Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
jetzt
machen?
Die
Barskiefrau rannte, so schnell es die Dunkelheit zuließ, die Treppe wieder
hoch. Dann zückte sie ihren Kommunikator und beleuchtete den Anfang der Treppe
und die steinerne Decke.
»Neiiiiiiiin«,
schrie sie und zuckte sofort zusammen. Ihre Worte hallten gespenstisch in dem Treppengang
wider. Sie drückte ihre Hände gegen den Stein und versuchte, die Platte zu
bewegen. Doch es tat sich nichts. Sie ging noch ein Stück höher, drehte sich um
und stemmte ihren Rücken gegen die Decke. Wieder bewegte sie sich kein Stück.
Schweiß rann ihr von der Stirn. Sie merkte, dass sie nichts machen konnte. Sie
leuchtete noch einmal den Bereich ab, ob sich vielleicht auch hier ein Handabdruck
zeigte…aber da war nichts.
Einfach
nichts. »Ein Schalter wäre schön«, dachte sie verzweifelt. Cassandra drehte
sich um und schaute in die Dunkelheit hinunter. Das war der einzige Weg, den
sie gehen konnte.
Cassandra
klickte wieder auf ihr Display. 2.56 Uhr. Sie war jetzt schon fast eine halbe
Stunde gegangen, stellte sie überrascht fest. Sie hatte ihre Schritte immer mit
Bedacht gewählt, da es immer noch stockdunkel war. Sie konnte nicht wirklich
sagen, wie weit sie nun hinabgestiegen war, da sie das Gefühl hatte, sie habe
bereits jedes Orientierungs- und Zeitgefühl verloren. Immer mit der rechten
Hand an der Wand entlang gleitend, war Cassandra Stufe für Stufe weitergegangen.
Es war rauer Felsen. Gelegentlich hatte sie in etwas Feuchtes, etwas Schwammiges
gegriffen und war angeekelt zurückgeschrocken.
»Hoffentlich
war das nur Moos«, hatte Cassandra sich gesagt. Der Luftstrom, den sie
anfänglich gespürt hatte, war schon längst verschwunden. Die Temperatur hatte
stetig zugenommen, so dass sie angefangen hatte, zu schwitzen.
»Wenn
das noch wärmer wird, werde ich hier drin noch verdursten«, dachte sie vor sich
hin. Sie setzte wieder einen Fuß vor den anderen und verlagerte ihr Gewicht so,
wie sie es bis jetzt bei jeder Stufe getan hatte. Doch nun war Cassandra gestolpert.
Ein Schrecken durchfuhr sie. Automatisch gab ihr Körper nach, und sie bereitete
sich auf ein unendliches Fallen vor. Nun würde sie in die endlose Tiefe stürzen
und wahrscheinlich mit gebrochenen Beinen und Armen sterben.
»Hiiiilllfeee«,
schrie sie nur noch. Doch nichts passierte… Sie fiel ja gar nicht? Cassandra
lag auf ebenem Boden. Jetzt wusste sie gar nicht mehr, was sie machen sollte.
Die Wirkung des Adrenalins entfaltete jetzt seine volle Kraft. Obwohl es
unnatürlich warm war, wurde ihr für einen kurzen Moment kalt. Jetzt merkte sie
erst, wie nassgeschwitzt sie war. Vorsichtig richtete sie sich auf. Was war das
gerade gewesen?
Noch
während sie ihren Oberkörper wieder in eine senkrechte Position verlagerte, meinte
Cassandra, ein Flackern gesehen zu haben.
Und
da wieder! Jetzt flackerte es überall! Es schien, als würde ein weißes Licht
auf sie zurennen. Jetzt erkannte Cassandra auf einmal, dass sich das Licht zu
teilen schien, als es sich auf sie zubewegte. Es ging so schnell und endete abrupt
an der Stelle… an der sie stand. Rechts und links am Boden waren nun zwei weiße
Streifen Licht, die ihr den ganzen Weg erhellten. Es hatte keinen Laut gemacht.
Der Gang bestand aus weißgestrichenen Wänden und war glatt geschliffen.
Cassandra
drehte sich um und schaute die Treppe nach oben.
Es
waren in den Fels geschlagene Stufen, die bis hierher führten. Weit konnte sie
nicht nach oben schauen, da es dort wieder dunkel wurde.
Doch
hoch wollte sie sowieso nicht mehr. Neugierde packte sie. Ihre Angst schien ein
wenig durch das Licht genommen worden zu sein.
Langsam
bewegte sich die Barskiefrau wieder vorwärts. Jetzt konnte sie auch wieder
schneller gehen, denn nun musste sie nicht befürchten, dass sie wieder fallen
konnte. Allerdings schien die Temperatur in dem Gang auch weiterhin zu steigen…
je mehr sie sich vorwärts bewegte. Cassandra zog ihren Pullover aus und band
ihn sich um die Hüften.
Sie
zog ihr Komm. 3.25 Uhr.
Wie
tief mochte sie eigentlich unter der Erde sein? Und wie weit hatte sie sich in
den Berg bewegt? Und…was war das jetzt?
Plötzlich
stand Cassandra vor einer Kreuzung. In beiden Richtungen, links und rechts, war
ebenso kein Ende zu sehen, wie in dem Gang weiter geradeaus. Und nun?
»Uuff,
ist das warm«, dachte sie wieder. Sie schaute sich an. »Kann ich mein Shirt
ausziehen?«, fragte sie sich. Sie musste lachen. Sie
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