Schmetterlinge im Gepaeck
Blick?«
»Sorry. Du ⦠siehst heute etwas jung aus.«
Mein Herz zieht sich zusammen. »Ist das schlecht?«
»Nein. Du siehst schön aus.« Und er schenkt mir sein wundervolles Halblächeln. »Komm her.« Max lässt sich auf seine ramponierte Couch fallen und ich klettere in seine Arme. Wir sitzen schweigend da. Max hat gemerkt, dass ich aus einem bestimmten Grund gekommen bin, und wartet, dass ich zu sprechen anfange. Aber ich kann die Wörter nicht bilden. Ich dachte, hier zu sein, würde reichen. Ich dachte, ich wüsste es, wenn ich ihn sehe.
Warum ist die Wahrheit so schwer zu erkennen?
Ich zeichne mit dem Finger seine Spinnweben nach. Max schlieÃt die Augen. Sanft streiche ich über den Jungen im Wolfspelz in seiner Armbeuge. Max stöhnt leise und unsere Lippen finden einander. Er zieht mich auf seinen SchoÃ. Ich lasse mich hilflos treiben.
» Lolita «, flüstert er.
Und mein ganzer Körper erstarrt.
Max bemerkt es nicht. Er hebt den Saum meiner Bluse an, und das reicht aus, um mich wach zu rütteln. Ich reiÃe sie wieder herunter. Er erschrickt. »Was ist? Was ist los?«
Ich habe Mühe, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Welche, Max?«
»Welche was?« Er ist ungewöhnlich verwirrt. »Wovon reden wir?«
»In welche Dolores Nolan bist du verliebt? In mich, Lola? Oder in Lolita?«
»Und was soll das jetzt heiÃen?«
»Du weiÃt genau, was das heiÃt. Du nennst mich Lolita, aber du verhältst dich seltsam, wenn ich nicht aufgedonnert bin, sondern wie ein Mädchen in meinem Alter aussehe. Welche also? Magst du lieber mein älteres oder mein jüngeres Ich?« Ein noch schlimmerer Gedanke kommt mir. »Oder magst du mich überhaupt nur, weil ich so jung bin?«
Max ist wütend. Er schubst mich von seinem Schoà und steht auf. »Du willst dich wirklich darüber unterhalten? Jetzt?«
»Wenn nicht jetzt, wann dann? Wann dann, Max?«
Er schnappt sich sein Feuerzeug vom Beistelltisch. »Ich dachte, wir hätten das Thema Alter hinter uns. Ich dachte, das wäre nur etwas, was andere Leute stört.«
»Ich will einfach nur die Wahrheit wissen. Liebst du mich? Oder liebst du mein Alter?«
»Wie kannst du so was fragen?« Max wirft das Feuerzeug durchs Zimmer. »Nur um dich daran zu erinnern, falls du es vergessen hast: Du hast dich an mich rangemacht. Ich wollte das hier nicht.«
»Was soll das heiÃen, du âºwolltest das hier nichtâ¹? Du wolltest mich nicht?«
»Das hab ich nicht gesagt!«, ruft er mit erhobener Stimme. »O doch, ich wollte dich. Aber Jungs wie ich bemühen sich normalerweise nicht um Mädchen wie dich, schon vergessen? Reden wir nicht genau davon ? Meine Güte. Ich weià nicht, was du von mir hören willst. Es kommt mir vor, als wäre jede Antwort, die ich dir geben könnte, falsch.«
Die Wahrheit trifft mich wie ein heftiger Schlag in die Magengrube. Jede Antwort ist falsch .
»Du hast recht«, flüstere ich.
»Verdammt noch mal, ja, ich habe recht.« Pause. »Moment. Recht womit?«
»Es gibt keine richtige Antwort. Sie existiert nicht. Das hier kann einfach nicht gut enden.«
Er sieht mich böse an. Eine Weile sagt niemand von uns etwas.
»Das meinst du nicht ernst«, sagt er schlieÃlich.
Ich zwinge mich aufzustehen. »Ich glaube schon.«
»Du glaubst.« Er schiebt grimmig den Unterkiefer vor. »Nach deinen Eltern. Nach dem Sonntagsbrunch. Hast du eine Ahnung, was ich alles über mich ergehen lassen habe, nur um mit dir zusammen zu sein?«
»Das ist es ja! Du solltest es nicht âºÃ¼ber dich ergehen lassenâ¹, sondern â«
»Hatte ich denn eine Wahl?« Max kommt näher.
»Ja. Nein! Ich weià es nicht â¦Â« Ich zittere. »Ich versuche nur, ehrlich zu sein.«
»Ach.« Seine Nase ist nur noch Zentimeter von meiner entfernt. »Du bist bereit, ehrlich zu sein.«
Ich muss kräftig schlucken.
» Ehrlich gesagt«, fährt er fort, »weià ich nicht, wer du bist. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du jemand anders. Du bist eine Lügnerin und nichts an dir ist echt. Was auch immer du denkst und was auch immer dir deine Dads erzählt haben, du hast nichts Besonderes an dir. Du bist nichts als ein kleines Mädchen mit einer Menge Problemen. Das denke ich über dich.«
Und dann ⦠wird meine Welt
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