Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
gewartet.
Wie
unter einem Bann folgte Dennis Frau Feuerstiel ins Wohnzimmer und schaute so
lange zu Julia nach oben, bis er sie nicht mehr durch das Fenster sehen konnte.
******
29.
» U nd
nu?«, fragte Jens und schaute dabei Sebastian an.
Pharso,
der Kapitän und Gringle hatten sich um Sebastian aufgestellt und blickten ihn
alle hilfesuchend an. Hatten sie den Kapitän vorher noch für seine »gute«
spontane Reaktion gelobt, sah die Lage jetzt nach einigem Überlegen anders aus.
Aber was hätte der Kapitän auch anderes machen können?
So
oder so war die Situation alles andere als »gut«. Die Mannschaft des
Friedensvogels machte sich bereit, um auf das Schiff mit den beiden Rittern zu
kommen…plus den Flüchtlingen.
Pharso
überlegte laut: »Also, der Friedensvogel ist ein Standard-Kreuzer der Union.
Das heißt, es werden sich nicht mehr als rund 50 Mannschaftsmitglieder an Bord
des Kriegsschiffes befinden. Sie sind zwar alles ausgebildete Krieger,
aber zahlenmäßig sind wir überlegen.
Und
ein paar Waffen haben wir ja auch.«
Lukas,
der nachdenklich in ruhigen Linien auf und ab flog und dabei ein sehr
nachdenkliches Gesicht zog, sagte schnell: »Und Schmetterlinge haben wir
auch!!«.
Er
wollte sich unbedingt besser mit einbringen. Wansul und Sonja machten jetzt
schon mehr als er. Und er war schließlich der Schmetterling von Samis, von
Sebastian, dem Legendären. Seine Geschichten, die er abends den anderen
Schmetterlingen erzählte, waren mittlerweile die besten und spannendsten in der
ganzen Schmetterlingswelt geworden. Auch wenn sie nicht unbedingt denen
glichen, die er Stephanus dem Chronisten erzählte.
Garth
hatte ihn schließlich ermahnt und selbstverständlich alle anderen auch, so gut
es geht bei der »Wahrheit« zu bleiben.
Und
Garth war schließlich der Adept. Sein Wort war so ähnlich wie ein Gesetz, an
das sich alle Schmetterlinge halten müssen. Allerdings nur den Chronisten
gegenüber.
Was
sie in der Schmetterlingswelt den anderen erzählten, gehörte nicht dazu - das
verstand sich von selbst… sagten sich die Schmetterlinge zumindest.
Und
so hatte er ganz natürlich seine Geschichten etwas »aufbauschen« müssen. In der
Schmetterlingswelt war er jetzt ein Prominenter. Diesen Begriff hatte ihm
Sebastian beigebracht. Er war ein VIP-Schmetterling und alle anderen
Schmetterlinge bewunderten ihn…und den Rest der Truppe: Sonja, Wansul, Oskar,
Judith und Lukas waren die Creme de la Creme unter den Schmetterlingen
geworden. Generell hatten die Schmetterlinge langsam einige Begriffe von den
Menschen und anderen Lebewesen übernommen und sie in ihrer Welt verwirklicht.
So hatten sich spezielle »Fanclubs« unter den Schmetterlingen gebildet. Um sich
zu unterscheiden, hatten sie nächtelang diskutiert, wie sich ein Sonja-Club von
einem Lukas-Club unterscheiden konnte. Am Ende hatten sie sich dazu
entschieden, dass sie es farblich machen wollten. Und zwar nach dem Orden des
jeweiligen Ritters. Das war schließlich eine sehr wichtige Sache. Dumm nur,
dass sie alle die Farbe Blau hatten. Sie waren ja alle die Ritter des Rosenordens…und
dessen Stammfarbe war Blau. Doch das hatte eigentlich keinen Schmetterling
gestört. Es war sogar schön, wie die meisten fanden, da sie ja prinzipiell alle
demselben Club angehörten. Ja, darüber hatten sich die Schmetterlinge richtig
gefreut.
Sie
waren ein riesiger Club! Und so hatten einige Schmetterlingsfrauen angefangen,
kleine blaue »Fähnchen« zu basteln. Ein älterer Schmetterling hatte sogar sein
Haus blau angemalt, doch als die anderen Schmetterlinge dieses komplett
eintönige Haus gesehen hatten, wollte es dann doch keiner nachmachen. Das Bunt
war dann doch viel schöner.
Was
Lukas allerdings am meisten gefiel, war, dass sich jetzt recht viele junge
Schmetterlinsdamen für ihn interessierten. Und wenn ihn ein junges hübsches,
geflügeltes Fräulein dann anhimmelnd anschaute und ihn nach einer ganz besonderen
Geschichte fragte, die er wirklich noch keinem anderen, besser, keiner anderen
erzählt hatte, was blieb ihm da schon anderes übrig, als die Geschichte noch
besser zu erzählen?
Und
um Geschichten noch viel besser erzählen zu können, hatte er sich überlegt,
musste er sich selber mehr in die Geschehnisse einbringen. Und die anderen
natürlich auch.
Kurz
war ihm der Gedanke gekommen, ob das überhaupt klappte? Aber nur kurz. Sehr kurz.
Vielleicht eine Millisekunde lang.
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