Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
wie
sein Herz weit entfernt vor Freude explodierte. Aber kaum hatte sie die Worte
übermittelt, wurde es auch schon fast schwer. Sie konnte ihn kaum verstehen,
seine letzten Worte erreichten sie gerade noch.
Ob
ihre letzten Worte ihn noch erreichten, wusste sie nicht. Als Sarah die Augen
wieder öffnete, schaute sie Frau Feuerstiel fast starrend an.
»Und?
Sie haben mit Jens gesprochen, stimmts?«. »Ja, hab ich. Wie gesagt, ihnen geht
es wirklich gut«, fügte Sarah mit einem verträumten Blick an. Julia war
derweilen mit Sonja wieder reingekommen und mit ihr nach oben gegangen. Anhand
des »Pieps« hatte Sarah erkannt, dass sie den Familiencomputer hochgefahren
hatte.
»Was
meinst du, Sarah, wann können wir Julia wieder zur Schule schicken?«, wollte
Frau Feuerstiel wissen. Herr Feuerstiel hatte den Fernseher angemacht und ließ
wie immer WWN laufen. Es war jetzt sein Lieblingssender geworden.
»Es
gibt doch keine Bilder mehr von ihm. Und bis auf ein paar Nachbarn und ein oder
zwei Schulkameraden von Sebastian, hat uns noch niemand wirklich darauf angesprochen«,
erklärte Frau Feuerstiel. Sie hatten mit einem einfachen Attest, das Sarah und
Jens besorgt hatten, Julia für unbestimmte Zeit von der Schule befreien lassen.
Sebastian hingegen war mit der Erlaubnis des Bildungsministers von
Nordrhein-Westfalen für ein komplettes Jahr von der Schule befreit worden, da
er spontan, aus familiären Gründen, nach Amerika gegangen war. So hatten sie
sogar die wenigen Fragen schnell und einfach beantworten können.
»Nein.
Da war Sebastian ja schon gar nicht mehr hier. Da war er schon längst in
Amerika«, hatten sie einfach erklären können. Die Schulkameraden hatten das
geschluckt und nicht mehr weiter nach-gefragt.
In
diesem Moment tauchte die Kanzlerin auf dem Fernseher auf. Herr Feuerstiel
machte lauter, da es sich zweifellos um ihre Sache handelte. Im Hintergrund war
der eintürmige Dom von Köln abgebildet.
»…können
wir nicht unbedingt ausschließen, dass der Junge noch lebt. Seine Identität ist
allerdings weiterhin unbekannt. Auch möchte meine Regierung alle Mitbürger der Bundesrepublik
Deutschland, Deutsche und Bürger aller anderen Nationen, aufrufen, noch etwas Geduld
zu haben. Die Untersuchungen werden bald abgeschlossen sein. Wir werden ihnen
alle Ergebnisse mitteilen. Zusätzlich wollen wir davor warnen, Spekulationen
und Vermutungen zu glauben, dass zum ersten Mal in der Neuzeit, und der fast
sicheren Geschichtsschreibung, etwas Übernatürliches, oder etwas, das man so
betrachten könnte, stattgefunden hat. Wir bitten sie nur noch um ein wenig Geduld.«
Herr
und Frau Feuerstiel schauten Sarah wortlos an. Auch Sarah wusste gerade nicht,
was sie sagen sollte. In Riesengröße wurde ein Bild von Sebastian eingeblendet.
Sie hatte nicht mit der Kanzlerin vereinbart, dass sie das Gesicht von
Sebastian zeigte. Wenn sie nämlich das tat, würde sie wahrscheinlich auch die
der anderen Mitglieder dieses Ereignisses zeigen. Und das würde bedeuten, dass
jetzt die ganze Welt in nur kürzester Zeit Bescheid wüsste.
»Sarah,
Mama, Papa!!!! Kommt mal schnell hoch«, rief Julia von oben herunter und
durchbrach damit die Stille. Die drei Erwachsenen beeilten sich, nach oben zu kommen.
Julia saß vor dem Computer.
»Sarah,
dass Ding ist einfach toll!!!«, jubelte Sonja begeistert. »Wenn man lange genug
vor dem Kompuhter wartet, dann kommen da Fische, die schwimmen«, teilte Sonja
freudestrahlend ihre Entdeckung mit. Fische waren da allerdings nicht zu sehen.
Julia sagte kein Wort, denn sie klickte immer nur auf Outlook-Express.
Ihr
Email-Account platzte gerade aus allen Nähten.
Der
Mann in dem Wagen mit den getönten Scheiben wartete geduldig an der Ecke. Er
legte den portablen Fernseher zur Seite und schnippte eine Zigarette aus dem
Fenster. Ihm gefiel nicht, dass das Bild von Sebastian Feuerstiel im Fernsehen gezeigt
wurde. Denn dann würde auch bald das Bild von Sarah O´Boile auftauchen. Und das
konnte ihm gar nicht gefallen. Schließlich hatte er sie als die Hauptschuldige
und den Kopf der Gruppe für das Attentat auf den Dom ausgemacht.
******
11.
C assandra war fasziniert. So etwas hatte sie noch nie
gesehen. Aus Furcht drehte sie sich plötzlich um und sah, dass der Eingang der
Höhle zwar noch da war, aber es hatte sich eine Art von dunklem Schleier in den
Bereich gelegt. Vor ihr glühte noch die blaue Rose, sie hätte das Bild
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