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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Bean, die mit der quakenden Stimme. Sie kommt morgen früh für eine Deutung vorbei, bevor sie ihre wöchentlichen Rubbellose kauft.«
    Nathan zuckt zusammen und mahlt noch mehr Pfeffer auf seine Pastete. Und mahlt. Und mahlt.
    Andy rutscht auf seinem Platz herum. Er beschwert sich immer darüber, dass Nathan seine Mahlzeiten mit zu viel Pfeffer ruiniere.
    Â»Meine Güte. Kannst du mal damit aufhören?«, sagt Norah zu ihrem Bruder. »Davon kriegt er ja Bluthochdruck. Und ich auch.«
    Â»Ist schon okay«, sagt Andy scharf. Obwohl ich ihm ansehe, wie er leidet.
    Wir hatten kein entspanntes Essen mehr, seit sie – mitsamt ihren Kunden, von denen keiner seine beschränkten Einkünfte für Weissagungen aus Teeblättern oder Rubbellose ausgeben sollte – hier ist. Ich wende mich gerade noch rechtzeitig ab u nd wieder dem Fenster zu, um eine schlaksige Gestalt zu er haschen, die die Treppe nebenan hinaufrennt. Und ich setze mich so schnell auf, dass alle zu zanken aufhören, um zu sehen, weshalb ich so aufgeregt bin. Cricket klopft seine Taschen nac h dem Hausschlüssel ab. Seine Hose ist enger als sonst. Und der Moment, in dem ich das feststelle, ist auch der Moment, in dem mich die wahre Natur meiner Gefühle umhaut.
    Begierde .
    Er findet seinen Schlüssel, als sich die Haustür öffnet. Calliope lässt ihn herein. Ich sinke auf meinen Platz zurück und habe gar nicht gemerkt, dass ich mich vorher halb erhoben hatte. Andy räuspert sich. »Cricket sieht gut aus.«
    Mein Gesicht färbt sich dunkelrot.
    Â»Ob er wohl eine Freundin hat?«, fragt er. »Hast du eine Ahnung?«
    Â»Nein«, murmle ich.
    Nathan lacht. »Ich weiß noch, wie ihr beiden euch immer ganz zufällig beim Spazierengehen begegnet seid …«
    Andy wirft Nathan einen Blick zu und der verstummt. Norah grinst. Also stimmt es, unsere peinliche Schwärmerei war für jedermann offensichtlich. Na toll.
    Ich stehe auf. »Ich gehe nach oben. Ich muss noch Hausaufgaben machen.«
    Â»Am Freitagabend?«, wundert sich Andy, während Nathan sagt: »Zuerst das Geschirr.«
    Ich bringe meinen Teller zur Spüle. Ob Cricket wohl mit der Familie zu Abend isst oder gleich in sein Zimmer geht? Ich schrubbe das Geschirr so heftig, dass ich mich mit einem Schälmesser schneide. Ich zische mit zusammengebissenen Zähnen.
    Â»Alles okay?«, fragen alle drei Anwesenden gleichzeitig.
    Â»Ich hab mich geschnitten. Aber nicht schlimm.«
    Â»Sei vorsichtig«, sagt Nathan.
    Eltern sind wirklich hervorragend darin, das Offensichtliche auszusprechen. Trotzdem werde ich langsamer und erledige den Rest ohne Zwischenfälle. Die Spülmaschine gurgelt vor sich hin, als ich nach oben in mein Zimmer stürme. Dort lasse ich die Schultern sinken. Sein Licht ist aus.
    Beruhige dich, es ist nur Cricket .
    Ich suche mir eine Beschäftigung und nähe Falten in mein Marie-Antoinette-Kleid. Zwanzig Minuten vergehen. Dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig.
    Was macht er bloß?
    In der unteren Etage des Hauses Bell ist das Licht an, also könnte es gut sein, dass die ganze Familie vor dem Fernseher sitzt und acht Stunden lang … was weiß ich was guckt. Irgendwas. Ich kann mich nicht konzentrieren und jetzt bin auch wütend. Wütend auf Cricket, weil er nicht da ist, und wütend auf mich selbst, weil es mir so viel ausmacht. Ich wasche mir mein Make-up ab, nehme meine Kontaktlinsen heraus, ziehe mir meinen Schlafanzug an – und achte darauf, dass ich vorher die Vorhänge schließe – und lasse mich ins Bett fallen.
    Auf der Uhr steht 21:37. Max’ Band hat noch nicht mal angefangen zu spielen.
    Und gerade dachte ich noch, ich könnte mich nicht wie ein noch größerer Loser fühlen.
    Ich wälze mich im Bett herum und Bilder schießen mir durch den Kopf: Cricket, Max, Burlesque-Tänzerinnen, die in Austernschalen sitzen. Endlich sinke ich in einen unruhigen Schlaf, als ich ein leises Plink! am Fenster höre. Ich schlage die Augen auf. Habe ich das geträumt?
    Plink! , antwortet mein Fenster.
    Ich springe aus dem Bett und ziehe die Vorhänge auf. Cricket Bell sitzt auf seinem Fensterbrett und lässt die Beine gegen die Hauswand baumeln. In der einen Hand hält er irgendetwas Winziges und die andere hat er erhoben, um etwas anderes zu werfen. Ich öffne das Fenster und tausend aufgestaute Emotionen explodieren in mir, als ich

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