Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
Feuerwerks auch für die richtige musikalische
Untermalung hier draußen sorgen konnte. Der Bürgermeister nahm das Mikrofon in
die Hand und schlug mit seinem Zeigefinger einmal drauf. Ein lautes Klopfen
dröhnte durch die kräftige Lautsprecheranlage.
»Ja?
Ist an? Okay! Ich leg mal los«, konnten die Meerbuscher den Bürgermeister
hören, der das Mikro noch von sich weggehalten hatte und zu der Band nach
hinten schaute. Die Band war schon startbereit für ihren Auftritt.
»Liebe
Schützenbrüder! Liebe Meerbuscher! Und selbstverständlich: Liebe Gäste von nah und
fern. Es ist mir eine große Ehre, heute Abend hier vor ihnen zu stehen und das erste
große Meerbuscher Schützenfest mit ihnen allen gemeinsam zu eröffnen. Wenn ich
so in die Reihen schaue und die bekannten Gesichter der Kameraden aus den
Stadtgebieten sehe, dann überkommt mich ein Stolz, und selbstverständlich eine
Ehre, die keiner meiner Bürgermeisterkollegen aus den anderen rheinländischen
Gemeinden jemals erfahren wird.
Denn
wir sind eine Stadt! Hier stehen wir Meerbuscher Schützen! Zum erstenmal
vereint!! Mit alle Mann!«, sagte der Bürgermeister euphorisch und legte eine
kleine Pause ein. Um ihn herum begannen die Zuschauer und die Schützen an zu
jubeln.
»Jetzt?«,
fragte der Sänger der Band leise in den Rücken des Bürgermeisters.
»Nein.
Noch nicht«, raunte er nach hinten. Dann drehte er sich wieder um und sagte
weiter zum Publikum: »Eine junge Geschichte vereint uns als Stadt, doch sind
wir einfach die Größten und die Besten!«
Und
wieder legte der Bürgermeister eine Pause ein, damit seine Worte wirken konnten
und wieder jubelten die Zuschauer.
»Jetzt?«,
fragte der Sänger unruhig erneut und suchte dabei im Publikum nach einer Person.
Vor so vielen Menschen hatte die Band halt noch nie gespielt. Keine Antwort vom
Bürgermeister. Der Schlagzeuger hob die Sticks und zählte laut den Takt vor.
Der Mischer fuhr die Regler aller Mikrofone hoch, und das Klopfen der Stöcke
war über den ganzen Platz zu hören. Uwe und Lars schlürften gemütlich an ihren
Bierchen.
»Meinst
du, sie ahnt was?«, fragte Uwe ihn. »Nein. Aber zu gerne würde ich das Gesicht
meines Engelchens sehen«, sagte Lars. Das Anzählen des Schlagzeugers war Grund
genug für den japanischen Sprengmeister, auf den Startknopf seiner
Feuerwerksanlage zu drücken. Gezündet! Es war der Moment, der den japanischen
Altmeister immer wieder jung werden ließ. Der Himmel war bereits dunkelblau und
es war keine Wolke am Himmel zu sehen. Hier und da hatten es die ersten Sterne
geschafft, mit ihrem Leuchten die hereinbrechende Nacht zu durchdringen. Ein
wunderschöner Sternenhimmel kündigte sich in Meerbusch an. Das Wetter war
perfekt, die Menschen verstummten ehrfurchtsvoll. Julia hatte sich in eine der
ersten Reihen vor die Bühne gekämpft. Als der Sänger sie erblickte, konnte
jeder die Erleichterung sehen, die in seinem Gesicht der suchenden Anspannung wich.
Schnell sagte er: »Dieser Song ist für eine ganz besondere junge Dame heute
Abend!«, rief der Sänger.
»Das
ist…«, eine kurze Pause, »…Rock 'n' Roll für Julia Feuerstiel!« Der Sänger
zeigte auf Julia und sofort wurde sie knallerot.
»Schmetterlinge
fliegen wieder. Schönen Gruß von Johnny!!«, brüllte er jetzt. Dann ging es los:
»Supergirl« von Reamon. Die Menschen applaudierten. Jetzt gab es einen lauten
Knall. Und wieder einen. Und wieder einen. Die Kanoniere gaben ihre ersten Salven
ab.
Und
dann war es endlich soweit, die ersten Raketen flogen in den Himmel. Dem
Bürgermeister, der eigentlich noch eine zehnminütige Rede vorgehabt hatte, blieb
einfach keine andere Möglichkeit, als sich von der Bühne zu verabschieden.
Unzählige Explosionen erfüllten Büderich und der Himmel bestand nur noch aus
den schönsten Lichteffekten, die die Kunst der Sprengmeister zu bieten hatte.
Die Menge jubelte unentwegt. Der Mann aus Japan war ein echter Meister.
Was
jetzt kam, hatte bestimmt noch kein anderes Feuerwerkspublikum erlebt. Da waren
sich alle Meerbuscher einig. Das gab es nur bei ihnen.
Ein
roter Lichtstrahl schien direkt aus dem Himmel zu kommen und starrte genau auf
einen freien Punkt vor der Bühne. Viele versuchten in dem Moment, mit ihren
Handys Bekannte, Freunde oder Verwandte anzurufen, doch hatte überhaupt keines mehr
Empfang. Alle Netze waren ausgefallen. Respektvoll wichen die Menschen um den
Lichtstrahl ein paar Schritte
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