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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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wendet den Blick ab. »Deine Väter nerven mich total, aber sie sind gute Eltern. Ich kann von Glück sagen, dass sie deine geworden sind.«
    Â»Du bist ihnen aber auch wichtig, weißt du. Du bist mir wichtig.«
    Daraufhin ist sie still und starr. Ich traue mich und kuschle mich zum ersten Mal, seit ich ein kleines Mädchen war, an sie. Ihre harten Schultern werden an meinen weich.
    Â»Komm doch mal wieder und besuch uns«, schlage ich vor. »Wenn du umgezogen bist.«
    Die Lichter der Werbespots blitzen auf.
    Blitz .
    Blitz .
    Â»Okay«, sagt sie.
    Später am Abend bin ich in meinem Zimmer, als mein Handy klingelt. Es ist Lindsey. »Wenn ich es mir recht überlege, sollte ich es dir lieber erzählen.«
    Â»Was?« Ihr ungewohnt beunruhigter Tonfall lässt mich augenblicklich frösteln.
    Sie holt lange und tief Luft. »Max ist wieder da.«
    Die Farbe weicht aus meinem Gesicht. »Was soll das heißen? Woher weißt du das?«
    Â»Ich hab ihn gerade gesehen. Meine Mom und ich waren im Mission District einkaufen und da war er plötzlich. Spazierte die Valencia Street entlang.«
    Â»Hat er dich gesehen? Hast du mit ihm geredet? Wie sah er aus?«
    Â»Nein. Lieber Himmel, nein. Und er sah aus wie immer.«
    Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Wie lange ist er schon zurück? Warum hat er nicht angerufen? Diese anhaltende Funkstille kann nur heißen, dass er die Wahrheit gesagt hat: Ich bedeute ihm nichts mehr .
    Seit einiger Zeit schaffe ich es mehrere Stunden am Stück – einmal sogar einen ganzen Tag –, nicht an ihn zu denken. Das ist ein frischer Hieb in meine Wunden, aber irgendwie … ist der Schlag nicht so niederschmetternd, wie ich dachte. Vielleicht komme ich allmählich damit klar, Max nichts zu bedeuten.
    Â»Kriegst du Luft?«, fragt Lindsey. »Atmest du noch?«
    Â»Ich atme noch.« Und es stimmt. Eine Idee sprießt gerade in mir. »Hör mal, ich muss Schluss machen. Es gibt da etwas, das ich unbedingt tun muss.« Ich schnappe mir meinen Webpelzmantel und mein Portemonnaie und rase zur Tür hinaus, als ich ein leises Plink! höre.
    Ich bleibe stehen.
    Plink! macht mein Fenster wieder. Plink. Plink .
    Mein Herz macht einen Sprung. Ich öffne die Scheiben und Cricket stellt seine Zahnstocherschachtel ab. Er trägt einen roten Schal und eine Art blaue Militärjacke. Dann erst bemer ke ich die Ledertasche, die er um die Schulter geschlungen hat, und dieser Schlag ist niederschmetternd. Er geht nach Berkeley zurück.
    Er lässt die Arme sinken. »Du siehst umwerfend aus.«
    Oh. Ach ja. Er hat mich seit einem Monat in nichts anderem als Schwarz gesehen. Ich lächle ihn schüchtern an. »Danke.«
    Cricket zeigt auf meinen Mantel. »Wolltest du gerade gehen?«
    Â»Ja, ich war auf dem Weg nach draußen.«
    Â»Sollen wir uns kurz auf dem Bürgersteig treffen? Hätten deine Eltern was dagegen?«
    Â»Sie sind nicht zu Hause.«
    Â»Okay. In einer Minute?«
    Ich nicke und eile nach unten. »Ich bin in einer Stunde wieder da«, sage ich zu Norah. »Es gibt etwas, das ich erledigen muss. Heute Abend noch.«
    Sie stellt den Fernseher auf stumm und sieht mich skeptisch an. »Hat dieser geheimnisvolle Gang mit einem gewissen Jungen zu tun?«
    Ich bin nicht sicher, welchen von beiden sie meint, aber … es stimmt in jedem Fall.
    Sie mustert mich mehrere qualvolle Sekunden lang. Dann schaltet sie den Ton des Fernsehers wieder ein. »Sieh nur zu, dass du vor deinen Eltern wieder da bist. Ich will denen nichts erklären müssen.«
    Cricket wartet unten vor unserer Treppe. Seine gertenschlanke Gestalt sieht im Mondlicht ausgezeichnet aus. Wir sehen uns fest in die Augen, als ich die einundzwanzig Stufen zum Bürgersteig hinuntergehe. »Ich fahre zur Uni zurück«, sagt Cricket.
    Ich deute mit dem Kopf auf seine Tasche. »Hab ich mir schon gedacht.«
    Â»Ich wollte mich nur verabschieden. Bevor ich gehe.«
    Â»Danke.« Ich schüttle verwirrt den Kopf. »Ich meine … Ich bin froh. Nicht, dass du gehst. Aber dass wir uns vorher noch sehen.«
    Er steckt die Hände in die Taschen. »Ja?«
    Â»Ja.«
    Wir schweigen einen Moment lang. Wieder einmal rieche ich eine ganz schwache Mischung aus Seife und süßem Maschinenöl und spüre ein nervöses Kribbeln in meinem Innern.
    Â»Also … Wo lang?« Er zeigt in beide Richtungen

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