »Egal, was wir verlangen. Wär vielleicht ganz

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