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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Johnny und Max begrüßen sich mit einem Kopfnicken, während Johnny gerade einen Kunden zu Ende bedient. Ich winke Max’ Freund zu und verschwinde, um durch den Laden zu stöbern.
    Ich höre hauptsächlich Rock, schaue mir aber alles an, denn man weiß ja nie, ob man vielleicht etwas findet, von dem man gar nicht wusste, dass man es mag. Hip-Hop, Klassik, Reggae, Punk, Opern, elektronische Musik. Aber heute finde ich nichts Interessantes, also schlendere ich zur Abteilung Rock hinüber. Ich gehe gerade die Ps und Qs durch, als sich mir die kleinen, unsichtbaren Nackenhaare sträuben. Ich blicke auf.
    Und da ist er.
    Cricket Bell steht mitten im Laden und sucht etwas. Oder jemanden. Und dann treffen sich unsere Blicke und sein Gesicht leuchtet auf wie die Sterne. Er lächelt – ein Lächeln über das ganze Gesicht, das bis zu seinen Augen reicht – und es ist süß und rein und voller Hoffnung.
    Und ich weiß genau, was gleich passiert.
    Meine Hände beginnen zu schwitzen. Sag es nicht. O bitte, lieber Gott, sag es nicht . Doch dann folgt dieses verräterische Gebet: Sag es. Sag es.
    Cricket schlängelt sich mühelos um die anderen Kunden herum, als wären wir allein im Laden. Die Lautsprechermusik wechselt von einem spärlichen Popsong zu einer anschwellenden Rocksymphonie. Mein Herz klopft immer schneller. Wie sehr habe ich mir früher einmal diesen Moment gewünscht. Wie sehr wünsche ich mir jetzt, dass er zu Ende geht.
    Wie sehr wünsche ich mir, dass er weitergeht.
    Cricket bleibt vor mir stehen und zupft an seinen Armbändern. »Ich … Ich habe gehofft, dass ich dich hier finde.«
    Das Blut schießt mir in die Wangen. NEIN . Dieses Gefühl ist nicht echt. Es ist ein altes Gefühl, das nur wieder hochkommt, um mich zu quälen und zu verwirren. Ich hasse das. Ich hasse ihn!
    Aber es ist, als würde ich Cricket nur hassen, weil ich ihn nicht hasse. Ich wende mich ab und gucke auf das Phoenix-Album in meinen Händen. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich herkomme.«
    Â»Ich weiß. Und ich konnte nicht mehr warten, ich muss dir sagen …«
    Meine Panik steigt und ich umklammere die französische Band fester. »Bitte, Cricket …«
    Aber die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. »Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken, und ich bin nicht mehr der, der ich früher war, ich hab mich verändert …«
    Â»Cricket …« Ich blicke wieder auf und fühle mich der Ohnmacht nahe.
    Seine blauen Augen sind klar. Aufrichtig. Verzweifelt. »Geh heute Abend mit mir aus. Morgen Abend, jeden Ab–« Das Wort bleibt ihm im Halse stecken, als er etwas hinter mir sieht.
    Zigaretten und Pfefferminz. Ich will tot umfallen.
    Â»Das ist Max. Mein Freund. Max, das ist Cricket Bell.«
    Max nickt ihm flüchtig zu. Er muss alles gehört haben, keine Frage.
    Â»Cricket ist mein Nachbar. War mein Nachbar. Oder ist es irgendwie auch wieder.«
    Mein Freund kneift die Augen zusammen, nur ein kleines bisschen, während er diese neue Information verarbeitet. Er ist das genaue Gegenteil von Cricket, der seine Gefühle überhaupt nicht verbergen kann. Er sieht niedergeschlagen aus und er weicht zurück. Wahrscheinlich merkt er es nicht mal.
    Max’ Gesichtsausdruck ändert sich, wenn auch unmerklich. Er ist darauf gekommen, wer Cricket ist. Er weiß, dass Cricket mit Calliope Bell verwandt sein muss.
    Und jetzt weiß er auch, dass ich ihn absichtlich aus unseren Gesprächen herausgehalten habe.
    Max legt einen Arm um meine Schultern. Diese Geste wirk t auf Cricket vermutlich lässig, aber Max’ Muskeln sind angespannt. Er ist eifersüchtig. Dieser Gedanke sollte mich eigentlich freuen, aber ich sehe nur Crickets Verlegenheit. Wäre es mir doch nur egal, was er denkt.
    Heißt das, dass wir jetzt quitt sind? Fühlt es sich so an, quitt zu sein?
    Die Luft zwischen uns ist so dick wie der Nebel in der Bucht von San Francisco. Ich muss etwas tun, also lächle ich Cricket freundlich an. »Es war schön, dir hier über den Weg zu laufen. Bis dann, ja?« Und dann führe ich Max weg. Ich merke, dass mein Freund etwas sagen will, aber wie gewöhnlich behält er seine Gedanken für sich, bis er sie genau so geordnet hat, wie er sie haben will. Wir gehen steif Hand in Hand weiter, an seinem Freund hinter der Theke vorbei.
    Ich will nicht zurückblicken, aber ich

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