Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

nur denken? Was verbarg sich hinter
diesem Begriff »Freiheit«, dass ein ganzer Planet bereit war, dafür zu sterben?
      Eigentlich
hatten sie erwartet, es gäbe genug Verräter unter den Barskies, die dafür
sorgen würden, dass die wenigen Widerstandskämpfer verraten wurden, und das
Ganze hier ein schnelles Ende finden würde.
      Aber
nein, nicht nur, dass es so gut wie keine Überläufer gab, die das Leben in der
Union mehr schätzen als in »Freiheit«, nein, der Widerstand hatte so sehr an
Zuspruch unter der Bevölkerung gefunden, dass man wirklich von einem Krieg
sprechen konnte.
      Das
Blöde war nur, dass sie diejenigen waren, die angegriffen wurden.
      Nie
konnten sie auch nur ansatzweise ausmachen, wo die Gegner herkamen. Sie
tauchten auf, verwüsteten einen Kommandoposten und verschwanden dann wieder in
der Nacht. Denn sie griffen meist nur im Schutz der Dunkelheit an.
      Und
dann war da noch diese ein wenig… unheimliche Sache.
    Selber
hatte er sie noch nie gesehen.
      Dafür
war er zu wenig in einer der hart umkämpften Städte gewesen, aber es hieß, die
Widerstandskämpfer hätten eine Art Spezialkommando: Eine Gruppe von genau 13
Soldaten plus einem Jungen, der »der Blaue Geist« genannt wurde, mit einem
menschlichen Begleiter.
      Doch
dass das nur ein wirres Märchen unter Soldaten war, die sich gegenseitig
Gruselgeschichten erzählten - wie kleine Kinder, die abends einen
Horrorgeschichte erzählt bekamen - merkte man daran: sie würden angeblich von
kämpfenden Schmetterlingen begleitet. Und dass diese Geschichte nur erfunden
sein konnte, merkte man auch daran, dass sie alle »magische« Kräfte hätten.
     
»Tsss«, konnte er bei dem Gedanken nur machen und nippte wieder an seinem
Kaffee.
      Dass
sich die Widerstandskämpfer ein Symbol für ihre Gemeinschaft hatten einfallen
lassen, war klar.
      Nichts
schweißte eine Truppe besser zusammen.
    Jedes
Bataillon der Union hatte ja auch sein eigenes Zeichen. Sie hatten einen
Braunbären gewählt, der eine Granate im Maul trug. Also warum der Feind nicht
auch?
      Der
Widerstand hatte sich allerdings für eine blau-silberne Rose entschieden. Ein
wenig tuffig, wie er fand. Aber er kannte schließlich die Traditionen hier
nicht. Doch die Sache mit dem »Geist«, der nachts durch die Straßen auf Sadasch
zog und Troopers killte, das war mittlerweile eine beunruhigende Sache
geworden.
      Auch
wenn es ihn nicht gab, so hatte er schon manch einen hier in den Gräben und
Löchern gesehen, der aufgezuckt hatte, weil er dachte, »der Blaue Geist«, oder
auch »der unsichtbare Held«, wie sie ihn nannten, wäre mit seinen 13 Kriegern
und Schmetterlingen nun gekommen, um ihn zu holen. Aber die, die angeblich in
solch einen Häuserkampf verwickelt waren, hatten diesen nie überlebt.
     
Und eins stimmte: Es gab Überfälle auf sie, die glichen danach einem
Schlachtfest - als hätte dort ein Dämon gewütet.
      So
was hatte er selber noch nie gesehen, und auch wenn sich die Troopers bei einem
Angriff alle Mühe geben würden und so brutal wären, wie sie es aus sich
herausholen konnten, so würden sie niemals diesen Blutrausch erleben, den diese
Angreifer bei ihrer Attacke haben müssen.
      Wie
sehr hassten diese Barskies die Union?
    Wie
sehr hasste sie dieser Geist?
      Seinen
richtigen Namen kannte hier keiner. Das war auch irgendwie egal, aber allein
der Begriff reichte schon aus, um eine dieser Einheiten hier an der Front in
Unruhe zu versetzen. Und das Schlimmste war: Angst kann man nicht verhindern.
      Jetzt
hörte er einen Ruf von einem der Löcher ein wenig weiter weg.
    Als
er hinschaute, zeigte einer der Troopers mit einer Hand in Richtung Wald. Mit
der anderen hielt er sein Fernglas, durch das er auf das Feindesgebiet schaute.
    Langsam
reagierten seine Kameraden.
      Hier
war schließlich noch nie was los gewesen. Doch dann wurden die Stimmen lauter.
Immer mehr Männer riefen etwas, so dass auch die Offiziere hinter ihm wach
wurden. Er konnte aber selber nichts ausmachen. Verdammt. Was meinten sie?
      Schon
flogen die ersten Befehle von hinten nach vorne.
    Er
warf seinen Kaffeepott weg und nahm das Gewehr in die Hand.
    Beiläufig
registrierte er, wie die APG-Schützen hinter ihre schweren Waffen sprangen, die
hinter Sandsäcken schlummerten. Das Ende des Laufes auf Standbeinen abgestützt,
richteten sie hektisch die einzig tragbaren schweren Waffen auf.
      Jetzt
merkte er, wie ein Bataillon nach dem anderen in Alarmzustand versetzt