Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
den Huster konnte er nicht ausmachen. Hier und da sah er
Zigarettenqualm aus einem Loch aufsteigen.
Vorsicht
war hier nicht ganz so angesagt.
Er
wusste selber von seinen Fronteinsätzen, dass er nachts nichts lieber mochte
als einen rauchenden Feind in seiner Stellung. Wenn das Glühen der Zigarette
die Dunkelheit der Nacht hundert Meter entfernt durchbrach, dann legte er sich
hin, orientierte sich an dem nächsten Zigarettenzug, wartete, und schoss dann
beim übernächsten.
Ob
er getroffen hatte oder nicht, das würde er nie erfahren.
Doch
nach seinem Schuss war das Glühen weg… vielleicht auch ein Leben.
Im
Moment war Vorsicht jedoch nur bedingt angebracht.
Als
die Tasse voll war, nahm er einen Schluck, verzog sofort das Gesicht,
schüttelte sich und ging zu seinem Loch, das knapp 50 Meter weiter vorne lag.
Der
Boden war ein wenig uneben, so dass er mit seinem Gewehr, das er mit einem
Riemen über die Schulter trug, ganz schön ulkig wirken musste, weil er dabei
noch den Kaffee-Ersatz über diese Distanz balancierte. Aber was sollte schon
passieren… außer einem weiteren Flecken auf seiner Uniform?
Kämpfe
gab es hier keine. Der Widerstand war hier nicht aktiv. Sie wären auch voll
bescheuert, wenn sie es hier versuchen würden.
Der
Gegner suchte lieber den Stadtkampf - was auch logischer war.
Er
wusste, dass sie mittlerweile einige Verluste zu beklagen hatten, doch war ihm
klar, er würde die richtige Zahl als einfacher Mann im Feld wohl nie erfahren.
Kein
Offizier würde, falls das Negative der Fall war, den einfachen Männern den
wahren Stand der Dinge verraten, es sei denn, sie würden gewinnen und stünden
vor einem großen Sieg.
Aber
danach sah es zurzeit gar nicht aus.
Soviel
verriet ihnen der gesunde Menschenverstand. Zum Glück konnten die Rebellen
nicht wissen, dass ihr Nachschub ins Stocken geraten war, und dass im Moment
keine neuen Soldaten nach Sadasch gebracht wurden. Sie sollten erst in einer
Woche ihre Reihen verstärken können. Er war schon froh, dass das orbitale
Bombardement die Geschütze hier in der Umgebung ausgelöscht hatte. Sonst hätten
sie nachher noch unter Beschuss von diesen kleinen teuflischen Türmen gelegen.
Das wäre wahrlich kein Zuckerschlecken gewesen.
»Aber so…«, sinnierte er vor sich hin.
Seit
Ausbruch dieses Krieges hatten sie versucht, auch mit Fußtruppen diese
unendlich schießend wirkenden Türme auszuschalten, aber die Dinger waren
verflixt gut und schnell. Und sie waren so platziert worden, dass sie sich
sogar gegenseitig gegen einen Angriff vom Boden aus decken konnten. Er hatte
auch zu einer Einheit gehört, die ursprünglich einen Turm hatte stürmen sollen,
weil sich ihre Generäle erhofften, dass es zweifelsohne durch sie auch einen
Eingang nach unten geben musste. Er hatte sogar gesehen wie ein Trupp mit rund
40 Mann dafür geopfert worden war.
Diese
Geschütztürme waren vollkommen ungnädig.
Nachdem
die Angreifer, die Troopers, von dem Höllenteil erfasst wurden, war es
seelenruhig aus seiner nach oben verharrten Stellung erwacht, genüsslich
umgeschwenkt und hatte dann emotionslos mit seinem Rohr sein Feuer auf die
Männer eröffnet.
Innerhalb
von zwanzig Sekunden waren alle abgeschlachtet worden.
Dann
hatte es sich wieder nach oben bewegt und fiel wieder in seinen Schlaf. Auch
wenn er damit die »kleinen« Türme meinte, waren diese komischen Betonklötze
locker zwanzig mal zwanzig Meter breit, und rund zehn Meter hoch. Und dann
folgte das eigentliche Geschütz, das aus der Mitte herausragte und von einem
blauleuchtenden Schutzschild umgeben war.
Als
die Offiziere erkannt hatten, dass es so wirklich keine Chance gab, hatten sie
von weiteren Versuchen abgesehen, und somit war er am Leben geblieben.
Nachdem
er den ersten Anlauf gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass ein weiterer
Befehl, diese Monster einzunehmen, sein Todesurteil gewesen wäre. Aber da er
für diesen Einsatz hergebracht worden und dadurch hier an der vordersten Linie
nun war, konnte er auch bleiben.
Dafür
hatte er buddeln müssen, so dass der Ring um ein Loch erweitert wurde.
Wie
ein Netzwerk, das Knotenpunkte hatte, war der ganze Planet Sadasch von Unions-Stützpunkten
überzogen. Bei allen größeren Städten hatten sie sich eingenistet, wobei sie
durch gesicherte Verbindungslinien untereinander verkehrten. Frische Soldaten
und neues Material konnte auf diesen Strecken verlegt werden. Und zum Glück
hatten die
Weitere Kostenlose Bücher