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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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das Geschenk. »Deinen Kronkorken hab ich weggeworfen, weil ich es nicht ertragen habe, ihn anzusehen. Aber den hier konnte ich nicht wegwerfen. Seit zweieinhalb Jahren warte ich darauf, ihn dir geben zu können.«
    Â»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüstert Cricket.
    Â»Ich bin fast wieder ganz«, sage ich. »Danke, dass du auf mich wartest.«

Kapitel einunddreißig
    A m nächsten Samstag klingelt es frühmorgens an der Tür. Ich werde aus einem tiefen Schlummer gerissen, schlafe aber sofort wieder ein. Ich bin überrascht, als ich kurz darauf wach gerüttelt werde. »Du wirst unten gebraucht«, sagt Andy. »Sofort.«
    Ich setze mich auf. »Norah? Ist sie schon wieder rausgeflogen?«
    Â»Calliope. Es ist ein Notfall.«
    Ich springe aus dem Bett. Ein Notfall mit Calliope kann nur eines bedeuten: einen Notfall mit Cricket. Wir haben uns Nachrichten geschrieben, deshalb weiß ich, dass er vorhatte, nach Hause zu kommen, bevor er zu den Landesmeisterschaften fährt. Aber sein Licht war aus, als ich gestern Abend von der Arbeit kam. Ich konnte nicht erkennen, ob er da war oder nicht. Was, wenn er versucht hat, nach Hause zu kommen, und es ist unterwegs etwas passiert? »Oje oje oje oje oje.« Ich ziehe mir einen Kimono über und rase nach unten, wo Calliope unser Wohnzimmer durchschreitet. Ihr sonst so glattes Haar ist ungewaschen und zerzaust und ihr Gesicht sieht aufgedunsen und rot aus.
    Â»Geht es ihm gut? Was ist passiert? Wo ist er?«
    Calliope bleibt stehen. Sie schaut zerstreut und verwirrt auf. »Wer?«
    Â» CRICKET !«
    Â»Nein.« Einen Moment lang ist sie aus dem Konzept, doch dann fängt sie sich wieder. »Es geht nicht um Cricket, sondern um mich. Um … das hier.« Sie hält mir mit zitternden Händen eine große braune Papiertüte hin.
    Ich bin so erleichtert, dass Cricket nichts passiert ist – und so aufgeregt, weil ich dachte, es wäre ihm etwas passiert –, dass ich die Tüte ein wenig zu unsanft entgegennehme. Ich spähe hinein. Sie ist voll von zerrissenem roten Tüll.
    Erst jetzt begreife ich und stöhne erschrocken auf. »Dein Kostüm!«
    Calliope bricht in Tränen aus. »Ich brauche es für meine Kür.«
    Vorsichtig ziehe ich einen der schimmernden Stoffstreifen aus der Tüte. »Was ist passiert?«
    Â»Abby. Man könnte meinen, es war ein Hund und kein Kind. Als Mom heute Morgen nach unten kam, fand sie Abby spielend und in … dem hier vor. Ich hatte das Kostüm zum Reinigen unten gelassen. Wer kann schon ahnen, dass sie es zerreißen könnte?« Calliopes Panik wächst. »Ich wusste nicht mal, dass sie genug Kraft dafür hat. Wir fahren doch schon morgen! Und meine Näherin ist nicht in der Stadt. Ich weiß, du kannst mich nicht ausstehen, aber du bist meine einzige Hoffnung. Kannst du es reparieren? Heute?«
    So verlockend es auch sein mag, ihre einzige Hoffnung zu sein, es gibt keine Hoffnung. »Tut mir leid«, sage ich. »Aber ich kann es nicht reparieren. Es ist völlig hinüber.«
    Â»Aber du MUSST irgendwas tun. Irgendetwas!«
    Ich halte eine Hand voll Fetzen hoch. »Damit kann man sich nicht mal mehr die Nase putzen. Selbst wenn ich das hier wieder zusammennähen könnte – was ich nicht kann – sähe es furchtbar aus. Du könntest darin nicht an einem Wettbewerb teilnehmen.«
    Â»Warum kannst du denn nicht eins von deinen früheren Kostümen anziehen?«, unterbricht mich Nathan.
    Andy macht ein entsetztes Gesicht. »Das geht nicht.«
    Â»Warum nicht?«, fragt Nathan. »Es ist doch nicht das Outfit, das den Wettkampf gewinnt.«
    Calliope schaudert. Mir fällt ihr Fluch des zweiten Platzes ein. Wahrscheinlich ist sie ohnehin schon ein Nervenbündel und jetzt auch das noch! Sie tut mir wirklich leid. »Nein«, sagt sie kaum hörbar. »Das geht nicht.« Sie dreht sich mit dem ganzen Körper mir zu, eine Geste, die mir auf unheimliche Weise vertraut ist. »Bitte.«
    Ich fühle mich hilflos. »Ich müsste ein ganz neues nähen. Aber dafür reicht die …«
    Â»Könntest du ein neues nähen?«, fragt sie händeringend.
    Â»Nein!«, antworte ich. »Dafür reicht die Zeit nicht.«
    Â»Bitte«, wiederholt sie. »Bitte, Lola.«
    Ich denke fieberhaft nach. Sie soll wissen, dass ich ein guter Mensch bin, dass ich etwas tauge, dass

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