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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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ja.«
    Â»Du bist sauer, weil du denkst, wenn ich wegfahre, lerne ich ein Mädchen kennen. Eins, das älter ist als du.«
    Â»Ich bin nicht sauer.« Ich mache mir nur Sorgen . Und ich hasse es, dass wir dieses Gespräch schon einmal geführt haben und er deshalb genau weiß, was ich denke. »Ich bin bloß … überrascht. Ich mochte deinen alten Wagen, das ist alles. Aber der hier ist auch in Ordnung.«
    Er zieht eine Augenbraue nach oben. »Du mochtest meinen Wagen?«
    Â»Ich hab ihn geliebt.«
    Â»Hm.« Max lehnt mich mit dem Rücken an die Seite des Kleintransporters. Ich spüre das kalte Metall am Rücken. »Lieferwagen sind gut für andere Dinge.«
    Â»Andere Dinge?«
    Â»Andere Dinge.«
    Na gut. Vielleicht kann ich dem Ganzen doch noch etwas Gutes abgewinnen. Meine Hände sind in seinem platinblonden Haar und unsere Lippen aufeinandergepresst, als wir ein grobes, lautes »Habt ihr ein bisschen Kleingeld, Mann?« hören.
    Wir lösen uns voneinander und sehen einen Typen, der von Kopf bis Fuß in schmutzigen, zusammengeflickten Cord gekleidet ist und uns böse anfunkelt.
    Â»Tut mir leid«, sage ich.
    Â»Muss euch nicht leid tun.« Er blickt mich unter seinen White-Boy-Dreadlocks finster an. »Ich bin ja verdammt noch mal nur am Verhungern.«
    Â» ARSCHLOCH «, brüllt May ihm nach, als er von dannen zieht.
    In San Francisco wimmelt es nur so von Obdachlosen. Allein auf dem Weg zur Schule begegne ich schon einem Dutzend. Sie bescheren mir ein ungutes Gefühl, weil sie mich stetig an meine Herkunft erinnern, aber normalerweise gelingt es mir, sie zu ignorieren. An ihnen vorbeizusehen. Ansonsten … es ist zu anstrengend.
    Aber in Haight-Ashbury sind die Obdachlosen passiv-aggressive Idioten.
    Ich komme nicht gern hierher, aber Max hat Freunde, die in den überteuerten Vintage-Modeboutiquen, Kifferläden, Buc hhandlungen und Burrito-Buden arbeiten. Trotz der psychedelischen Graffiti und der künstlerischen Schaufensterdekorationen ist die Haight Street – einst das Mekka der freien Liebe in den Sechzigern – unbestreitbar härter und schmutziger als der Rest der Stadt.
    Â»Hey. Vergiss den Typen«, sagt Max.
    Er merkt, dass ich eine Aufmunterung brauche, deshalb f ührt er mich zu dem Falafel-Restaurant, in dem wir unser er stes Date hatten. Danach gehen wir in einen Travestieladen, um Perücken anzuprobieren. Max lacht, als ich mit einer albernen lilafarbenen Beehive-Frisur posiere. Ich liebe es, wenn er lacht. Er tut es selten, doch wenn ich sein Lachen höre, weiß ich, dass ich es verdient habe. Ich darf ihm sogar eine Perücke aufsetzen, eine blonde Marilyn. »Warte, bis Johnny und Craig dich damit sehen«, sage ich und meine seine Bandkollegen.
    Â»Ich sag ihnen, ich hätte beschlossen, mir die Haare wachsen zu lassen.«
    Â»Das Haarwuchsmittel hat gewirkt«, sage ich in meiner besten Max-Stimme.
    Â»Willst du dich wieder mal über mein Alter lustig machen?« Max lacht wieder und wirft mir meine hellrosa Perücke zu. »Wir sollten lieber gehen. Ich hab Johnny gesagt, ich würde um halb vier da sein.«
    Ich stopfe meine echten Haare unter die Perücke. »Als würdest du ihn noch nicht genug zu Hause sehen.«
    Â»Aber du siehst ihn selten«, entgegnet Max.
    Johnny Ocampo – Amphetamines Schlagzeuger und gleichzeitig Max’ Mitbewohner – arbeitet bei Amoeba Records, der einen Sache, die ich in diesem Viertel liebe. Amoeba ist ein riesiger Betonhimmel mit seltenen Schallplatten, Bandpostern und endlosen Reihen von farbig, nach Genre markierten CD s. Musik, die man in den Händen halten kann, hat immer noch was für sich.
    Â»Ich wollte dich bloß ärgern. Und außerdem«, füge ich hinzu, »siehst du Lindsey auch nicht häufiger.«
    Â»Ach, komm, Lo. Sie ist neugierig und unreif. Wir verstehen uns nicht besonders.«
    Das stimmt zwar, aber … trotzdem. Manchmal ist es höflicher zu lügen. Ich runzle die Stirn. »Sie ist meine beste Freundin.«
    Â»Ich verbringe meine Zeit lieber mit dir.« Max nimmt meine Hand. »Allein.«
    Wir betreten den Amoeba-Laden schweigend. Johnny, ein dicklicher, aber muskulöser Filipino, steht an seinem üblichen Platz hinter der Infotheke. Sie ist etwas erhöht, so als hielten die Typen dahinter die ultimative Wahrheit über guten Musik geschmack und -wissen bereit.

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