Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
sich Greenspan
jetzt ein. James stand sowieso schon kerzengerade, aber reckte jetzt noch seine
Brust hervor.
»Na,
so gut wie jeden Abend. Was denkst du denn? Woher sollte ich denn sonst die
Kohle bekommen, um an den Wochenenden mal so richtig einen drauf zu machen«,
sagte James stolz. Die Uppers, die James nach der Morgenbeschäftigung mit der
Kleinen eingeworfen hatte, entfalteten gerade ihre volle Wirkung. Sie hatte das
nicht mitbekommen, aber bald wollte er ihr auch ein paar Pillen geben, damit
das »Leben genießen« noch schöner wurde…und länger.
Erst
jetzt fielen Sarah die hektischen und ruckartigen Bewegungen auf, die James bei
seiner Selbstdarstellung machte. Immens gesteigertes Selbstwertgefühl, Unverwundbarkeit,
unvorstellbare Energie und Potenz waren die Zeichen von Kokain und anderen
Drogen. Damit kannte sie sich aus und dachte mit Genugtuung an ihren Auftrag im
Amazonas. Sie fragte sich, wie viel Hirn James sich dabei schon zerstört hatte.
Viel kann davon zumindest nicht mehr übrig sein.
Sie
wollte aus Höflichkeit warten, bis sie mit dem Gespräch fertig waren. Und sie
musste sich eingestehen, sie hatte so was noch nie wirklich gehört. Allerdings
fiel ihr auf, dass er mit einer Verachtung über das Mädchen sprach, die
ihresgleichen suchte. Ihr fiel ein kleiner Japaner ein. Doch sie konnte
und wollte hier keine Szene machen. Der Typ würde sowieso niemals… Sie brach
den Gedanken ab.
»Und,
wie klappt das mit dem Studieren?«, fragte Alan.
»Ziemlich
gut! Ich hatte allerdings ein bisschen Pech mit meinen Dozenten. Sie haben die
Arbeiten alle total unfair bewertet und obwohl meine Hausarbeiten die längsten
waren, darf ich sie nochmal schreiben oder muss sogar zwei Kurse wiederholt besuchen.
Die haben echt keine Ahnung, wenn du mich fragst«, sagte James verächtlich.
»Wie
viele Kurse besuchst du denn?«, wollte Greenspan noch wissen. »Ach weißt du,
ich habs nicht so eilig. Das Leben ist viel zu kurz, während wir jung sind, da
hab ich nur drei dieses Semester belegt. Aber ich werde das sogar überdurchschnittlich
schnell schaffen. Nächstes Semester belege ich das Dreifache und überhole dann
einfach alle. Ist doch das Einfachste der Welt«, sagte James und schaute das
strahlende Mädel jetzt lüstern an. Buddy Holly grinste wissend zu James rüber.
James hatte dieses Semester nur drei Kurse belegt. Und das mit dem Nachholen
sagte James jetzt schon seit den letzten vier Semestern.
»Entschuldigung,
könntet ihr mir vielleicht sagen, wo ich die Philosophische Fakultät finde?
Ich muss zu Professorin Jahn. Ihr wisst nicht rein zufällig, wo ihr Büro ist?«,
unterbrach Sarah nun das Gespräch.
»Keine
Ahnung«, sagte James und schaute sie verächtlich an. Greenspan schaute schon
auf das Gebäude, wollte gerade den Mund öffnen, als das James auffiel.
»Ach
so, die Philosophische Fakultät, na klar, die ist hier drin«, kam James Alan
zuvor und zeigte mit dem Finger auf das Gebäude neben ihnen. Dabei fing seine
Hand leicht an, zu zittern, und er nahm sie schnell runter. James hoffte, dass
das dem Mädchen nicht aufgefallen war, und es hatte nicht den Anschein. Aber
Sarah hatte es gesehen.
»Danke«,
sagte die Ritterin und ging auf die Türen zu. Sie konnte James noch sagen
hören: »So, Kleines, jetzt zeige ich dir mal, wo man ein ordentliches Sektfrühstück
für wenig Geld herbekommt, dann holen wir uns noch im Supermarkt zwei, drei
Flaschen Rotwein und machen es uns bei dir so richtig gemütlich. Du musst doch
nicht mehr zu irgendwelchen Veranstaltungen, oder? Hast du eigentlich ein Auto?
Sonst nehmen wir einfach meins! Ich hab einen TT.«
»Nein,
nein. Die Veranstaltungen sind nicht so wichtig. Und ein Auto hab ich auch
nicht. Lass uns gehen«, erwiderte das Mädchen schnell mit strahlenden Augen.
Sie wollte mit ihm soooo viel Zeit verbringen wie nur irgend möglich. Er war so
groß, so stark, so wichtig, so schön und intelligent noch dazu - er war der
Richtige für sie.
******
19.
S ie hing den Zettel an den Schaukasten.
»Ja,
so klebt er richtig«, sagte sie sich stolz. Sie war froh, dass sie es endlich
erledigt hatte. Am schwierigsten war die Papierwahl gewesen.
Das
war aber auch eine verdammt knifflige Sache. Es sollte dezent, aber auffallend,
energisch, aber auch einladend wirken. Ihre Kollegen unterschätzen eigentlich
immer diese Aspekte. Kein Wunder, dass sie sich über demotivierte Studenten
beklagten.
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