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Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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passte. Papa Feuerstiel sagte
schon gar nichts mehr dazu. Die Vase hatte jetzt bestimmt schon zwei oder drei
Jahre im Wohnzimmer gestanden, und farblich hatte sich an diesem Morgen
eigentlich nichts im Wohnzimmer getan. Nur einer der Momente, bei denen Herr
Feuerstiel aufgehört hatte, nachzudenken - es würde ja nichts bringen. Und ihm
war eigentlich egal, ob die Vase jetzt da unten stand oder nicht. Also hatte er
sie nach oben getragen und war deswegen etwas zu spät dran.
      Julia
war natürlich darüber gar nicht erfreut gewesen, denn Jack Johnson wollte man
nicht warten lassen. Sie hatte sich extra umgezogen und dafür einen Moment mit
dem Schreiben aufgehört. Das war ihrem Papa aber nicht aufgefallen. Er war mit
einer Vase auf den Dachboden gegangen. Jetzt fiel Herr Feuerstiel ein, dass er
ja gar kein Bild von Jack Johnson kannte und somit nicht wusste, wie er aussah.
      Als
er kurz vor der Schranke ankam, konnte er die Sirenen eines Krankenwagens
hören.
      »Ui,ui.
Hoffentlich ist das nicht wegen Jack Johnson. Er war doch ein guter Ritter, oder?«
      Der
Krankenwagen raste auch schon mit Blaulicht an ihm vorbei, und er ließ den
Gedanken über Jack schnell wieder fallen. In Osterath war halt eine Rettungsstation,
und die Jungs waren immer im Einsatz.  
      Die
Schranke war oben, doch die Ampel dahinter war Rot. So musste er warten. An ihm
fuhr ein kleiner Mann auf einem Roller mit einem orangenen Hemd und auffallenden
blauen Sicherheitsschuhen vorbei.  
      Er
hatte keinen Helm auf und seine blonde Mähne wehte im Wind. Es sah aus, als
hätte er es ziemlich eilig, und wenn er noch eine Peitsche in der Hand gehabt
hätte, dann hätte er wohl seine ratternden Pferdestärken damit auch noch
angetrieben. Papa Feuerstiel musste lächeln.
      »Na,
wer kommt denn da zu spät zur Arbeit? Hehe.« In Meerbusch kannte man die Farbe der
Arbeitshemden des Baumarktes.
      Jetzt
schaltete die Ampel auf Grün, und er konnte links abbiegen zum Bahnhof. Dabei
blickte er zum Fußgängerweg, der sich an der Straßenseite neben dem Osterather
Park entlang schlängelte. Aber da war kein Mann. Er bog in den Kreisverkehr und
mündete in den Parkplatz ein. Dann fuhr er direkt bis zu dem kleinen Taxistand,
der gegenüber von dem kleinen Bahnsteig war. Als er ausstieg, saß dort ein Mann
in einem eleganten Anzug im kleinen Unterstand.  
      Ungewöhnlich
war das nicht, denn in Meerbusch wohnten viele, die in Düsseldorf oder Köln
arbeiteten und von hier aus mit dem Zug fuhren. Meerbusch war eben so
familienfreundlich. Das Ungewöhnliche an diesem Mann war… oder besser, etwas
Ungewöhnliches saß neben ihm. Ein Schmetterling mit einem Tattoo und einer
Zigarre, den es überhaupt nicht kümmerte, dass er in aller Öffentlichkeit redete.
      »Du
hast dich verkauft an das System. Dein Anzug spiegelt nur die Interessen eines
einzigen riesigen Konsortiums, das die Menschen nur als Arbeitskräfte sieht, in
ihren Einheitsfarben, Einheitsklamotten und ihrem durch die Werbung
suggerierten Wohlfühlverständnis, um sie bis an ihr Lebensende gefügig zu
machen. Mensch Jack, das Leben ist doch keine Fernsehserie oder Hollywoodfilm!«,
sagte der kleine Rocker mit gespielt ernster Miene.
      »Wo
hast du denn das aufgeschnappt?«, fragte ihn Jack Johnson.
    Der
Schmetterling zog jetzt das fetteste Grinsen auf, das sein kleines Gesichtchen
mit der Zigarre in der Mitte aufbringen konnte.
      »Da
lief so eine Doku-Serie über die Kinder von 68ern. Wie sich irgendwas, das
Wertevermittlung hieß, so auf die ausgewirkt hatte und so… Hab ich aber doch
toll gesagt, oder?«
      »Anthony
Kiedis ist auch aus der Generation«, sagte Jack hämisch. »Mist«, grummelte
Johnny und schaute jetzt zu dem Mann auf, der sich vor sie gestellt hatte.
      »Dave
Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher sind ebenfalls aus der Generation«,
sagte Herr Feuerstiel zu dem Schmetterling und schaute dann zu dem Herrn im
Anzug.
      »Ist
jetzt auch irgendwie voll ätzend! Macht mich nur fertig! Depeche Mode sind Rock
'n' Roller der Neuzeit. Ein bisschen anders zwar, aber man kann den wahren Beat
schon spüren. Viel Gefühl, die Jungs«, sagte der sprechende Schmetterling.
      »Sie
müssen Herr Feuerstiel sein. Mein Name ist Jack Johnson, und das ist Johnny«, sagte
Jack, während er aufstand und zeigte dabei auf seinen plappernden »Cool-Definator«.
Herr Feuerstiel schaute auf seinen Wagen und deutete den beiden an, dass sie einsteigen
sollten.   
      »Das
ist ja

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