Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
Rückbank saßen zwei weitere Männer in grüner
Uniform. Uwe und Herr Feuerstiel konnten erkennen, wie die Fahrerin, beide
mussten schmunzeln, auf ihre Armbanduhr tickte.
»Wenn
das der Spieß gleich sieht, muss da jemand blechen oder nen Fass Bier zahlen«,
sagte Uwe leise.
»Hehe!
1A die Jungs!«, kicherte Herr Feuerstiel wie ein Schulmädchen vor dem großen
Abschlussball. Dann sagte er absichtlich ziemlich laut, sodass seine Frau es
auf jeden Fall hören musste.
»Oh,
schau mal Uwe! Hast du das Plakat da draußen schon gesehen?«, fragte er. »Nein!
Welches denn?« »Das da drüben!« »Du meinst das, auf dem steht, dass an diesem Wochenende
das große Schützenfest in Büderich ist? Das, wo alle Meerbuscher Schützen ihre
Tradition zelebrieren?« »Ja, genau das. Schau mal. Es gibt sogar einen Gottesdienst
im Anschluss!« »OH! Ein gemeinsamer Feldgottesdienst«, sagte Uwe freudig erstaunt.
Er hoffte zumindest, dass es so klang.
Er
war seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Gottesdienst gewesen. »Was meinst du? Sollten
wir uns den großen Umzug vielleicht anschauen, dann in die Messe gehen und dann
wieder nach Hause fahren?« »Oh ja. Ein wenig Abwechslung tut Julia, dir und mir
garantiert gut. Aber nur kurz, ja?«, sagte Uwe wirklich laut, dass es wahrscheinlich
Julia auch unter der Dusche gehört hatte. Dann gingen die beiden Männer stolz ins
Wohnzimmer - das hatten sie wirklich toll gemacht.
»Du
Liebling?«, sagte Herr Feuerstiel mit zuckersüßer Stimme.
»Ja?«,
sagte Mutter Feuerstiel und schaute dabei nicht auf.
»Wir
fahren jetzt gleich mit dem Auto nach Büderich zum großen Schützenfest. Das ist
das erste Mal in Meerbusch, dass alle Vereine zusammen feiern. Wir nehmen Julia
mit. Das ist doch in Ordnung, oder?«
Jetzt
fingen Uwe und Herr Feuerstiel an, zu schwitzen. Spontan. Feuchte Hände und
Perlen auf der Stirn. Frau Feuerstiel guckte die beiden nicht an, sonder
strickte ganz gemütlich weiter. Es verging fast eine Minute. Den beiden Männer
kam es wie eine Ewigkeit vor.
»Schatz?«,
fragte Papa Feuerstiel.
»Hmm?
Ach ja. Geht nur. Viel Spaß«, sagte sie auf einmal.
Noch
ehe Frau Feuerstiel aufschauen konnte, waren die beiden Männer aus dem Wohnzimmer
verschwunden. Nicht, dass sie es sich noch einmal anders überlegte.
»Julia?
Bist du soweit?«, schrie Herr Feuerstiel nach oben. Das Rauschen der Dusche
konnten beide schon nicht mehr hören. Sie musste also fertig sein.
»Ach
warte!«, sagte er schnell zu Uwe und rannte in den Keller runter. Flugs ging er
in den Werkzeugraum und kramte ein wenig rum. Hinter den ehemaligen
Erbsendosen, in denen er Schrauben und Nägel aufbewahrte, war noch eine andere Dose.
Er holte sie hervor und schaute rein. Hier legte er pro Monat immer zehn Euro
hinein.
Hihi!
Alles noch da. Seine Frau wusste nichts davon. Er nahm sich 200 Euro raus,
schob die Dose wieder an ihre Stelle und dann die anderen Dosen wieder davor.
Er steckte sich das Geld in die Hosentasche und rannte wieder hoch. Julia war
immer noch nicht da.
»Julia?
Was ist? Wir müssen los!«, rief er wieder nach oben.
»Jaja.
Komme schon«, brüllte Julia nach unten, kam aus ihrem Zimmer und warf noch
schnell einen Blick ins Büro. Ihr PC hatte schon den Bildschirmschoner mit den
schwimmenden Fischen eingeblendet und Mona schaute sie von der Fensterbank fragend
an. Streicheln? Julia schüttelte verneinend den Kopf und rannte die Treppe
runter. Sie hatte ihre Haare offen, weil sie noch nass waren.
»Tschüüsss!«,
riefen alle drei zu Frau Feuerstiel ins Wohnzimmer, bekamen aber keine Antwort.
Als die drei sich ins Auto gesetzt hatten, griff Herr Feuerstiel in seine
Tasche, nahm 50 Euro heraus und gab sie Julia.
»Könnte
sein, dass ich nachher nicht mit nach Hause komme. Das ist fürs Taxi und vom
Rest kannst du dir was kaufen!«, sagte Herr Feuerstiel, zündete schnell den
Motor und fuhr rasch los.
Erst
wenn sie unterwegs waren, konnte seine Frau ihn nicht mehr aufhalten. Frau
Feuerstiel hingegen legte in dem Moment den Pullover beiseite, ging in den
Keller und kam wieder hoch. Dann nahm sie sich das Telefonbuch, schlug unter
»L« nach und wählte eine Nummer.
»Ja?«,
fragte die Frauenstimme an der anderen Seite.
»Hallo
Barbara! Kannst du dich an mich erinnern?«, fragte Frau Feuerstiel. Mona
hingegen saß oben auf der Fensterbank und hatte mitbekommen, dass die drei das Haus
verlassen hatten. Mist! Sie
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