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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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alles ignoriert.
    Von wegen netter Kerl.
    Â»Netter Kerl?«, fragt St. Clair. »Wer soll das sein?«
    O nein. Ich habe schon wieder laut mit mir selbst gesprochen. »Niemand. Den netten Kerl gibt’s nicht mehr.«
    St. Clair blickt seufzend auf die Uhr an der Wand. »Na toll.«
    Â»Tut mir leid.« Und das meine ich ernst. Meine Freunde – Lindsey, Anna und St. Clair – waren alle sehr geduldig mit mir. Mehr, als ich es verdient habe. Ich habe Lindsey erzählt, was passiert ist, aber St. Clair – und über ihn auch Anna – muss irgendeine Version von Cricket gehört haben. Ich bin mir nicht sicher, was genau. »Danke, dass du mit Franko getauscht hast. Ich weiß es zu schätzen.«
    Wieder das europäische Achselzucken.
    Wir arbeiten eine Stunde lang schweigend. Als die Minuten vergehen, bekomme ich ein immer schlechteres Gewissen. Es wird Zeit, mein Verhalten zu ändern. Zumindest in Gegenwart meiner Freunde. »Na«, sage ich in der nächsten Kundenflaute. »Wie ist es denn mit Annas Familie gelaufen? Sind nicht ihre Mutter und ihr Bruder zu Thanksgiving gekommen?«
    Er lächelt zum ersten Mal, seit er hier bei mir ist. »Ich hab sie so umworben, dass sie ganz von den Socken waren. Der Besuch war super.«
    Ich grinse und nicke ihm übertrieben feierlich zu. »Herzlichen Glückwunsch.«
    Â»Danke«, sagte er ebenso feierlich. »Sie haben bei meiner Mum gewohnt.«
    Â»Das ist … seltsam.«
    Â»Eigentlich nicht. Meine Mum ist cool und sehr umgänglich.«
    Ich ziehe neckisch eine Augenbraue hoch. »Und wo habt ihr beiden dann übernachtet?«
    Â»Wo wir immer übernachten.« Er guckt mich ernst an. »In unseren jeweiligen Wohnheimen.«
    Ich pruste spöttisch.
    Â»Und was ist mit dir?«, fragt er. »Hast du Thanksgiving mit deinem Freund verbracht?«
    Â»Ã„hm, nein.« Ich wurschtele mich durch die Erklärung, dass Norah so schwierig und Max so beschäftigt sei, aber es klingt unaufrichtig und gezwungen. Wir schweigen einen Moment. »Wie schafft ihr das …« Ich suche angestrengt nach den richtigen Worten. »Anna und du, wie schafft ihr es, dass es zwischen euch klappt? Bei euch sieht alles so einfach aus.«
    Â»Mit Anna zusammen zu sein ist einfach. Sie ist die Richtige.«
    Die Richtige. Mein Herz setzt aus. Ich habe Max für den Richtigen gehalten, aber … da gibt es noch diesen anderen .
    Den ersten.
    Â»Glaubst du daran?«, frage ich leise. »Dass es für jeden einen Richtigen gibt?«
    Irgendetwas Neues mischt sich in St. Clairs Blick. Vielleicht Traurigkeit. »Ich kann nur für mich selbst sprechen«, antwortet er. »Aber was mich betrifft, ja. Ich muss mit Anna zusammen sein. Aber das ist etwas, was du selbst herausfinden musst. Das kann ich nicht für dich beantworten, niemand kann das.«
    Â»Oh.«
    Â»Lola.« Er rollt mit seinem Stuhl neben mich. »Ich weiß, dass die Dinge im Moment ziemlich übel aussehen. Als Freund und in aller Offenheit kann ich dir sagen, ich habe letztes Jahr etwas Ähnliches durchgemacht. Als ich Anna kennengelernt habe, war ich noch mit jemand anders zusammen. Und es hat lange gedauert, bis ich den Mut gefunden habe, in den sauren Apfel zu beißen. Aber du musst es tun.«
    Ich muss schlucken. »Was tun?«
    Â»Du musst ehrlich zu dir selbst sein.«
    Â»Lola. Du siehst … anders aus.«
    Am nächsten Nachmittag stehe ich ohne Perücke und grelles Make-up vor Max’ Tür. Ich trage einen unauffälligen Rock und eine schlichte Bluse und meine echten Haare umrahmen locker meine Schultern. »Kann ich reinkommen?« Ich bin nervös.
    Â»Klar.« Er macht einen Schritt zur Seite und ich trete ein.
    Â»Ist Johnny da?«
    Â»Nein, ich bin allein.« Max zögert. »Wissen deine Dads, dass du hier bist?«
    Â»Sie müssen nicht immer wissen, wo ich bin.«
    Er schüttelt den Kopf. »Sicher.«
    Ich gehe zu seiner Couch, nehme das Noam-Chomsky-Buch, das auf dem Couchtisch liegt, blättere durch die Seiten und lege es wieder hin. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin hier, weil ich Antworten haben will. Ich bin hier, um herauszufinden, ob Max der Richtige ist.
    Max sieht mich seltsam an, noch aus einem anderen Grund als mein plötzliches Erscheinen. Ich fühle mich noch unbehaglicher. »Was ist?«, frage ich. »Was soll dieser

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