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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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auf der anderen Seite.
    Freitag ist der längste Schultag der Geschichte. Ich blicke auf die Uhr mit Augäpfeln wie Tischtennisbälle und mache Lindsey damit verrückt. »Es wird passieren«, sagt sie. »Nur Geduld, Ned.« Doch als die Schulglocke zum letzten Mal läutet, klingelt auch mein Handy. Eine Nachricht von der »Nackten Tigerfrau«:
    Komme dieses Wochenende nicht nach Hause. Unerwartetes Projekt. Gleich in der ersten Woche! Echt blöd.
    Meine Welt stürzt ein. Doch dann folgt eine zweite Nachricht:
    Ich vermisse dich.
    Und dann eine dritte:
    Ich hoffe, ich darf das jetzt sagen.
    Mein Herz macht Purzelbäume, als ich zurückschreibe:
    Ich vermisse dich auch. Am Wochenende noch viel mehr.
    Rotgrünweißblaugelblilaorangerosa Grüße!!!!!!!!!
    Wir schreiben uns auf meinem gesamten Nachhauseweg und ich schwebe auf einer rosa Wolke. Dann lasse ich ihn in Ruhe, damit er arbeiten kann, und er schickt mehrere Protestnachrichten, worüber ich mich noch mehr freue. Die ganze Nacht lang blinkt mein Handy mit neuen SMS – über die furchtbaren Freunde seines Mitbewohners Dustin, darüber, dass er Hunger hat, darüber, dass er seine eigenen Mitschriften nicht lesen kann. Ich fülle sein Handy mit Nachrichten über Norah, die wieder ihre Sachen packt, über Andys jahreszeitentypischen Clementinenkuchen und darüber, dass ich mein Mathebuch in meinem Schließfach vergessen habe.
    Am nächsten Morgen sind meine Eltern verdutzt, als ich früh aufstehe und mich unten blicken lasse, während sie noch beim Frühstück sitzen. Andy schaut auf den Kalender. »Ich dachte, deine Schicht beginnt erst um vier.«
    Â»Ich würde gern nach Berkeley fahren. Nur für ein paar Stunden vor der Arbeit.«
    Meine Eltern tauschen einen unentschiedenen Blick, als Norah hinter mir ins Zimmer schlurft. »Meine Güte, lasst sie fahren. Sie macht es doch sowieso.«
    Sie erlauben es mir. Mit stündlichen Kontrollanrufen, die ich aber dankbar akzeptiere. Ich hüpfe schon zur Tür hinaus, als ich im Bruchteil einer Sekunde entscheide, etwas Winziges mitzunehmen, das ich in meiner Sockenschublade versteckt halte. Ich renne schnell noch einmal hinein und stecke es in meine Handtasche.
    Am New Seoul Garden mache ich kurz Halt, und Lindsey packt mir Essen zum Mitnehmen ein, dessen Geruch den ganzen Waggon erfüllt – beider Züge, die man braucht, um nach Berkeley zu fahren. Huch.
    Ich beschließe, diesmal mutig zu sein und Cricket anzurufen, wenn ich vor seinem Wohnheimtor stehe. Aber als ich komme, geht gerade jemand, und so ist es gar nicht notwendig. Ebenso mühelos passiere ich den landschaftlich gestalteten Hof und die anderen Türen.
    Und dann stehe ich vor seiner Tür.
    Ich hebe gerade die Hand, um zu klopfen, als drinnen ein Mädchen lacht. Meine Knöchel schlagen zitternd gegen das Holz. Ist das Jessica? Schon wieder?
    Die Tür fliegt auf und es ist … Anna.
    Â»Hey, Space-Cowgirl!« Damit meint sie mein silbernes Fransenkleid und meine roten Cowboystiefel. Einen albtraumhaften Moment lang überkommt mich ein schrecklicher Verdacht, aber dann öffnet sie die Tür ganz und ich sehe … St. Clair. Natürlich. Er und Cricket sitzen auf dem Boden vor Crickets Bett. Und dann sieht mich Cricket und alles hellt sich auf.
    Meine Seele inklusive.
    Â»Hi.« Er springt auf. »Hi«, sagt er noch einmal.
    Â»Ich dachte mir, dass du heute sicher keine Zeit zum Mittagessen hast.« Ich halte das koreanische Essen hoch, als ich lauter leere chinesische Schalen auf dem Boden entdecke. »Oh.«
    Anna grinst mich mit ihrer Zahnlücke an. »Keine Sorge. Er isst sicher auch noch das, was du mitgebracht hast.«
    Â»Er hat einen ziemlich großen Magen«, meint St. Clair.
    Â»Während deiner ja ganz klein ist«, spottet Anna. Er versucht, sie von seinem Platz auf dem Boden aus zu fassen zu kriegen, und sie versetzt ihm einen leichten Stoß gegen den Rücken. Die zwei sind wie junge Hunde.
    Cricket winkt mich mit beiden Armen herein. »Komm rein, setz dich.«
    Ich blicke mich um. Nirgendwo ist ein freies Plätzchen zu sehen.
    Â»Ã„hm, Moment«, sagt er. Auf dem Bett liegt ein Berg von Uni-Papieren, den er einfach beiseiteschiebt. »Hier. Du kannst hier sitzen.«
    Â»Wir sollten gehen«, sagt Anna. »Wir sind nur kurz vorbeigekommen, um Cricket was zu essen zu bringen und ihn über die

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