Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
wann
wohnst du denn auf einem Schiff?«
******
52.
» W as
man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen, oder nicht?«, stöhnte Johnny.
Uwe
und Lars waren mit ihm zurück nach Berlin gekehrt und verließen gerade wieder
den Ausgang aus dem Rittersystem in die Gänge unter dem Reichstag in Berlin.
»Sei du mal ruhig! Als wir die Kanzlerin gefunden haben, hättest du ja auch mit
dran denken können, dass wir das, weswegen wir ursprünglich hier waren,
vergessen hatten…«, motzte Uwe. »…Und außerdem sollte es bei dir besser heißen:
‚ Was man nicht mit dem Hirn bewältigen kann, das müssen dann die Flügel
tragen ’.«
Allerdings
war er eher auf sich selber ein wenig sauer, weil er sich von der Person
Bundeskanzlerin hatte so beeindrucken lassen. Auch er traf die Dame eigentlich
nicht wirklich oft. Aber dass er deswegen eine Aufgabe vergessen hatte, war
einfach nur ärgerlich. Der Gang in dem sie die Frau mit ihren Sicherheitsleuten
gefunden hatten, sah immer noch so aus wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihn
verlassen hatten.
Die
Sperren waren noch unten.
Der
Lieferwagen, aus dem sich die vier ernährt hatten, stand ebenfalls noch an Ort
und Stelle, und der Verpackungsmüll, den die Hungernden hier unten angehäuft
hatten, war auch nicht weggeräumt worden.
Eine
gespenstische Stille umgab diesen Komplex, in dem eigentlich viele Menschen
arbeiteten. Dann gingen sie weiter bis zu dem Tor, das eindeutig hoch in den
Bundestag führen sollte. Es war ein später zusätzlich eingebautes Tor, das noch
in keinem Plan stand. Es sicherte die Aufzüge und den Eingang zum Reichstag,
direkt hinter dem Wendekreis, in dessen Mitte die Technikzentrale war.
»Und jetzt?«, fragte Lars in seiner Uniform.
Jack
war heute nicht dabei. Er war derjenige, der den Plan mit Berlin ausgetüftelt
hatte. Später hatten sie sich daran erinnert und gemeint, dass sie es auch zu
zweit mit einem Schmetterling schaffen würden.
Jack
war einverstanden und ging seinen Dingen nach.
Uwe
musterte das Metalltor, kniff dabei prüfend wie ein Experte die Augen zusammen
und drückte seinen Kopf dagegen.
»Nichts zu hören«, sagte er eher zu sich als zu den anderen. Dann trat er noch
einmal mit seinem neuen Kampfstiefel dagegen und das Tor schepperte laut vor
sich hin.
»Ich hab einen Plan. Geht mal zurück!«, forderte er Mensch und Schmetterling auf.
Johnny
guckte Lars fragend an. Was wollte er machen? Er war doch kein richtiger Ritter
mit irgendwelchen Spezialfähigkeiten. Mit irgendeinem Trick konnte er das Tor
nicht öffnen. Lars Feuerstiel, der ebenfalls in seiner Uniform war, zuckte nur
mit den Schultern. Keine Ahnung. Doch dann bekam der Schmetterling ein
verschmitztes Grinsen im Gesicht, als Uwe mit der einen Hand nach hinten griff,
mit der anderen seine »super gefährliche« Machete auf den Boden legte und sein
erbeutetes Nigthingdale V zog.
»Das nenn ich mal einen 1-A Schlüssel.«
Jetzt
strahlte auch Uwe auf. »Ja! Ne?«
Er
hatte das Gewehr noch nie benutzen können. Er war aufgeregt wie ein kleines
Kind. Auch Lars hatte dieses Gewehr der Union-Trooper noch nicht testen dürfen.
»Stopp! Das Ding hat garantiert einen Rückstoß. Das kenn ich aus den Filmen.
Pass auf, wie wir das machen!«, kommandierte jetzt der Freund von Uwe und ging
hinter ihn.
»Du gehst jetzt mit dem einen Knie auf den Boden und stützt dich ab, während
Johnny und ich dich nach vorne drücken.«
Yeah.
»Oh!
Gute Idee«, murmelte Uwe, der jetzt der beste Schütze der Erde wurde.
Er
war schon ganz in Gedanken und stellte sich den Schuss vor. Nur John Wayne,
Batman und Rambo waren bessere Schützen als er.
Vielleicht
noch ein paar andere. Aber dann würde nach diesem Schuss direkt er kommen.
Der
erste Mensch der Erde, der einen Schuss mit einem Nightingdale V abgab.
Ach
Mist. Das stimmte auch wieder nicht. Sarah hatte schon ein paar abgelassen. Und
Jack auch. Mist. Ach ja, und die ganzen anderen Ritter auch. Hmm, na ja, aber
trotzdem war das ein sehr bedeutender Schuss.
Jetzt
fingen Johnny und Lars an, zu stöhnen, während sie alles in den Schutz des
Freundes investierten.
Doch
Uwe schoss noch nicht.
»Was
ist jetzt?«, stöhnte Lars auf, konnte aber nichts sehen, da er sich gebeugt,
stemmend hinter Uwes Rücken befand und dabei auf den Boden schaute.
»Ich mach schon. Nur einen Augenblick.«
»Los,
mach endlich«, forderte jetzt auch Johnny.
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