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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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der Stra ße. »Wohin gehst du?«
    Ich zeige nicht in die Richtung, in die er gehen muss, um mit dem Zug zu fahren, sondern in die andere. »Da lang. Es gibt eine, äh, unerledigte Sache, um die ich mich kümmern muss.«
    Cricket erkennt an meinem Zögern, wovon ich spreche. Ich fürchte schon, dass er mich davon abhalten will – oder, schlimmer noch, mich fragen will, ob er mitkommen darf –, aber er hält nur kurz inne. Und dann sagt er: »Okay.«
    Vertrauen .
    Â»Kommst du bald wieder nach Hause?«, frage ich.
    Darüber muss er lächeln. »Versprichst du mir, dass du mich nicht vergisst, während ich weg bin?«
    Ich lächle zurück. »Ich verspreche es.«
    Und als ich davongehe, merke ich, dass ich keine Ahnung habe, wie ich es jemals schaffen soll, nicht an ihn zu denken.
    Die Furcht überkommt mich erst, als ich an seiner Wohnung ankomme und die vertrauten, stuckverzierten braunen Hauswände und den rosafarbenen Oleanderstrauch sehe. Ich blicke zu Max’ Wohnung hinauf. Das Licht ist an und hinter dem Vorhang bewegt sich etwas. Der Zweifel schleicht sich herbei wie giftiger Nebel. War es falsch von mir herzukommen? Ist es egoistisch von mir, mich entschuldigen zu wollen, wenn er es vielleicht gar nicht hören will?
    Ich steige die dunkle Treppe zu seiner Wohnungstür hinauf. Ich bin erleichtert, als er selbst und nicht Johnny sie öffnet, aber dieses Gefühl hält nur kurz an. Max funkelt mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an und er riecht stark nach Zigaretten. Kein Pfefferminz heute.
    Â»Ich … ich hab gehört, dass du wieder da bist.«
    Max sagt nichts.
    Ich zwinge mich, seinem eisigen Blick nicht auszuweichen. »Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich gelogen habe, und dafür, wie alles geendet hat. Ich habe dich nicht fair behandelt.«
    Keine Reaktion.
    Â»Tja. Okay. Das war’s auch schon. Mach’s gut, Max.«
    Ich habe schon den ersten Schritt nach unten gemacht, als Max mir nachruft: »Hast du mit ihm geschlafen?«
    Ich bleibe stehen.
    Â»Als wir noch zusammen waren«, fügt er hinzu.
    Ich drehe mich um und blicke ihm direkt in die Augen. »Nein. Und das ist die Wahrheit. Wir haben uns nicht einmal geküsst.«
    Â»Und schläfst du jetzt mit ihm?«
    Ich werde rot. »Meine Güte, Max.«
    Â»Schläfst du mit ihm?«
    Â» Nein . Und jetzt gehe ich.« Aber ich rühre mich nicht vom Fleck. Das hier ist meine letzte Gelegenheit, es zu erfahren. »Wo warst du letzten Monat? Ich hab dich angerufen. Ich wollte mit dir reden.«
    Â»Ich bin bei jemandem untergekommen.«
    Â»Wo?«
    Â»Santa Monica.« Es ist die Art, wie er es sagt. Als wollte er, dass ich nachfrage.
    Â»Ein … Mädchen?«
    Â»Eine Frau. Und ich habe mit ihr geschlafen.« Max knallt die Tür zu.

Kapitel dreißig
    M a x wusste immer schon, was man sagen muss – und wann man es sagen muss –, damit es am meisten wehtut. Seine Worte versetzen mir einen Stich, aber ich brauche nur einen Moment, um zu begreifen, warum. Ich spüre den Stich nicht, weil es mir etwas ausmacht, dass er mit einer anderen Frau zusammen war. Sondern weil ich nicht glauben kann, dass ich ihn jemals geliebt habe. Ich habe Max die ganze Zeit mit Scheuklappen betrachtet. Wie konnte ich seine rachsüchtige Seite so ausblenden? Wie konnte ich mich an jemanden binden, der stets reflexartig mit Zorn und Grausamkeit reagiert hat?
    Ich habe mich entschuldigt. Er hat auf seine typische Art reagiert. Ich bin zu seiner Wohnung gegangen, um die Absolution zu erhalten, und ich habe sie bekommen.
    Gut, dass ich ihn los bin.
    Die Winterferien sind zu Ende und damit auch mein Hausarrest. Die Schule fängt wieder an. Ich bin überrascht, als drei meiner Klassenkameraden – die ich alle drei nicht besonders gut kenne – am ersten Tag zu mir kommen und mir sagen, wie froh sie seien, dass ich mich wieder wie die alte Lola kleide.
    Ich freue mich darüber und fühle mich … gewürdigt.
    Selbst Lindsey sitzt aufrechter und stolzer auf ihrem Platz, was einerseits an Charlie und seinen Freunden liegt (die mit uns zu Mittag gegessen haben) und andererseits daran, mich wieder bunt zu sehen. Es ist schön, unter Leuten zu sein. Was mir schwer fällt, ist das Warten aufs Wochenende. Ich vermisse es, Cricket jederzeit sehen zu können. Meine hellblaue Fensterscheibe wirkt matt ohne ihn

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