Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
Augen. Dort
sah sie alles, wonach sie sich immer gesehnt hatte.
»Ich
liebe dich«, wiederholte sie und vergrub ihren Kopf unter seinem. Der Geruch
seines Körpers fesselte sie. »Ich liebe dich«, flüsterte sie weinend an seine
Brust, während diese Melodie den ganzen Raum zu erfüllen schien.
»Ich
liebe dich«, wollte sie ihr ganzes Leben lang zu diesem Mann sagen… Sie sah ihn
gerade durch das Zielfernrohr.
D a stand
er. Endlich. Das war der Moment, auf den der Nila so lange gewartet hatte. Er
brauchte nur abzudrücken. Nur mit dem Finger zucken… und die Ritter waren ein
für alle Mal beseitigt.
Triet
stand hinter ihm.
Er,
Toran, war jetzt derjenige, der den fürchterlichsten Feind der Galaxien
vernichten würde. Ha! Und was für ein Feind das war: Er stand vor ihm und
weinte.
So
viele seinesgleichen waren durch ihn gestorben – und da stand er jetzt. Ein
kleiner Junge, der am ganzen Leib vor Angst zitterte. Er war keine Gefahr für
ihn.
»Weißt
du eigentlich, wer du bist? Weißt du eigentlich, was du alles getan hast?«,
höhnte Toran lachend. »Du hast keine wirkliche Ahnung, wer du bist! Deine
Macht, deine Stärke… alles nur Geschichte. Nie mehr wirst du die Zeit dazu
haben, diese Macht wiederzuerlangen. Dafür ist dein jetziges Leben zu kurz.
Wusstest du, dass du ganze Armeen alleine besiegt haben sollst? Wusstest du,
dass die Menschen und alle Lebewesen erzählen, dass du unsterblich wärst?? In
den Jahren hat dein Mythos solch eine Größe erlangt, dass die Menschen wirklich
gehofft haben, du würdest zurückkehren!! Hahaha…“, Toran lachte ihn verhöhnend
aus.
»Was
willst du jetzt machen???“
Torans
rechtes Bein fing wieder an, zu krampfen. »Oh nein. Nicht jetzt!«, dachte er
überrascht. Schnell zog es sich auf seiner ganzen Seite hoch. So schnell, dass
er mit dem Knie zu Boden gehen musste.
»Du…
du… du wirst heute… heute, heute, sterben«, krächzte er. Toran bekam keine Luft
mehr. Er hörte die Schritte von Triet zu ihm herankommen. Die Welt drehte sich
in seinen Augen. Sein Hals schnürte sich zu. Er hatte keine Kontrolle mehr über
seinen Körper. Er spürte, wie die letzte Luft seine Lunge verließ…als Triets
grinsendes Gesicht über seinem erschien.
»Ich
dachte schon, du würdest niemals sterben«, züngelte Triet jetzt kühl.
»Dein
Körper hat sich sehr lange gegen das Gift, das ich in deinen Tee gemischt habe,
gewehrt«, sagte Triet. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde nur zusehen, wie
du nach beendeter Mission nach Hause kommst und alle Lorbeeren erntest?? Tja,
Toran, du hast mich unterschätzt… das hier ist mein Sieg! Die anderen haben
weniger Tee getrunken als du, aber sie werden auch bald sterben…«
Triet
tippte Toran mit dem Fuß an. Seine Augen waren offen, starrten aber reglos in
den Himmel – Toran war tot.
»Nun
zu dir, Kleiner! Ich werde hier keine großen Reden halten. Ich hasse diesen
Planeten! Darum machen wir es kurz…«
Sebastian
wusste nicht, wie ihm geschah, als er sah, dass sich Triet zum Feuern bereit
machte.
Da
passierte es: Sebastian hatte das Gefühl, er würde neben seinem Körper stehen
und die Szene von außerhalb seiner menschlichen Hülle betrachten. In ihm
passierte irgendwas…und es war außer Kontrolle.
Dort
stand Sebastian vor dem angeschlagenen Dom. Vor ihm ein fremder Mann mit einem
Gewehr in der Hand, der bereit war, zu feuern…auf ihn. Er kannte ihn ja noch
nicht einmal. Warum wollte dieser Mann ihn jetzt töten? Anscheinend hatte er
auch den anderen Mann umgebracht. Vielleicht hatte er ihn gehasst?
Aber
er, Sebastian, war ihm doch wirklich noch nie begegnet. Er beobachtete alles
wie aus weiter Entfernung, als ob er fliegen könnte.
Auf
einmal ging von dem kleinen Jungen da unten, von ihm, eine Macht aus, die so
spürbar war, dass die Menschen, die sich in einem weit entfernten Halbkreis
versammelt hatten, laut zu schreien anfingen. Doch die beiden Protagonisten
nahmen das nicht wahr. Sie reagierten auf ihre Arte und Weise.
Triet
riss die Augen auf, als dieser kleine Junge jetzt nicht mehr ängstlich und
weinend vor ihm stand, sondern eine unvorstellbare Kraft und Stärke ausstrahlte
und mit tiefer, ehrfurchtsvoller Stimme ein die Erde erschütterndes Wort zu ihm
sagte: »Nein!«
Als
würden alle Energien des Universums zusammengezogen werden, richtete er seinen
linken Arm gen Himmel und den rechten genau auf Triet. Der Junge hatte
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