Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
Vom Netzwerk:
Nathan zurückkommt.«
    Cricket grinst, als ich nach meinem Chemiebuch greife. »Leg dir das auf den Schoß, ich brauche eine feste Unterlage. Und jetzt leg die Hände darauf.« Wir sitzen ganz dicht nebeneinander, viel dichter als bei unserer Arbeit an meinem Kleid. »Ich nehme jetzt deine linke Hand.«
    Er schluckt. »Okay.«
    Cricket hält sie leicht nach oben. Heute Abend ist ein Stern auf seinen Handrücken gemalt. Ich frage mich, was er zu bedeuten hat, und schiebe meine Hand unter seine Finger. Seine Hand zuckt heftig. »Du musst sie schon still halten«, sage ich. Aber ich lächle dabei. Ich berühre ihn.
    Ich lackiere ihm die Nägel im Mondschein mit Opening Night Blue. Unsere Hände entspannen sich ein wenig, als ich mich auf meine Aufgabe konzentriere. Langsame, vorsichtige Striche. Wir sprechen nicht. Meine Haut und seine Haut. Nur ein Buch zwischen meiner Hand und seinem Schoß. Ich spüre, dass er mich die ganze Zeit beobachtet – nicht meine Hände, sondern mein Gesicht –, und sein Blick brennt wie die Sonne in Afrika.
    Als ich fertig bin, blicke ich zu ihm auf. Er sieht mich an. Der Mond zieht über den Himmel. Die Strahlen treffen auf seine Wimpern, und ich staune erneut, dass ich allein im Dunkeln mit einem Jungen bin, der mir einmal dass Herz zerschmettert hat. Der mich küssen würde, wenn ich keinen Freund hätte. Den ich küssen würde, wenn ich keinen Freund hätte.
    Den ich trotzdem küssen möchte.
    Ich beiße mir auf die Lippe. Er ist wie hypnotisiert. Ich beuge mich vor und bewege meine Körperrundungen in seinen schlanken Schatten. Die Luft zwischen uns glüht förmlich, fast auf schmerzhafte Weise. Cricket sieht an meinem Shirt hinunter. Es ist sehr, sehr nah an seinem Gesichtsfeld.
    Ich öffne die Lippen.
    Und dann stolpert er davon. »Ich will«, krächzt er. »Du weißt, dass ich es will.«
    Er vergewissert sich, dass die Brücke sein Gewicht hält, und springt dann darauf. Cricket Bell dreht sich nicht um, deshalb sieht er auch nicht die Tränen, die mir über die Wangen laufen. Das Einzige, was von ihm übrig bleibt, ist ein blauer Nagellackfleck an meinem Fensterrahmen.

Kapitel vierundzwanzig
    L o ooo-laaaa. Wunderschöne Lola.« Frankos Augen sind rot und die Pupillen geweitet. Wie üblich.
    Ich durchsuche alle Schubladen des Kassenhäuschens und werfe dabei ausgetrocknete Kugelschreiber und staubige Bedienungsanleitungen zu Boden. »Hast du irgendwo die Tintenpatronen für die Tickets gesehen?«
    Â»Nein, aber hast du das Popcorn heute gesehen? Es ist so … stromlinienförmig geneigt. Vielleicht hab ich was davon gegessen. Hab ich Maiskörner zwischen den Zähnen?«
    Â»Nein«, sage ich barsch.
    Â»Ich glaube, ich habe Körner zwischen den Zähnen. Genau zwischen den Schneidezähnen.« Er steht auf und erforscht seinen Mund mit der Zunge, so als würde er sich selbst einen widerlichen Zungenkuss geben. »Die Fäden sind wunderschön heute Abend.«
    Â»Klar. Die Fäden.«
    Â»Ich meine, ich würde keinen abschneiden, aber wenn ich es täte, würde ich sagen … Das ist aber ein schöner Faden .«
    Ehrlich, wenn er nicht bald den Mund hält, erwürg ich ihn. So wenig Geduld hatte ich noch nie. Ich winke hektisch St. Clai r zu, der heute Abend Eintrittskarten abreißt. Es ist gerade niemand da, also kommt er herüber. »Bitte, bitte, bitte, ihr zwei müsst heute Abend Plätze tauschen«, flehe ich ihn an.
    Â»Du bist wunderschön, St. Clair«, sagt Franko.
    Â»Jeder ist wunderschön, wenn man high ist.« Er setzt sich auf Frankos Platz. »Und jetzt verzieh dich.«
    Franko trottet davon.
    Â»Danke«, sage ich. »Ich … werde im Moment einfach nicht damit fertig.«
    Er zuckt gewichtig die Schultern. »Meinst du nur heute Abend oder den ganzen November lang?«
    Â»Komm mir bloß nicht so«, warne ich ihn. Aber es stimmt. Seit ich mich vor zwei Wochen so dermaßen vor Cricket erniedrigt habe – und er daraufhin aus meinem Leben verschwunden ist –, war ich extrem schlecht drauf. Ich bin verletzt und wütend. Nein, ich bin richtig zornig, weil ich selbst schuld bin. Ich hab mich ihm an den Hals geworfen. Was er jetzt wohl von mir hält? Offensichtlich nicht viel. Ich habe ihn zweimal angerufen und ihm drei Entschuldigungs-Nachrichten geschickt, aber er hat

Weitere Kostenlose Bücher