Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
Türe zusammen mit Herrn Feuerstiel geöffnet
hatte. Dort waren fast zeitgleich mehrere Reporter aufgetaucht. Er hatte das aus
den Fotografen geschlossen, die hinter den ersten beiden Personen standen und
ihre Kamera über die Köpfe gehalten hatten. Ohne in die Kamera zu schauen,
hatten sie diese hochgehalten und auf den Auslöser gedrückt und dabei unzählige
Bilder geschossen. Dennis hatte nicht verstehen können, was der fremde Mann und
Herr Feuerstiel den Reportern erzählten, aber sie waren nicht lange geblieben und
schon wieder verschwunden. Dann war der fremde Mann selber raus gegangen und
war mit seinem Laptop wieder ins Haus zurückgekommen. Frau Feuerstiel war derweilen
hinten geblieben und in die Küche gegangen. Durch das andere Wohnzimmerfenster
hatte Dennis sehen können, dass Frau Feuerstiel noch einen Blick durch die Küchentüre
geworfen hatte und dann zielstrebig auf den Kühlschrank zugegangen war. Dabei
hatte sie einen ziemlich roten Kopf gehabt.
Sie
hatte die Kühlschranktüre geöffnet und sich als erstes ein Glas Gurken raus
genommen. Nachdem sie es geöffnet hatte, steckte sie sich direkt zwei Gurken
auf einmal in den Mund, setzte das Glas ab und ging nochmal schnell zur
Küchentüre, um mit dem Kopf ins Wohnzimmer zu schauen. Dann war sie wieder
zurückgegangen und hatte sich so gut wie alles, was der Kühlschrank hergab,
innerhalb einer Minute in den Mund gestopft. Als letztes hatte sie sich ein Eis
am Stiel aus dem Gefrierfach genommen und war gemütlich ins Wohnzimmer zurückgegangen.
Jetzt saß Frau Feuerstiel auf der Couch und schaute Fernsehen, als wenn sie gar
nicht interessieren würde, was Herr Feuerstiel und der fremde Mann da machten.
Als
Dennis nach oben zu dem Bürofenster blickte, er wusste ja, dass da der PC
stand, dort hatte er mit Sebastian oft genug Computer gespielt, stieg ihm der
Duft der blühenden, bunten Blumen aus dem Garten in die Nase. Irgendwie war der
Duft wunderschön. Julia saß mit ihren blonden Haaren gerade auf dem Stuhl und
war an dem Computer beschäftigt. Dennis sog den Duft der Blumen tief ein. Er
schaute auf Julia. Was war denn das für ein komisches Gefühl, das da seinen
Körper durchlief? Irgendwas passierte da mit seinem Bauch.
Julia
hatte wirklich eine süße Stupsnase.
»Und
ihre Haare waren so schön, wie die von keiner anderen«, dachte er. Dennis sog
den Blumenduft tiefer ein. »Und Julias Gesicht war so… Ja, wie?«, fragte er
sich. Dennis erschrak. Instinktiv versuchte er, sich hinter dem Baumstamm so
dünn wie möglich zu machen, hinter dem er stand. Dabei konnte er von Julia aber
nicht ablassen. Nervosität überkam ihn. Seine Hände fingen plötzlich an,
zu schwitzen. Jetzt verstand er, warum Frau Feuerstiel so einen roten Kopf
hatte. Hier war es fürchterlich heiß. Er starrte Julia förmlich an, während
sein Bauch durchdrehte. Auf einmal bemerkte er das Amselpärchen, das sich
verspielt durch den Garten jagte. Vögel waren ihm noch nie so aufgefallen. Er
sah eine Biene, die gemütlich auf einer Blume den Nektar genoss und dann zur
nächsten weiterflog.
Über
ihm hüpfte just in diesem Moment ein Eichhörnchen vom Baum und buddelte
seelenruhig eine Nuss aus dem Boden aus. So, als wäre er gar nicht da und keine
Bedrohung. Auch Mona stampfte durch den Garten, verharrte dann und schaute
absolut konzentriert in eine andere Richtung. Dort saß der braune Kater aus der
Nachbarschaft.
Beide
blickten sich endlos lange an. Dennis sog den Duft des blühenden, lebenden
Gartens noch tiefer ein und schaute wieder zu dem Fenster. Fast gequält,
seufzend und beim besten Willen nicht selbst sprechend, sich fast dagegen
wehrend, sagte Dennis leise: »Du bist soooo wunderschön.«
Abrupt
wurde er aus allem herausgerissen. Denn plötzlich sagte eine Stimme zu ihm:
»Was hast du gesagt?«
Frau
Feuerstiel stand plötzlich vor dem Strümper Jungen und hatte jetzt eine Tafel
Schokolade in der Hand. Sie hatte anscheinend so schnell gegessen, dass um
ihren Mund braune Flecken waren. Dennis starrte sie mit weit aufgerissenen
Augen an.
»Komm
mit rein, Dennis! Dann essen wir zusammen ein Eis.«
Die
Worte von Frau Feuerstiel waren fast magisch. Wortlos und sofort folgte er Frau
Feuerstiel zum Haus. Dieser Zauberspruch war für ihn gerade zum wichtigsten
Satz in der Weltgeschichte geworden. Er brachte ihn näher… zu Julia. Dennis
ging wie in Trance. Es war ihm, als hätte er sein ganzes Leben darauf
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